Aufgrund von Rohstoffmangel kam der Brauereibetrieb während des Ersten Weltkrieges zum Erliegen. In die leerstehende Anlage zog Anfang der 1920er Jahre die „Deutsche Kwatta Kakao- und Schokoladefabrik AG“ ein, wohl auch wegen Kölns verkehrsgünstiger Lage und seiner bereits durch Stollwerck geprägten Tradition in der Süßwarenherstellung. Die expressionistische Front des 1928 errichteten Fabrikneubaus neben dem ehemaligen Sudhaus in der Roßstraße ist eine der wenigen in Köln erhaltenen Schaufassaden aus den „Goldenen Zwanzigern“.
Die 1883 gegründete Firma Kwatta hatte ihren Stammsitz im niederländischen Breda. Der Name „Kwatta“ leitet sich angeblich von dem Wort „quarter“ für „ein Viertel“ her, das man in der niederländischen Kolonie Surinam benutzte. Von dort bezog das Unternehmen den Kakao, der mindestens ein Viertel der Schokolade ausmachen sollte. Das Unternehmen gilt als Erfinder des Schokoladenriegels, der ab 1907 wegen seiner Haltbarkeit und seines Energiegehalts für das niederländische und belgische Militär produziert wurde.
Für den deutschen Markt produzierte das Unternehmen Kakaopulver, verschiedene Sorten Schokolade und Pralinen. Wegen des hohen Anteils der Handarbeit bei Herstellung und Verpackung bot die Kwatta vor allem Arbeitsplätze für Frauen und Mädchen – damals eine willkommene Ergänzung zu den männlich dominierten Maschinenbaubetrieben. 1964 wurde der Ehrenfelder Betrieb geschlossen. 2001 übernahm der amerikanische Heinz-Konzern die Marke Kwatta. In Belgien werden heute noch Produkte unter diesem Namen vertrieben.
Im Rahmen der Stadtsanierung richtete die Stadt Köln in dem Fabrikkomplex Künstlerateliers ein und ließ über den Gewölbekellern anstelle der Halle den „Kwatta-Park“ anlegen.
Hinweis
Das Objekt „Kwatta Kakao- und Schokoladenfabrik in Köln-Ehrenfeld“ ist seit 1980 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 385) und Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Ehrenfeld (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 349).
(Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)