In nächster Nähe zu den Westwallbunkern der „Vorstellung Vogelsang“ und der NS-Kaderschule „Ordensburg Vogelsang“ gelegen, wurde das Dorf Wollseifen am Ende des Zweiten Weltkrieges durch Artilleriebeschuss stark zerstört. Im September 1946 mussten die Bewohner ihr Dorf verlassen, da auf dem Gelände der Truppenübungsplatz Vogelsang entstehen sollte. Mit Abzug der belgischen Truppen und Einrichtung des Nationalparks Eifel ist die Wüstung seit 2006 wieder zugänglich.
Die Westwallbunker der „Vorstellung Vogelsang“ Halbkreisförmig um Wollseifen liegen auf der Dreiborner Hochebene verschiedene Bunker, die 1939 zur Sicherung der NS-Kaderschule „Ordensburg Vogelsang“ angelegt wurden. Sie stehen im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen am Westwall. Diese sich von Basel bis zum Niederrhein erstreckende Grenzsicherung wurde von den Nationalsozialisten als „Schutz- oder Friedenswall im Westen“ propagiert. Tatsächlich waren die Maßnahmen am Westwall jedoch wichtiger Bestandteil der Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reichs.
Kriegsende und Enteignung 1944/45 kam es im Zusammenhang mit den schweren Kämpfen im Hürtgenwald und der Ardennenoffensive auch zu Luftangriffen auf Wollseifen, die zahlreiche Tote und Verwundete forderten und die Räumung des Ortes zur Folge hatten. Nach Kriegsende begannen die zurückgekehrten Bewohner mit dem Wiederaufbau. Am 18. August 1946 erteilte die britische Militärverwaltung jedoch den Räumungsbefehl für das gesamte Dorf. Innerhalb von drei Wochen mussten die ca. 550 Einwohner erneut ihr Dorf verlassen, da hier ein Truppenübungsplatz entstehen sollte. 1950 wurde das Gelände dem belgischen Militär übergeben, das das Gelände bis zum Abzug Ende 2005 als Übungsgelände nutzte. Einige Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes Wollseifen siedelten in die neu entstandene Siedlung Raffelsbrand bei Vossenack um.
Seit dem 1. Januar 2006 ist die Anlage wieder der Öffentlichkeit als „Internationaler Platz vogelsang ip“ zugänglich. Seit 2012 werden, noch bis voraussichtlich Mitte 2014, Arbeiten zum Umbau der ehemaligen Ordensburg zu einem Ausstellungs- und Bildungszentrum mit einer NS- und einer Nationalparkausstellung sowie einem neuen Besucherzentrum durchgeführt.
Das Dorf Wollseifen Erstmals urkundlich genannt wird Wollseifen im 12. Jahrhundert. Von den Bauten des einstigen Dorfes stehen noch die St. Rochus geweihte Kirche, die ehemalige Schule, ein Trafohäuschen sowie die 2007 sanierte Wegekapelle am Ortseingang. Bauernhöfe und andere Gebäude wurden bei Schießübungen und Bränden obertägig gänzlich zerstört. Die Struktur des Dorfes lässt sich jedoch noch an einzelnen Hausgrundrissen, Baumgruppen und der historischen Straßenführung mit der zentralen Dorfstraße ablesen. Die modernen Bauten auf dem Gelände des Dorfes wurden vom belgischen Militär zum Training des Häusernahkampfes errichtet.
Vor der Kirche in Wollseifen befindet sich heute ein tastbares dreidimensionales Modell, das die Bebauung im Jahr 1944 zeigt.
Hinweise Die Dorfwüstung Wollseifen ist eingetragenes Bodendenkmal (LVR-ABR EU 271) und ein Bodendenkmal der ArchaeoRegion Nordeifel (Nr. 7). Die Wüstung ist ein wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs „Urfttalsperre, NS-Ordensburg Vogelsang“ (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 221).
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2013)
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