Funktion
Der Seewoog war im System der Holztrift ein Sammelwoog. Wesentliches Merkmal war der Aufstau und die schubartige Abgabe von möglichst großen Mengen an Wasser. Der Beginn der eigentlichen Holztrift fand erst unterhalb des Wooges statt.
Bauwerke
Der Seewoog weist in seinem gegenwärtigen Zustand keine sichtbaren Relikte zur Holztrift im 19. Jahrhundert auf. Dammbauwerke und auch der Umriss des Woogs geben die einstige Funktion nicht mehr wieder. Die Mönchbauwerke für den Grundablass des Gewässers sind aus Beton gefertigt und damit neueren Datums. Der einstige aus Sandstein gemauerte Damm ist nicht mehr erkennbar und vermutlich von Erde überdeckt. Der einstige Triftwoog ist heute in zwei Gewässer unterteilt. Am oberen Seewoog befindet sich, von Vegetation fast verdeckt, die minimal gefasste Quelle des Leinbachs.
Räumliche und zeitliche Einordnung des Wooges
Der Seewoog war einst Teil der Holztrift am Leinbach. Der rund zwölf Kilometer lange Leinbach zählt zum Einzugsgebiet des Speyerbachs, der in Richtung Rheinebene entwässert. Erbaut wurde der Woog im Jahr 1820. Die Holztrift im Pfälzerwald fand bis ins späte 19. Jahrhundert statt. Die Holztrift am Leinbach wurde spätestens im Jahr 1906 eingestellt.
Umgebung des Wooges
Unmittelbar am Dammbereich des unteren Woogs befindet sich eine Sitzgruppe mit einem steinernen Tisch. In die breite Tischkante wurde die Inschrift Seewoog eingraviert. Die Tischbeine bestehen aus Sandsteinquadern, die wohl Bestandteile des Dammes waren.
Wenige Meter entfernt vom Dammbereich des unteren Woogs, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, ist der Ritterstein Nr. 138 in die Felswand integriert. Die Inschrift lautet „Seewog“ (richtig: Seewoog). Eitelmann bezeichnet den Seewoog als „schönen Waldweiher“, was sein heutiges Erscheinungsbild gut wiedergibt, jedoch nicht den Ursprung des Namens aufzeigt, der wiederum aus der Holztriftepoche im 19. Jahrhundert stammt (Eitelmann 2005, S. 113).
Im weiteren Umfeld vom Seewoog befindet sich ein interessanter Querbezug zur einstigen Holztrift am Leinbach und zur Herkunft des geschlagenen Holzes, das einst zur Holztrift in den Seewoog gegeben wurde. Der Ritterstein Nr. 140 mit der Inschrift„Stall“ befindet sich am oberen Ende der Straße von Waldleiningen, die zur Bundesstraße B 48 führt (nördlich von Johanniskreuz). An dieser Stelle, einer Passhöhe, befand sich einst westlich der Wasserscheide ein Stall, in dem Holzscheite gelagert wurden, die zum Transport durch Pferde aus den Waldarealen südöstlich von Kaiserslautern vorgesehen waren. Diese Wälder waren im 19. Jahrhundert Teil des Stiftswalds und zum Ritterstein Nr. 161.
Ein weiterer Querbezug, der den Kaiserslauterer Stiftswald mit der Holztrift verbindet, ist der Ritterstein Nr. 163 „Franzosenwoog“. Wie beim Seewoog wurde auch dort Holz aus dem Stiftswald in das Trift-Gewässernetz eingebracht.
Zusammenfassend handelt es sich bei dem Seewoog um einen Triftwoog mit wenigen unmittelbar nachvollziehbaren Relikten, jedoch mit mehreren umgebenden Querbezügen zur Holztrift im Speyerbach-Einzugsgebiet.
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)