Die ummauerte römische Colonia erhob sich auf dem Hochufer über dem Rhein; davor befanden sich Kaianlagen und eine unbefestigte Insel. Der etwa auf Höhe von Alter Markt und Heumarkt gelegene Rheinarm zwischen Ufer und Insel versandete zunehmend und wurde später zugeschüttet, sodass in hochmittelalterlicher Zeit auf der einst vorgelagerten Insel ein neues Kaufmannsviertel angelegt werden konnte.
Doch schon in römischer Zeit war auch die Insel bebaut: Im Bereich des späteren Martinsklosters befand sich auf einem planierten Areal im ersten Jahrhundert vermutlich ein Sportplatz mit Wasserbecken. Nach dessen Aufgabe wurden vier Lagerhallen errichtet, die sich u-förmig um einen durch eine Mauer abgeschlossenen Hof gruppierten. Ausgrabungen der 1960er und 1970er Jahre haben diese Bauphasen erschlossen, die heute in einer archäologischen Krypta unter der Kirche sichtbar sind. Weitere Erkenntnisse über den Hafen und seine Kaianlagen ergab jüngst der Bau der Nord-Süd-U-Bahn.
Der Rhein bildete nicht nur die Ostgrenze der römischen Provinz Niedergermanien, sondern auch ihren Hauptverkehrsweg, der die Rheinstädte zwischen Basel und Nimwegen miteinander verband. Die Lagerhäuser dienten den hier flussauf- und abwärts transportierten Waren, möglicherweise aber auch für Rohstoffe und Handelsgüter aus dem unbesetzten, sehr wohl aber wirtschaftlich genutzten rechtsrheinischen Raum.
Eine dieser Lagerhallen scheint auch in nachrömischer Zeit noch existiert zu haben und wurde mehrfach renoviert und verschönert. Möglicherweise ging aus diesem, inzwischen in die Kaufmannsvorstadt integrierten Bau, das im 10. Jahrhundert ursprünglich als Stift begründete Benediktinerkloster mit seiner dem Heiligen Martin geweihten Kirche hervor. Zumindest entstand noch auf den römischen Grundmauern bzw. Fundamenten auch die im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtete spätromanische Martinsbasilika, deren monumentaler Vierungsturm bereits als zentraler Bestandteil des Kölner Rheinpanoramas konzipiert und gebaut wurde.
Hinweis Das Objekt „Speicherhäuser in der Unterkirche Groß St. Martin“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Innenstadt Köln (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 352).
(Walter Buschmann / Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)
Literatur
Buschmann, Walter; Hennies, Matthias; Kierdorf, Alexander (2018)
Via Industrialis. Entdeckungsreise Kölner Industriekultur. S. 16, Essen.
Speicherhäuser in der Unterkirche Groß Sankt Martin
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Empfohlene Zitierweise
Walter Buschmann / Alexander Kierdorf (2018): „Speicherhäuser in der Unterkirche Groß Sankt Martin”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290312 (Abgerufen: 25. April 2024)
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