In Remagen geht die Hotelier- und Weingroßhändlerfamilie auf Johann August Otto Caracciola (1815-1886) zurück, der aus einer alten italienischen Familie stammte. Sein Enkel ist der durch ein eigenes Denkmal am Deichweg geehrte Grand-Prix-Autorennfahrer der Vorkriegszeit Rudolf „Karratsch“ Caracciola (1901-1959).
Die Remagener Weinhändler- und Hoteliersfamilie Caracciola
Johann August Otto Caracciola (1815-1886)
Die jüngere Caracciola-Geschichte in Remagen
Bau- und Kulturdenkmäler
Quelle, Internet, Literatur
Die Remagener Weinhändler- und Hoteliersfamilie Caracciola
Der Ursprung der Familie Caracciola ist in Italien bereits um das Jahr 780 nachweisbar, um 1260 wird sie über einen kaiserlichen Feldmarschall und Generalgouverneur von Genua namens Tomaso Caracciolo als Herzoggeschlecht von Roccaniola erwähnt.
Eine erste Verbindung der Familie nach Deutschland ist im Jahr 1630 nachgewiesen, als ein Andrea Caracciolo ein Infanteriebataillon über die Alpen führte und in Ehrenbreitstein, Andernach und Remagen ansässig blieb (www.hall-of-fame-sport.de).
Johann August Otto Caracciola (1815-1886)
Im Jahr 1844 hatte sich der zuvor in Andernach tätige Kaufmann Johann August Otto Caracciola mit einem Weinhandel in Remagen niedergelassen und hier 1845 das Hotel Fürstenberg an der Rheinpromenade erbaut. 1870 wurde nach dem Tod des vorherigen Besitzers das vormalige Hotel König von Preußen von Otto Caracciola übernommen, der es in seinen Hotelkomplex Fürstenberg integrierte.
Im Deichweg erbaute Otto Caracciola den rund 1000 Quadratmeter großen Apollinariskeller, der als Weinlager für zeitweise bis zu 3 Millionen Liter Rebensaft diente, die er in alle Welt verschickte.
Der Informationstafel am Apollinariskeller und www.aw-wiki.de zufolge, soll der umtriebige Otto Caracciola sogar 1848 an der Frankfurter Paulskirchen-Nationalversammlung teilgenommen haben. Die Liste der Abgeordneten weist ihn jedoch nicht als solchen aus (zhsf.gesis.org), so dass er dort vermutlich in anderer Funktion anwesend war.
Als Hotelkaufmann und Fremdenverkehrsfunktionär war Caracciola der Hauptinitiator der 1869 in Koblenz gegründeten Internationalen Hoteliervereinigung, der ersten Hotelvereinigung der Welt.
Bis 1875 führte Otto Caracciola zudem die Agentur einer florierenden Kölner Dampfschifffahrtsgesellschaft, einer Vorläuferin der heutigen Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt GmbH (KD).
Im Zuge der Planungen für die Ahrtalbahn, einer 1880 eröffneten Nebenstrecke der Linken Rheinstrecke Köln-Bonn-Koblenz, erreichte Otto Caracciola durch seinen Einfluss, dass deren Startpunkt nicht in das benachbarte Städtchen Sinzig, sondern in „sein“ Remagen gelegt wurde (www.aw-wiki.de).
Die jüngere Caracciola-Geschichte in Remagen
Nach dem Tod von Otto Caracciola 1886 führte sein Sohn Otto Maximilian Caracciola (1866-1915) mit seiner Frau Mathilde (1867-1937, geborene Preutz) die Geschäfte weiter. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Hotelbetriebe vom ältesten Sohn Otto Caracciola (1895-?) übernommen (www.remagen.de); weitere Kinder waren Clementine, Ilse, Egon und der spätere Rennfahrer Rudolf.
Wohnort der Familie war das auch „Caracciola-Villa“ genannte Haus im Deichweg 6, das heute zwei Arztpraxen und eine Wohnung beherbergt.
Nach dem Niedergang der Remagener Caracciola-Betriebe um 1925 wechselte der Apollinariskeller zunächst in den Besitz der Leimgardt'schen Weinhandlung in Remagen und 1960 aus deren Erbengemeinschaft an einen Düsseldorfer Bauunternehmer Paul Plückebaum. Dieser baute den Keller bis 1968 zu einem Hotel Apollinaris mit 60 Betten aus. Anzeigen der Zeit werben für den „einmaligen 100 jährigen Weinkeller Caracciola Weinstube“ mit 700 Sitzplätzen, einem so genannten „Zigeunerkeller“, weiteren Gesellschaftsräumen und einer Bundeskegelbahn (Informationstafel und www.aw-wiki.de).
Die Wiederbelebung des Apollinariskellers dauerte jedoch nur bis 1971, als die dortige Gastronomie aus Sicherheitsgründen geschlossen werden musste.
Das Hotel Fürstenberg wurde 1967 abgerissen und durch ein Hochhaus ersetzt. Am inzwischen ebenfalls überbauten ehemaligen Standort des Hotels König von Preußen besteht heute eine italienische Gaststätte „Pizzeria da Franco“.
In den früheren Betriebs- und Kellerei-Gebäuden in der Straße Am Spich residiert aktuell ein Pflegedienst RheinAhr. Die Hauptfassade wird jedoch bis heute von einem ein großen Wandgemälde geziert, das an das Wirken der Hoteliers-, Weinhändler- und Rennfahrerfamilie Caracciola in Remagen erinnert.
Im Rahmen örtlicher Caracciola-Gedächtnistage, die vom 26. bis 28. September 2009 von der Stadt Remagen und vom Rudolf-Caracciola-Club aus Anlass des 50. Todestages von Rudolf Caracciola ausgerichtet wurden, wurde ein Abschnitt der Remagener Rheinpromenade ihm und seiner Familie zu Ehren in Caracciolaplatz umbenannt.
Bau- und Kulturdenkmäler
Ausweislich des Denkmalverzeichnisses für den Kreis Ahrweiler (hier im Stand vom 12.05.2020, S. 56) sind die folgenden auf die Familie Caracciola zurückgehenden Remagener Bauwerke als Kulturdenkmäler eingetragen:
- „Am Spich 5, Villa; späthistoristischer Putzbau, tlw. Fachwerk, um 1900; Gesamtanlage mit Garten“,
- „Deichweg 4, Apollinariskeller, bez. 1866-79, erneuert 1965“ und
- „Deichweg 9, späthistoristische Villa, Neurenaissance; Gesamtanlage mit Garten“.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2020)
Quelle
Informationstafeln am Zugang zum Apollinariskeller am Deichweg (Stand 08.11.2020).
Internet
www.aw-wiki.de: Johann August Otto Caracciola (abgerufen 11.11.2020)
www.aw-wiki.de: Hotel Fürstenberg Remagen (abgerufen 11.11.2020)
zhsf.gesis.org: Liste der Mitglieder der Frankfurter Nationalversammlung (abgerufen 11.11.2020)
www.remagen.de: Die Familie Caracciola in Remagen (abgerufen 11.11.2020)
www.hall-of-fame-sport.de: Rudolf Caracciola (Text Ulrich Kaiser, Mai 2008, abgerufen 11.11.2020)