Bereits ein paar Jahre früher verfügte das 1909 eröffnete und 1952 abgerissene Barmer Stadion über eine 400 Meter lange Zement-Radrennbahn, Lichtenplatz oder auch Toelleturm genannt (auch Barmen war bis 1929 noch eine eigenständige Stadt).
Radrennbahn
Als Besonderheit des Elberfelder Sportstadions galt stets die einmalige Verbindung eines Fußball- und Leichtathletikplatzes mit umgebender Aschenbahn hinter der sich wiederum eine Radrennbahn und erst dahinter die Zuschauerränge befanden.
Die um das Rasenfeld des Stadions herum angelegte 500 Meter lange Beton-Radrennbahn war 12 Meter breit und besaß zwei spektakuläre Steilkurven mit Überhöhungen von jeweils acht Metern (web.archive.org). Die Bahn galt als extrem schnell, „man sprach von der schnellsten Radrennbahn Europas, vielleicht auch der ganzen Welt“ (de.wikipedia.org, Stadion am Zoo). Für nächtliche Rennen konnte die Bahn sogar beleuchtet werden (Semmeling 2009, S. 127).
Daneben war die Rennstrecke auch häufig Austragungsort der lange Zeit sehr beliebten Steherrennen, bei denen die Radrennfahrer den Windschatten eines knapp vorausfahrenden Motorrades nutzten und dadurch ein deutlich höheres Tempo erzielten.
Auf der Radrennbahn Elberfeld fanden die Steherrennen der beiden ansonsten auf der Müngersdorfer Radrennbahn ausgetragenen Bahn-Weltmeisterschaften 1927 und 1954 statt, ferner die deutschen Meisterschaften der Profi-Steher in den Jahren 1931, 1933, 1939, 1947, 1950, 1953 und 1958 (www.radsportseiten.net).
Am 24. Oktober 1955 stellte der Radsportler Walter Lohmann (1911-1993, u.a. Bahn-Weltmeister 1937 und 1938-1953 zehnmaliger deutscher Profi-Stehermeister) mit immerhin bereits 44 Jahren hier gleich zwei neue Weltrekorde auf: Als Steher fuhr er hinter einem Motorrad-Schrittmacher in einer Stunde 96,016 Kilometer weit und benötigte 1:03,40 Stunden für 100 Kilometer.
Das letzte Steherrennen in Elberfeld wurde 1958 ausgerichtet (web.archive.org).
Motorradrennen
So wie auch andere, eigentlich als Rennbahnen im Bahnradsport erbaute Velodrome, wurde auch die Rennbahn im Stadion am Zoo für reine Motorradrennen genutzt. Ein erstes wurde bereits eine Woche nach der Eröffnung im Oktober 1924 veranstaltet, diesem folgten bis 1936 viele weitere Rennen, die nach dem Krieg im April 1947 wieder aufgenommen wurden. Das letzte Rennen fand wahrscheinlich im Juli 1954 statt (Semmeling 2009, S. 127).
Das Ende der Rennbahn
Von der Radrennbahn und den Steilkurven sind im heutigen Stadion am Zoo kaum noch Spuren zu erkennen. Die Bahn und auch die Stehplatzränge des Stadions wurden bereits seit den 1970er Jahren und bei Renovierungen 1991-1993 teilweise abgetragen und überbaut. Die letzten Spuren verschwanden dann bei den Umbauten des Zoostadions zum reinen Fußballstadion nach 2006.
Die hier verzeichnete Objektgeometrie folgt den historischen topographischen Karten TK 1936-1945 (vgl. Kartenansicht, technisch bedingt etwas verschoben). Auf den älteren Luftbildern Nordrhein-Westfalen 1988-1994 lässt sich die das innere Rasenspielfeld umgebende Radrennbahn noch sehr gut erkennen.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2020)
Quellen
- Freundliche Hinweise eines Mitarbeiters des Gebäudemanagements der Stadt Wuppertal vor Ort am 24.10.2019.
- Informationstafel der „Deutschen Fußball Route NRW“ am Stadion (24.10.2019, vgl. Abbildung).
Internet
www.cycling4fans.de: Radstadion Wuppertal Elberfeld 1927 (abgerufen 21.10.2019)
www.wz.de: „Zoostadion: Seit 1924 schlägt hier das Wuppertaler Herz“ (Westdeutsche Zeitung vom 04.06.2012, abgerufen 21.10.2019)
web.archive.org: Archivierte Seite von www.wuppertal.de mit Informationen zum Stadion aus dem Fußballmagazin 11 Freunde (2010/2014, abgerufen 25.10.2019)
www.radsportseiten.net: Walter Lohmann (abgerufen 22.10.2019)
de.wikipedia.org: Stadion am Zoo (abgerufen 21.10.2019)
de.wikipedia.org: Barmer Stadion (abgerufen 22.10.2019)