Wasserflugzeughafen im Niehler Hafen

Transatlantischer Wasserflughafen im Köln-Niehler Hafen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 58′ 53,84″ N: 6° 58′ 20,45″ O 50,98162°N: 6,97235°O
Koordinate UTM 32.357.670,38 m: 5.649.738,16 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.568.326,28 m: 5.650.052,31 m
  • Diorama-Modell "Wasserflugzeughafen im Niehler Hafen" des Historischen Luftfahrtarchivs Köln mit einer zu einem Wasserflugzeug umgerüsteten Junkers F 13, ausgestellt bei der "Nacht der Technik" in Köln 2022.

    Diorama-Modell "Wasserflugzeughafen im Niehler Hafen" des Historischen Luftfahrtarchivs Köln mit einer zu einem Wasserflugzeug umgerüsteten Junkers F 13, ausgestellt bei der "Nacht der Technik" in Köln 2022.

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    Knöchel, Franz-Josef, Landschaftsverband Rheinland / CC BY 4.0
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    Franz-Josef Knöchel
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  • Hafen Niehl 1 (2015)

    Hafen Niehl 1 (2015)

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    Martina Gelhar / Landschaftsverband Rheinland
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    Martina Gelhar
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Neben den „großen“ Kölner Flughäfen – dem vornehmlich zivil genutzten Verkehrsflughafen Butzweiler Hof (der ab 1911 genutzte „Butz“) und den beiden rechtsrheinischen Militärflugplätzen Ostheim (ab 1936) und Wahn (ab 1938) – gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Domstadt offenbar auch mehrere Standorte von Wasserflugzeughäfen (auch Wasserflughäfen), die auf dem Rhein angelegt wurden.

Auch wenn sich heute keine sichtbaren Spuren mehr von ihnen finden, sind zumindest zwei Landeplätze auf dem Wasser recht sicher durch Zeugnisse belegt:

  • einer auf dem Kölner Rhein bei Sankt Kunibert, an der genannten „Kunibertsrampe“ (dort allgemeinere Ausführungen zur Kölner Wasser-Luftfahrt),
  • einer in einem Becken des 1922-1925 mit vier Becken und Kaianlagen als Ergänzung zum innerstädtischen Rheinauhafens erbauten Niehler Hafens, sowie
  • ein nur unsicher genannter und wahrscheinlich mit dem erstgenannten identischer Landeplatz auf Höhe der Machabäerstraße.

Der internationale Wasserflugzeughafen im Niehler Hafen
Nachdem die Deutsche Lufthansa AG den Flugbetrieb auf dem Rhein bei St. Kunibert im August 1927 eingestellt hatte (und diesen - wie sich später zeigte - mit dem Sommerflugplan vom 14. Mai 1928 nicht wieder eröffnen sollte), schleppte man das zum Anlegen der Flugzeuge dienende Floß am 1. Oktober 1927 in den Niehler Hafen, wo es für andere Luftpost-Flüge genutzt wurde.

Dokumentiert sind hier für die Jahre 1927 und 1928 Landungen von Katapultflugzeugen im Rahmen des Postdienstes von Überseedampfern:
Der im Liniendienst der Reederei Norddeutscher Lloyd zwischen Bremerhaven und New York fahrende Vierschrauben-Turbinen-Schnelldampfer „Bremen“ erlangte bereits bei seiner Jungfernfahrt vom 16. bis 22. Juli 1929 das prestigeträchtige „Blaue Band“ für das schnellste Passagierschiff auf der Transatlantik-Route. Die Post wurde dabei - nochmals ein paar Stunden schneller! - vom Atlantik aus mit dem nur einmal gebauten und gut 180 km/h schnellen Katapultflugzeug des Typs Heinkel HE 12 in Richtung des New Yorker Hafens vorausgeschickt. Nach dem Rekordflug wurde die Maschine mit der Kennung D-1717 vor 3.500 Gästen vom Bürgermeister der Stadt New York City James John „Jimmy“ Walker (1881-1946) persönlich auf den Namen „New-York“ getauft (Hinweis Herr Müller).
Auf den Rückfahrten der „Bremen“ wurde die Transatlantik-Post in der Regel auf der Höhe von Cherbourg an der französischen Normandieküste mit der HE 12 in Richtung des Flugplatzes Blexen (an der Wesermündung bei Bremerhaven) vorausgeschickt, von wo aus die Sendungen weiter verteilt wurden. Zum 19. September 1929 startete die D-1717 dann zum ersten Mal vom Atlantik aus in Richtung des Niehler Hafens. Hier überbrachte die Maschine für Deutschland bestimmte Postsäcke, die in Köln sortiert und anschließend vom Flughafen Butzweilerhof aus weiter verteilt wurden (koelner-luftfahrt.de).

Der Kölner Verwaltungsbericht für 1929/30 referiert zu diesem Flug: „Um eine schnellere Beförderung der Amerikapost zu erreichen, wurde die nach Abfahrt des Dampfers 'Bremen' in Köln gesammelte Post von hier aus der 'Bremen' mit einem Landflugzeug nach Cherbourg nachgesandt. Umgekehrt startete des Katapultflugzeug der 'Bremen' auf hoher See mit der Europapost nach Köln, wo es im Niehler Hafen landete.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg soll noch ein nicht näher spezifiziertes „großes“ Wasserflugzeug der britischen Royal Navy im Niehler Hafen stationiert gewesen sein (koelner-luftfahrt.de), während dieser bereits von den Belgischen Streitkräften als Treibstoffdepot genutzt wurde (de.wikipedia.org, Wasserflugzeug und Hafen Niehl I).

Lage und Objektgeometrie
Auf den zeitgenössischen historischen topographischen Karten TK 1936-1945 findet sich im Niehler Hafen kein Wasserflughafen oder eine entsprechende Anlegestelle verzeichnet (vgl. Kartenansicht).
Die Objektgeometrie ist hier entsprechend der Rekonstruktion anhand einer historischen Aufnahme durch Herrn Werner Müller an der Spitze der beiden Hafenbecken eingezeichnet (vgl. koelner-luftfahrt.de mit dortigem Bild).

Hinweis
Die Wasserflugzeughäfen auf dem Kölner Rhein wurden unter „Schon gewusst, ...“ in Heft 3/2022 des Stadtmagazins KölnerLeben vorgestellt (koelnerleben-magazin.de).

(Uli Kievernagel, Köln, 2019, Werner Müller, Historisches Luftfahrtarchiv Köln, 2021/2022, Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2022)

Quelle
Verwaltungsbericht der Stadt Köln / 1929/30 (Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Köln), S. 72 (online unter Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Digitale Sammlungen, www.ub.uni-koeln.de, abgerufen 10.02.2022).

Internet
www.koeln-lotse.de: Wasserflugzeughafen auf dem Rhein (Uli, der Köln-Lotse vom 12.10.2019, abgerufen 14.11.2019)
koelner-luftfahrt.de: Die Wasserflugzeughäfen von Köln (abgerufen 18.11.2019, 11.11.2021 und 05.04.2022)
koelnerleben-magazin.de: KölnerLeben, Heft Juni/Juli 2022, S. 29 (abgerufen 03.06.2022)
de.wikipedia.org: Wasserflugzeug (abgerufen 15.11.2019)
de.wikipedia.org: Katapultflugzeug (abgerufen 15.11.2019)
de.wikipedia.org: Heinkel HE 12 (abgerufen 19.11.2019)
de.wikipedia.org: Hafen Niehl I (abgerufen 15.11.2019)

Literatur

Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 145-146, Köln (2. Auflage).

Wasserflugzeughafen im Niehler Hafen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Konrad-Adenauer-Ufer
Ort
50735 Köln - Niehl
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1925 bis 1927, Ende nach 1945

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Wasserflugzeughafen im Niehler Hafen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-301142 (Abgerufen: 25. April 2024)
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