Unternehmensgeschichte Die spätere Duftwasserfabrik wurde 1709 in Köln von italienischen Migranten gegründet, die mit Luxusartikeln wie Seidenstrümpfen, Perücken und Toilettenwasser handelten. 1714 trat der Parfümeur Johann Maria Farina dem Unternehmen bei. Als Anteil brachte er die Rezeptur für ein Duftwasser ein, das er zu Ehren seiner neuen Heimat „Eau de Cologne“ nannte: Nach seinen Worten ein Parfum „wie ein italienischer Frühlingsmorgen nach dem Regen“. Einige Jahre später bezog Farina das Haus mit der heutigen Adresse Obenmarspforten 23, das zum Stammsitz des Unternehmens wurde. Nachdem er Alleininhaber geworden war, gab er der Firma seinen Namen und ergänzte ihn, um Verwechslungen auszuschließen, um den Zusatz „gegenüber dem Jülichsplatz“. So wurde sein Parfum unter einer Ortsbezeichnung weltberühmt – genau wie die spätere Konkurrenz aus dem Hause „4711“. Das Duftwasser von „Farina gegenüber“ verbreitete sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts im europäischen Adel bis hinauf in die Königshäuser. Insbesondere die Nachfrage französischer Offiziere, die Köln auf dem Heimweg passierten, kurbelte die Nachfrage an. So sprach sich auch die Bezeichnung „Eau de Cologne“ herum, die allerdings nicht geschützt werden konnte und daher für unterschiedlichste Düfte verwendet wurde.
Stammhaus Das 1899 fertiggestellte Stammhaus Farina gilt als eines der bedeutendsten Geschäftshäuser des Historismus in Köln. Die drei Hauptgeschosse im neobarocken Stil sind vollständig mit beigefarbenem Sandstein verkleidet. Elegante, flache Pilaster gliedern die beiden Stockwerke über dem hohen Erdgeschoss. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das zweite Stockwerk durch vorschwingende Balkone mit kunstvollen schmiedeeisernen Gittern hervorgehoben. Mehr plastischer Schmuck hat sich im Dachgeschoss und im Giebel erhalten. An der angerundeten Hausecke findet man eine Inschrift und das Wappen der Familie in einer puttenbekrönten Kartusche.
„Farina gegenüber“ ist heute der älteste noch bestehende der zahlreichen Duftwasser-Hersteller, die Köln für eine Zeitlang zu einem Zentrum der Parfum-Fabrikation machten. 1963 verlegte Farina die Produktion an den Stadtrand, 1975 wurde die Firma verkauft. Unter Bewahrung der wiederhergestellten Fassade wurde das Stammhaus 1980 in ein Bürogebäude mit Verkaufs- und Museumsräumen umgebaut.
Hinweise Das Objekt „Stammhaus Farina“ ist seit 1985 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 2868) und Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Innenstadt Köln (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 352).
Die Grabstätte der Familie Farina befindet sich seit 1810 auf dem Kölner Melatenfriedhof. Unweit des Stammhauses findet sich Johann Maria Farina als eine der 124 steinernen Figuren an der Außenfassade des Rathausturms bzw. Ratsturms dargestellt, die zwischen 1988 und 1995 aufgestellt wurden. Der Parfümeur steht hier als „um die Stadt verdiente Persönlichkeit“ im zweiten Obergeschoss an der Nordseite (Nr. 59, www.stadt-koeln.de). Die 1991 von der Kölner Annemarie und Helmut Börner-Stiftung gestiftete Figur wurde von dem Bildhauer Olaf Höhnen (1933-2009) geschaffen.
Internet www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Rathausturm (abgerufen 26.06.2023) www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Turm des historischen Rathauses (abgerufen 14.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.06.2023)
Literatur
Buschmann, Walter; Hennies, Matthias; Kierdorf, Alexander (2018)
Via Industrialis. Entdeckungsreise Kölner Industriekultur. S. 26, Essen.
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Empfohlene Zitierweise
Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf (2018): „Stammhaus Farina in Altstadt-Nord”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290306 (Abgerufen: 5. Oktober 2024)
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