Entstehung
In der letzten Kaltzeit verlor der Rhein an Fließgeschwindigkeit. Im Holozän, der Nacheiszeit, blieb diese Verminderung der Geschwindigkeit bestehen. Nur die feineren Sedimente der Flusssohle konnten durch den Strom weitergespült werden, die gröberen verblieben an Ort und Stelle. Durch die Steigung der Schwelle von Hunsrück und Taunus und die mit ihr einhergehende Stauwirkung wurden die Sedimente unterhalb von Rüdesheim dennoch gänzlich bis auf den Fels abgetragen.
Da die Aufstauung eine Verlangsamung der Strömung vor der Schwelle bewirkte, konnten sich dort Sedimente absetzen. Dadurch verlangsamte sich die Strömung nochmals, das Flussbett wurde breiter und weitere Sedimente setzten sich ab. Im Laufe der Zeit entstanden aus diesen Sedimenten die Inseln. Ihre langgestreckte Form verdanken sie der Dynamik des Flusses. Teilweise verschwanden einige der Auen wieder und es entstanden neue – um circa 1545 auch die Schönborn’sche Aue.
Geschichte
Vor der Verlandung verlief vor der Stadt Geisenheim ein kleiner Nebenarm des Rheins, welcher durch eine Aue vom Hauptstrom getrennt war. 1555 schenkte der Erzbischof Daniel von Mainz diese Aue dem Viztum des Friedrich von Stockheim. Fortan nannte man die Aue daher die „Stockheimer Aue“ Zu dieser Zeit lebte bereits die Adelsfamilie Schönborn in Geisenheim. Am 4. April 1654, nachdem Friedrich von Stockheim verstorben war und seinen Kindern Schulden vererbt hatte, verkaufte der Vormund der Kinder, Otto von Schönburg, Stockheimer Besitz inklusive der Aue an Philipp Erwein von Schönborn. Dies äußerte sich auch im Namenswechsel der Aue. Die Grundlage für diesen Verkauf bildete ein bereits 1651 und 1652 abgeschlossener Vertrag. Nach dem Tod des Grafen Emanuel von Schönborn ging die Aue in den Besitz des Mainzer Erzbischofs über, der sie 1683 an Verwandte verlieh.
Verlandung
Anfang des 19. Jahrhunderts ließ man im Zuge der Rheinkorrektion die linksrheinischen Auen Sandlache und Harter Aue verlanden. Freiherr Hans Carl von Zwierlein sah darin eine Bedrohung der Stadt Geisenheim und forderte als Gegenmaßnahme in den Jahren 1837 und 1838 vor der Stadtversammlung von Geisenheim die Verlandung der Schönborn’schen Aue. Man legte daraufhin von der Aue zum Stadtufer hin einen steinernen Damm an.
Infolgedessen verfiel der nun stillstehende Arm in Fäulnis, was eine Mückenplage mit sich brachte. Um dieses Problem zu lösen, schlug von Zwierlein einen kleinen Durchstich in dem Damm vor, durch welchen das Gewässer nicht völlig stillstehen würde.
1885 beschloss man endgültig die Aue als Teil der Rheinregulierung verlanden zu lassen. Eduard von Lade, unter anderem Begründer der Hochschule Geisenheim University, war Gegner der Rheinkorrektur und nutzte seine Beziehungen beim Kaiser, um die Regulierungsmaßnahmen aufzuhalten und einen teilweisen Rückbau bereits vorgenommener Regulierungen durchführen zu lassen. Korrektionswerke im Anschluss an die Aue mussten allerdings beibehalten werden, da viele andere in der Gegend bereits entfernt wurden. Die Buhnen der Aue sollten aber mit Wasser umspült bleiben und die Aue nur bei drohender Fäulnis schnell verlanden.
Bis 1893 wurden jedoch Schuttgüter, die aus von von Lade nicht aufzuhaltenden Regulierungsarbeiten am Bingener Loch hervorgingen, in der Aue verfüllt. Obwohl man bis 1900 die Baggerrinne der Aue von 75 auf 100 Meter Breite erweiterte, wurde diese immer mehr zugeschüttet und schließlich doch verlandet.
Nach der Verlandung
Im Jahre 1945 sollte die Aue Badeplatz für die neue Geisenheimer Realschule werden. Seit den 1950er Jahren wird sie an die Stadt Geisenheim verpachtet, welche sie teilweise der Landwirtschaft und teilweise einem Kleingartenverein zur Verfügung stellt.
Renaturierung
In den Jahren 2013 bis 2015 erfolgte im Zuge des Neubaus der Schiersteiner Brücke zwischen Mainz-Mombach und Wiesbaden-Schierstein eine Renaturierung der Aue als Ersatzmaßnahme für den Brückenbau. Dabei wurde der Altarm des Rheins wiederhergestellt und die Aue vom Festland losgelöst.
Die Aue heute
Heute befinden sich auf der Aue eine Kleingartenkolonie und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Der Nebenarm, welcher die Aue nun wieder vom Festland trennt, ist mitsamt seiner Ufervegetation Teil des 26 Hektar großen FFH-Gebiets „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“. Zudem ist die nicht durch Kleingärten genutzte, offene Landwirtschaftsfläche Teil des Vogelschutzgebiets „Inselrhein“, welches die rechte Seite des Rheins sowie die enthaltenen Inseln von der Mainmündung bis nach Lorchhausen umfasst und 1673 Hektar groß ist.
Der „Vorwald in der Rheinaue südlich Geisenheim“ ist unter selbigem Namen gesetzlich teilweise geschützt.
(Helena Engfeld, Carolin Biegerl, Elena Simon, Hochschule Geisenheim University, 2017)
Internet
de.wikipedia.org:Schönborn'sche Aue (aufgerufen am 13.12.17)