Die Grabstätte der weit verzweigten Kölner Bankiersfamilie Deichmann befindet sich auf dem Melatenfriedhof in Köln-Lindenthal.
Die Geschichte der Familie Deichmann in Köln beginnt mit Wilhelm Ludwig. Er wurde am 3. August 1798 als Sohn des Bürgermeisters und Amtsrichters Konrad Deichmann (1769-1838) im hessischen Rodenberg am Deister geboren. Im Jahr 1818 kam er nach einer kaufmännischen Lehre in Bremen nach Köln und begann bei dem Handels- und Bankhaus A. Schaafhausen zu arbeiten. Deichmann heiratete am 26. Mai 1830 Elisabeth Jacobine Eleonore „Lilla“ Schaafhausen (1811-1888). Das damals Besondere daran: Er war Lutheraner, seine Frau Katholikin (www.rheinische-geschichte.lvr.de). Der vielversprechende Jungunternehmer heiratete somit über die Konfessionsgrenzen hinweg in die wirtschaftliche Führungsschicht ein – für jene Zeit ein typisches und gezieltes Vorgehen von Unternehmern und Wirtschaftsbürgern (Köhler / Ziegler, 2000).
Nachdem Wilhelm Ludwig Deichmann bis 1857 bei A. Schaaffhausen tätig gewesen war, eröffnete er 1858 gemeinsam mit seinem Neffen Adolph vom Rath (1832-1907) das Bankhaus „Deichmann & Comp.“ in der Kölner Trankgasse. Über Adolph vom Rath war Deichmann & Co. im Jahr 1870 an der Gründung der Deutschen Bank beteiligt, Teile des Gründungskonzepts sind im damaligen „Palais Deichmann“ verfasst worden. Im Jahr 1836 erwarb er als Sommerdomizil das Schloss Mehlemer Aue - Später Schloss Deichmannsaue - in Bonn-Rüngsdorf. Außergewöhnlich waren darüber hinaus Wilhelm Ludwig Deichmanns Freundschaft zu und das persönliches Vertrauen in Alfred Krupp sowie sein finanzielles Investment in das Unternehmen (www.rheinische-geschichte.lvr.de, abgerufen).
Wilhelm Ludwig Deichmann verstarb am 23. November 1876 und fand seine letzte Ruhestätte auf der so genannten „Millionenallee“ auf dem Lindenthaler Melatenfriedhof (vgl. Friedhofsplan unter www.stadt-koeln.de). Zahlreiche weitere Familienmitglieder liegen hier begraben. Die Grabstätte besteht aus einem zentralen Obelisken aus grauem Stein, der gleichzeitig als Eingang in die daruntergelegene Gruft dient. Darum ist eine Grünanlage angelegt, die von einer niedrigen Mauer aus demselben Material wie dem des Obelisken umfasst wird und auf der in goldenen Lettern die Namen und Lebensdaten der Dahingeschiedenen eingraviert sind.
Das Grab weist neben seiner imposanten Größe eine weitere Besonderheit auf: Der Enkelin von Wilhelm Ludwig Deichmann und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Freya Gräfin von Moltke, geborene Deichmann (1911-2010), wurde an der Mauer ebenfalls eine Inschrift gewidmet. Sie verstarb im Jahr 2010 in ihrer Wahlheimat Norwich im US-Bundesstaat Vermont und fand dort ihre letzte Ruhestätte. Nichtsdestotrotz ist sie auf diese Weise mit ihrer Familie in Köln vereinigt.
Abt, Josef; Beines, Johannes Ralf; Körber-Leupold, Celia (Fotos) (1997)
Melaten. Kölner Gräber und Geschichte. Köln.
Köhler, Ingo / Ziegler, Dieter (Hrsg.) (2000)
Wirtschaftsbürger und Unternehmer. Zum Heiratsverhalten deutscher Privatbankiers im Übergang zum 20. Jahrhundert. In: Großbürger und Unternehmer. Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert, (Studien zur Zivilgesellschaft, 17.) S. 116–143. Göttingen.
Priebe, Ilona (2009)
Friedhof Melaten. Vom Leprosenhaus zur Millionenallee. (Entdecker-Touren.) Köln.
Treue, Wilhelm / Coing, Helmut; Walter, Wilhelm (Hrsg.) (1980)
Das Privatbankwesen im 19. Jahrhundert. In: Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, Band 5, Geld und Banken, (Studien zur Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts.) S. 94-127. Frankfurt/M..
Grabstätte der Familie Deichmann mit Inschrift für Freya Gräfin von Moltke auf dem Melatenfriedhof
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Empfohlene Zitierweise
„Grabstätte der Familie Deichmann mit Inschrift für Freya Gräfin von Moltke auf dem Melatenfriedhof”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-312687 (Abgerufen: 10. Oktober 2024)
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