„In einem Bau, der aussieht wie die Umkleide eines Freibades, mit Sonnenschirmen auf dem Dach und Geranien vor den Fenstern, steht die Wiege der Bundesliga. Hier fasste Franz Kremer, Präsident des FC, den Plan von einer eingleisigen, professionellen Spielklasse. ... War der Fußball mit der Marktwirtschaft vereinbar? Es wurde eine Traumehe.“ (Geißbockheim, in: 99 Orte, 2012)
Die nach einem Vereinssponsor benannten Sportanlagen des 1. FC Köln in Sülz nehmen eine Gesamtfläche von etwa 10 Hektar ein. Herzstücke der Anlage sind das Vereins-Clubhaus Geißbockheim und das nach dem Sportfunktionär und ersten Vereinspräsidenten des „EffZeh“ benannte Franz-Kremer-Stadion.
Zur Geschichte des Sportparks Das Gelände der Sportanlage befindet sich im Bereich der früheren preußischen Festungswerke im äußeren Grüngürtel, die hier 1876 als Teil des Kölner Festungsrings angelegt wurden. Im Zuge der Schleifung der Kölner Befestigungswerke zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Jahr 1921 auch die militärischen Befestigungszwecken dienenden Bauteile des hiesigen Zwischenwerks VI b abgebrochen. Wie auch an anderen Orten in Köln wurden die Flächen der ehemaligen Militärareale unter anderem auch zur Einrichtung von dringend benötigten Sportplätzen genutzt – vgl. etwa die nahe gelegenen Sportanlagen des SC Blau-Weiß Köln 06 (am Lindenthaler Fort Deckstein) oder die des SV Deutz 05 (am früheren Fort Rauch).
Hier in Sülz wurde die zentrale Kehlkaserne des Zwischenwerks VI b ab 1930 vom Arbeitersportverein Frischauf Sülz genutzt und seit 1939 durch die Spielvereinigung Sülz 07, einem der Vorgängervereine des 1. FC Köln. Teile des Clubhauses des SV Sülz sind heute noch im Keller des heutigen Geißbockheims erhalten. Das originale Zwischenwerk, dessen Reste weiterhin besichtigt werden können, diente dem 1948 durch Fusion des Kölner BC 01 mit der SpVgg Sülz 07 entstandenen 1. FC noch bis 1953 als Vereinsheim.
Das Wirken Franz Kremers Die Vereinsgründung des 1. FC Köln am 13. Februar 1948 in der Sülzer Kneipe ‚Roggendorf‘ wurde vor allem von dem Werbeartikelunternehmer und Sportfunktionär Franz Kremer (1905-1967) betrieben. Kremer wirkte seit dem 8. Februar 1947 als Vorsitzender des Kölner BC 01, dem er bereits seit 1919 als Mitglied angehörte. Die Gründung des FC war der letztlich erfolgreiche Versuch, in der Nachkriegszeit durch Fusionen bisheriger Kölner Stadtteilvereine einen Großverein zu etablieren, der auch um die Deutsche Meisterschaft mitspielen konnte: Schon im zweiten Jahr nach der Gründung gelang der ersehnte Aufstieg in die damals höchste Spielklasse der Oberliga und bereits 1954 sowie noch viermal in Folge von 1960 bis 1963 wurde der „EffZeh“ Westdeutscher Meister. „Mit modernen Managementmethoden, einer klugen Einkaufsstrategie, einem seinerzeit einmaligen Klubheim und nicht zuletzt mit seinem beharrlichen Eintreten für eine Profiliga ist Kremer Anfang der sechziger Jahre den anderen Vereinen in Deutschland meilenweit voraus. Die Kölner spielen die Konkurrenz in ihren feinen Designer-Trikots in Grund und Boden ...“ (1000 Gründe, 2008)
Ebenfalls auf Anregung des seit der Vereinsgründung bis zu seinem Tod amtierenden Präsidenten Kremer legte der 1. FC ein „Sonderkonto zur ‚Schaffung einer Großsportanlage‘ an, auf das 10 Prozent jeder Spieleinnahme der 1. Mannschaft abgeführt wurden“. Das für eine Summe von damals beachtlichen 250.000 DM errichtete Geißbockheim wurde am 12. September 1953 eingeweiht. Im Jahr 1961 wurde das Clubhaus umfangreich renoviert und eine Halle sowie neue Rasenplätze ihrer Bestimmung übergeben (de.wikipedia.org). Ausführender Bauunternehmer der Anlage war der einst im Kader des VfL Köln 99 spielende frühere Nationalspieler und später als internationaler Schiedsrichter sowie als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes von 1950-1962 bekannte Peter Joseph „Peco“ Bauwens (1886-1963).
Die zum Geißbockheim führende Straße wurde 2005 anlässlich des 100. Geburtstags von Franz Kremer von Cluballee in Franz-Kremer-Allee umbenannt. Im ebenfalls nach Kremer benannten zentralen Stadion des Sportparks erinnert seit 1972 eine Gedenktafel an ihn.
Das Wappentier: Der Geißbock Hennes Der Name des Clubhauses „Geißbockheim“ geht natürlich auf das bekannte Wappentier des 1. FC zurück. Bei einer Karnevalssitzung am 13. Februar 1950 wurde Vertretern des FC von Carola Williams (1903-1987), der damaligen Direktorin des Zirkus Williams-Althoff, ein junger Ziegenbock als Glücksbringer geschenkt. Der Hornträger wurde spontan nach dem Rufnamen „Hennes“ des damaligen Spielertrainers Hans Weisweiler (1919-1983) benannt, den das Tier bei seiner Überreichung angeblich angepinkelt hatte (eine lange kolportierte, aber inzwischen widerlegte Legende). Der bei den Heimspielen des FC stets präsente „Hennes“ entwickelte sich in der Folge rasch zur Identifikationsfigur des Vereins und seiner Mannschaften. Oft ließ sich FC-Präsident Kremer höchstpersönlich am Spielfeldrand mit dem Geißbock an der Leine sehen. Im DFB-Pokalfinale am 17. April 1954 liefen die FC-Spieler erstmals mit dem Geißbock auf der Brust auf und obwohl dieses Spiel verloren ging (0:1 n.V. gegen den VfB Stuttgart) wurde der Vertreter der Rasse Capra aegagrus hircus später sogar in das offizielle Vereinswappen aufgenommen. Mit unzähligen ihn darstellenden Fanartikeln ist der Geißbock heute das zentrale Werbe- und Marketingelement des Vereins. Im Restaurant des Vereinsheims steht eine von dem Kölner Bildhauer Franz Heinrich „Hein“ Derichsweiler (1897-1972) geschaffene, etwa 1,30 Meter große Bronzefigur des „Hennes“, von der seitens des 1. FC Köln zu besonderen Anlässen kleinere Kopien verschenkt werden.
Von 2008 bis 2019 amtierte entsprechend der fortgeführten Zählung der „Amtszeiten“ der Bock Hennes VIII., der seit 2014 in einer Herde im Tiergehege Clemenshof im Kölner Zoo lebt. Nachdem Hennes VIII. zu Beginn der Saison 2019/20 altersbedingt in den Ruhestand versetzt wurde, amtiert seit August 2019 Hennes IX., der zur Rasse der Bunten Deutschen Edelziegen gehört.
Aktuelle Situation Das Sportgelände ist seit 2007 nach einem Sponsor des 1. FC Köln benannt, der RheinEnergie AG, einem Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Köln. Das Areal des Sportparks umfasst heute insgesamt neun Spielflächen, vier Trainingsplätze mit Naturrasen und zwei Kunstrasenplätze, einen Fußballtennisplatz sowie einen Fußballkäfig und entspricht damit den Anforderungen eines DFB-Leistungszentrums. Im mehrfach um- und ausgebauten zentralen Clubhaus Geißbockheim befindet sich neben den Geschäftsstellen des heute als Unternehmen 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA agierenden Vereins noch eine Sporthalle, ein Fan-Shop sowie eine Gaststätte.
Das Gelände im linksrheinischen Äußeren Grüngürtel von Köln liegt in dem Landschaftsschutzgebiet „Äußerer Grüngürtel Müngersdorf bis Marienburg und verbindende Grünzüge“ (www.protectedplanet.net). Pläne des 1. FC Köln hinsichtlich eines vergrößernden Ausbaus - u.a. mit einem modernen Leistungszentrum - kollidieren daher mit Belangen des Umweltschutzes. Darüber hinaus stehen angrenzende Teilbereiche seit 1980 unter Denkmalschutz. Gegen entsprechende Vorhaben des Vereins, die auch eine Privatisierung bislang öffentlicher Flächen bedeuten würde, bildete sich Anfang 2016 eine Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“.
Internet de.wikipedia.org: RheinEnergieSportpark (abgerufen 01.02.2019) www.protectedplanet.net: Landschaftsschutzgebiet „Äußerer Grüngürtel Müngersdorf bis Marienburg und verbindende Grünzüge“ (LSG-5006-0023, WDPA ID 555555480) (abgerufen 13.07.2023) www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 13.07.2023, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024) de.wikipedia.org: Geißbock Hennes (abgerufen 14.02.2019) de.wikipedia.org: Hein Derichsweiler (abgerufen 13.07.2023) fc.de: Hennes und Vorgänger (abgerufen 14.02.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 13.07.2023) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Franz Kremer (1905-1967), Sportfunktionär (abgerufen 06.02.2019) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Peco Bauwens (1886-1963), Ehrenpräsident des Deutschen Fußball Bundes (abgerufen 14.02.2019) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Hennes Weisweiler (1919-1983), Fußballtrainer (abgerufen 14.02.2019)
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