Der 29. Oktober 1923 gilt als Geburtsstunde des deutschen Rundfunks. In den im Zuge der Rheinlandbesetzung besetzten Gebieten an Rhein und Ruhr war nach dem Ersten Weltkrieg der Bau und Betrieb deutschsprachiger Sender verboten. Daher kam es am 15. September 1924 zur Gründung der Westdeutschen Funkstunde AG - WEFAG - als neunter und letzter deutschen Rundfunkanstalt in Münster. Nach dem Ende der Besatzung im Januar 1926 wurde das Gebiet der WEFAG nach Westen ausgedehnt.
Sendergeschichte Der Aufsichtsrat der Gesellschaft beschloss Ende Oktober 1926 die Verlegung des Senders nach Köln und die Umbenennung in „Westdeutsche Rundfunk AG“ (WERAG, Vorgängergesellschaft des WDR) zum 1. Januar 1927. Das neue Funkhaus entstand in der Dagobertstraße 38 im Kunibertsviertel (in der heutigen Altstadt-Nord). Parallel dazu erfolgte die Inbetriebnahme des Senders Langenberg, dessen Ausstrahlung sich jedoch als zu schwach für die Versorgung des Großraums Köln erwies, weswegen man unter 94 Orten einen Standort für einen neuen Sender suchte. Nach einem Probebetrieb im September 1927 nahm der neu errichtete Sender Köln-Raderthal am 15. Dezember 1927 den Betrieb auf „Welle 283“ (1.060 kHz) mit einer Leistung von 4 Kilowatt auf. Beiderseits des Sendegebäudes errichtete man im Abstand von 140 Metern zwei 80 Meter hohe, hölzerne Sendemasten aus Kiefernholz für die Sendeantenne (T-Antenne). Nach Ertüchtigung des Senders Langenberg (Erhöhung der Leistung auf 60 Kilowatt) vergrößerte sich auch dessen Reichweite, so dass der Sender in Raderthal überflüssig wurde. Der Sendebetrieb wurde zum 14. März 1932 eingestellt, die Sendemasten und die technische Anlage abgebaut und nach Hannover verbracht.
Nach unterschiedlicher Nutzung des Gebäudes requirierte es die britische Rheinarmee nach dem Zweiten Weltkrieg als Veranstaltungshaus. Nachdem die Stadt es viele Jahre als Behelfsheim nutzte und bauunterhaltende Maßnahmen unterblieben, befand sich das Objekt im Herbst 2018 in einem desolaten Zustand. Besonders das Flachdach bedurfte nach Aussagen von Anwohnern einer dringend der Reparatur vor dem Winter.
Baubeschreibung Der Kölner Architekt Theodor Willkens (1887-1978) schuf 1927 den Gebäudekomplex des Senders Raderthal, bestehend aus dem Sendehaus mit Maschinenhalle und zwei seitlichen Beamtenwohnungen. Die freistehende, symmetrische Dreiflügelanlage ist im Stil des „Neuen Bauens“ gehalten. Der eingeschossige, zurückliegende Mittelbau wird von zwei identischen und gleich hohen, aber zweigeschossigen Seitenflügeln flankiert, die eine Art Ehrenhof zur Pingsdorfer Straße hin bilden. Nach Norden beziehungsweise Süden schließt sich jeweils ein eingeschossiger Kopfteil an die Seitenflügel an. Der zentrale Eingang mit Werksteingliederung und Treppenstufen, mittig im Mittelgebäude gelegen, wird von jeweils fünf hochrechteckigen, schmalen Fenstern flankiert, die auf halber Höhe unterteilt sind. Passend dazu unterbrechen schmale hochrechteckige Glasfenster die hölzernen Eingangstüren.
Die Beamtenhäuser werden zum Ehrenhof je über einen mittigen Eingang erschlossen und von zwei zweiteiligen Fenstern gerahmt. Darüber öffnen zwei zweiteilige Fenster und ein mittiges dreiteiliges Fenster die Fassade, im nördlichen Gebäude ist dieses vermauert. Zur Parkseite hin gliedern drei dreiteilige Fenster die Erdgeschosszone, im Obergeschoss jeweils nur ein dreiteiliges Fenster. Die Rückfront des Mittelbaus zur Hitzeler Straße gliedern 18 hochrechteckige Fenster. Die über Eck gesetzten Fenster in der Erdgeschosszone sind ein typisches Charakteristikum für die Entstehungszeit in den 1920er Jahren. Auf der Nordseite zur Eckdorfer Straße beziehungsweise auf der Südseite zur Hitzeler Straße wurden teilweise später Türen eingebrochen. Hier errichtete man 1951 und 1965 auch eingeschossige Vorbauten.
Die Fassaden sind streng horizontal gegliedert: eine umlaufende Sockelzone, Rauputz bei den Wandebenen und glatter Putz auf der Fensterebene. Weit vorkragende Flachdächer unterstreichen zusätzlich die Horizontalität. Bis heute ist das Objekt von einer Grünfläche umgeben (Vorgarten und rückwärtiger Garten), die integraler Bestandteil des Denkmals ist. An Stelle einer nicht realisierten Parkschänke wurde das Sendergebäude auf den Fritz-Encke-Volkspark (geschaffen 1923-26) ausgerichtet. Der Mittelbau und sein Vorhof orientierten sich an der zentralen West-Ost-Achse des Parks und dienten der Volkswiese als westlicher „Point de vue“ (Blickpunkt). Heute liegt das Gebäude inmitten der nach dem Zweiten Weltkrieg angelegten Volksparksiedlung.
Im Dezember 2018 kürte der Arbeitskreis Denkmal des Monats des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. das Gebäude zum Denkmal des Monats und sprach sich für eine denkmalgerechte Sanierung des historischen und für die Geschichte des Medienstandorts Köln bedeutenden Denkmals aus. Er betonte, dass eine besondere, an die Historie des Ortes erinnernde Nutzung der Sendehalle, wünschenswert sei.
Baudenkmal Das Objekt ist als „Ehemaliges Sendehaus des WDR, Hitzelerstraße 125“ in Köln-Raderthal ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmallistennummer der Stadt Köln: A 8150, eingetragen am 01.09.1997).
(Alexander Hess, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2020)
Internet www.stadt-koeln.de: Denkmalliste der Stadt Köln, Suche nach Adresse (abgerufen 07.08.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
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