Walberhof bei Morsbach

Hof Walber

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Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Schleiden
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 34′ 5,17″ N: 6° 26′ 0,63″ O 50,5681°N: 6,43351°O
Koordinate UTM 32.318.255,23 m: 5.604.943,10 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.530.756,93 m: 5.603.690,71 m
  • Schleiden, Walberhof, Torhaus (2018).

    Schleiden, Walberhof, Torhaus (2018).

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    Weber, Claus / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
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  • Schleiden, Walberhof, Hofeinfahrt (2018).

    Schleiden, Walberhof, Hofeinfahrt (2018).

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  • Das Torhaus des Walberhofs in Schleiden-Morsbach (2018).

    Das Torhaus des Walberhofs in Schleiden-Morsbach (2018).

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Am alten Verlauf der Landstraße von Schleiden nach Aachen liegt auf der Höhe Vogelsang der Walberhof. Die heute unscheinbare, vierseitige Hofanlage zählt zu den ältesten Höfen im Schleidener Stadtgebiet und war Mittelpunkt des Landes Überruhr.

Der Walberhof (Walberen, Walbuiren) wurde der Abtei Steinfeld 1145 auf Bitten des damaligen Dompropstes von Köln und Reichskanzlers Arnold, des Abtes Wibald von Stablo sowie des Grafen Heinrich von Limburg von König Konrad III. geschenkt. Am 5. September 1162 bestätigte Kaiser Friedrich I. die Schenkung (www.dmgh.de).
Mit dem Neubruch war das Kloster Steinfeld in den Besitz einer Siedlung gelangt, die aus vier gleich großen Hufen, bäuerlichen Betrieben, bestand. Zu solch einem Gut gehörten zumeist ein Wohnhaus, Stallungen, Scheune und die dazu gehörenden Äcker, Wiesen, Weiden und Nutzungsrechte am Wald. Da von diesen vier Betrieben nur einer unter dem Namen Walberhof bis ins 20. Jahrhundert existiert hat, kann über die Lage der übrigen nichts ausgesagt werden. Sie waren entweder Fehlsiedlungen oder aus anderen Gründen untergegangen.
Die neue Rode-Siedlung war offensichtlich planvoll angelegt worden. Seit Ende des 11. und dem Beginn des 12. Jahrhunderts hatten die Grafen von Limburg damit begonnen, sich das Königsgut um Konzen anzueignen und zu kolonisieren. Einen formellen Rechtsanspruch dazu hatten sie nicht. Um diese Zeit soll der Hof Konzen aus dem Reichsgut ausgeschieden sein. Besonders hervorgetan bei den Kultivierungsarbeiten und Rodungen hat sich Herzog Walram von Limburg und auf ihn dürfte Walebure zurückgehen.
Der Neubruch lag in einem Gebiet, das von den Flüssen Rur und Urft, dem Bach Erkensruhr und der Römerstraße Köln-Reims begrenzt wurde und später den Namen Überruhr trug, weil es (von Monschau aus gesehen) jenseits der Rur lag. Seit 1069 bildete es den südlichen Teil eines Wildbannes, der den Kölner Erzbischöfen dort das Jagdprivileg gewährte.
Aus dem oben beschriebenen Vergleich von 1166 ist bekannt, dass Walebure vor Steinfeld einen nicht benannten Vorbesitzer hatte. Es könnten die beiden Mönche Geldulf und Wibrand gewesen sein, welche die Rodungsarbeiten durchgeführt haben.
Der Hof umfasste vier Königshufen (ein mittelalterliches Flächenmaß, vgl. Lexikon des Mittelalters) zu je 120 Morgen. Propst Everwin und die Klosterbrüder erhielten ihn unter der Bedingung, dass sie in dem Wald nicht weiter rodeten.
Über die Verwaltung dieses Hofes im 12. bis 14. Jahrhundert ist nichts bekannt. Erst in den Lagerbüchern von 1503 und 1518 erfahren wir etwas über die Zinse und Hühner, die in den Hof zu liefern, sowie die Diensttage, die zu leisten waren. Spätestens ab 1502 war der Walberhof zerteilt. Sein Ackerland, seine Benden, Wälder und Felder befanden sich in den Händen von 14 namentlich aufgeführten Pächtern, 1518 sind es gar 18. Die Abtei Steinfeld war mit den Pächtern übereingekommen, dass sie Zins und Hühner jährlich am 12. November auf dem Walberhof ablieferten. Der Pastor der Kirche zu Olef, zu dessen Pfarre sie gehörten, sollte sie am Sonntag davor daran erinnern.

Im Jahr 1539 ging der Hof im Zusammenhang mit dem großen Vergleich zwischen der Abtei Steinfeld und den Grafen von Schleiden in deren Besitz über.

Nachdem französische Truppen 1794 die linksrheinischen Gebiete besetzten, wurde der Walberhof mit damals rund 1000 Morgen Land als adliger Besitz der Schleidener Herren von Arenberg um 1800 an die Wollseifener Familie Mey verkauft. Durch Erbteilung reduzierte sich die Größe des Landes später auf etwa die Hälfte. Um 1800 kaufte Freifrau Julie von Nellessen aus einer Aachener Tuchindustriellenfamilie den Hof.
Zur Zeit der Übernahme war die Gebäudesubstanz in einem desolaten und zum Teil baufälligen Zustand. Das nach dem Stil der alten Vennhäuser aus Lehmfachwerk bestehende und an der Wetterseite fast bis zum Boden mit strohgedecktem Dach ausgestattete Wohnhaus, aber auch Stallungen und Scheunen, wurden zunächst grundlegend renoviert, später neu aufgebaut.
Um 1840 soll es auf dem Gebiet des Walberhofs 1000 Schafe gegrast haben. Bis 1934 blieb das Gut im Besitz der Familie von Nellessen.
1880 verpachtete die Familie den Hof an die aus Eynatten bei Eupen stammende Familie von Leonhard Keutgen, später an dessen Sohn Viktor, Helmut Keutgens Großvater. Er wurde der letzte Pächter von Walberhof.
Mit dem Bau der „Ordensburg Vogelsang“ erwarb die nationalsozialistische Deutsche Arbeitsfront (DAF) 1933/34 den Hof, um dort einen Flugplatz zu bauen.

Kapelle
Auf dem Hof stand - an unbekannter Stelle - eine Kapelle. Nach einer historischen Quelle aus der Zeit zwischen 1613 und 1641 war sie in dieser Zeit bereits verfallen. Es gibt bislang keine Hinweise darauf, wie alt die Kapelle ist und wer sie errichtet hat. Weder in der Schenkungsurkunde von 1145 noch in der Vertragsurkunde von 1539 findet sich ein Hinweis auf ein Gotteshaus in Walberhof (nach Konrads 2020). Die Kapelle lag auf Schleidener Gebiet, kirchlich gehörte sie aber zur Pfarrei Olef, dort hatte der Dreiborner Herr das Patronatsrecht.
Der Hintergrund für den Verfall der Kapelle war wahrscheinlich, dass im Jahre 1632 Graf Ernst von der Marck den Entschluss fasste, in Wollseifen eine neue Kirche zu errichten. Ein Jahr später wurde mit dem Bau begonnen, 1635 erfolgte die Konsekration. Für die alte Kapelle auf dem Hof Walber bestand so keine Notwendigkeit mehr.

Eindeutige Hinweise auf Bestattungen vor Ort gibt es nicht, sie sind eher unwahrscheinlich. Zwar verweisen einige Berichte, nach denen im Umfeld des Walberhofes im 19. Jahrhundert mehrfach menschliche Knochen gefunden worden waren, auf mögliche Bestattungen. Ein auf dem Walberhof lebender Förster habe in den 1830er Jahren berichtet, dass die Schweine des Öfteren menschliche Knochen aus dem Boden gewühlt hätten. Auch beim Umbau des Hofs in den 1860er Jahren habe man beim Ausschachten des Bodens in den Stallungen an der linken Straßenseite noch teils erhaltene Grabkammern mit Sarg- und Knochenresten gefunden (aus: Chronik Eifeler Bauerntums). Insgesamt bieten diese Hinweise jedoch keine eindeutigen Belege für die Existenz einer Begräbnisstätte.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2018, 2021)

Hinweise
Der Walberhof ist eingetragenes Bodendenkmal (Schleiden Nr. 11, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, EU 315) und war Station der Archäologietour Nordeifel 2018.

Quellen
Bartholomäus Joseph Blasius Alfter, Descriptio christianitatis Eiflensis. Alftersche Sammlung, Staatsbibliothek Darmstadt.
Chronik Eifeler Bauerntums. Beobachter für die Kreise Monschau, Schleiden, vom Januar 1934.
Kölner Stadt-Anzeiger vom 08.06.2017: „Vogelsang: Der Walberhof wurde vergessen – aus heidnischer Kultstätte hervorgegangen“, online verfügbar www.ksta.de (abgerufen 24.09.2018)

Internet
www.dmgh.de: Urkunden Konrads III., in: Monumenta Germaniae Historica (Abgerufen: 24.09.2018)
www.dmgh.de: Urkunden Friedrichs I., in: Monumenta Germaniae Historica (Abgerufen: 24.09.2018)
www.nikola-reinartz.de: Private Seite zum Leben und Werk von Nikolaus Reinartz, Pfarrer und Heimatforscher (Abgerufen: 24.09.2018)

Literatur

Angermann, Norbert; Auty, Robert; Bautier, Robert-Henri (2002)
Lexikon des Mittelalters. LexMA, dtv-Ausgabe in 9 Bänden. Bd. V, Sp. 154-156, München.
Joester, Ingrid (1994)
Prämonstratenser in der Eifel: Steinfeld. In: Mötsch, Johannes u. Schoebel, Martin (Hrsg.): Eiflia sacra. Studien zu einer Klosterlandschaft, (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, 70.) S. 175-201. Mainz.
Joester, Ingrid (1983)
Die Wirtschaftshöfe der Prämonstratenserstifte Steinfeld und Knechtsteden im 12.-13. Jahrhundert. In: Janssen, Walter u. Lohrmann, Dietrich (Hrsg.): VILLA - CURTIS - GRANGIA. Landwirtschaft zwischen Loire und Rhein von der Römerzeit zum Hochmittelalter. Economie rurale entre Loire et Rhin de L'époque gallo-romaine au XII-XIII siècle, S. 222-241. München.
Joester, Ingrid (Bearb.) (1976)
Urkundenbuch der Abtei Steinfeld. In: Publikation der Gesellschaft der rheinischen Geschichtskunde 60, S. 12f., 15, 19-21, 24 u. 767, Köln, Bonn.
Käßbach, Alfred (2017)
Der Walberhof, eine alte Kult- und Hofstätte im Nationalpark Eifel. In: Geschichtsform Schleiden, Jahresheft 2, S. 51-67. Schleiden. Online verfügbar: Jahresheft Schleiden 2, abgerufen am 24.09.2018
Konrads, Manfred (2020)
Walebure. Ein königliches Geschenk für Kloster Steinfeld. In: Jahrbuch 2020 des Kreises Euskirchen, S. 105ff.. Euskirchen.
Reinartz, N. (1956)
Steinfeld, das „Bergmannskloster“ in der Eifel und die wallonische Einwanderung. In: Heimatkalender des Eifelgrenzkreises Schleiden, S. 63–68. Schleiden.

Walberhof bei Morsbach

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Bundesstraße B 266
Ort
53937 Schleiden - Morsbach
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1145

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Walberhof bei Morsbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-283502 (Abgerufen: 5. Dezember 2024)
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