Der historische Schachtbetrieb
Den aufrecht stehenden Teil des Förderturms bildet das Führungsgerüst für zwei nebeneinander angeordnete Förderkörbe, die mit Hilfe einer Fördermaschine (Haspel) im benachbarten Maschinenhaus getrennt voneinander bewegt werden konnten. Die Körbe - eigentlich Boxen, in denen Personen, Grubenwagen oder andere Güter befördert werden konnten - hingen an Stahlseilen, die über die Seilscheiben auf dem Turm mit der seitlich auf Bodenhöhe stehenden Fördermaschinen verbunden waren. Um die dabei entstehenden seitlichen Zugkräfte auszugleichen, wurde das Fördergerüst zu dieser Seite hin diagonal abgestrebt.
Das einschließlich der überdachten Seilscheibenbühne 8 Meter hohe Fördergerüst wurde von der Metallbaufirma H. Gessner & Co in der damals noch selbständigen Kreisstadt Mülheim am Rhein (seit 1914 Köln-Mülheim) angefertigt und wahrscheinlich zerlegt auf der 1890 verlängerten Bahnstrecke zwischen Mülheim und Overath bis zum Bahnhof Hoffnungsthal transportiert. Stahlfachwerkbauten wurden im Werk vorbereitet, indem die Stahlprofile zugeschnitten und mit Bohrungen für die verbindenden Nieten versehen wurden. Mit Hilfe der glühend eingeschlagenen Nieten wurden die einzelnen Teile dann vor Ort dauerhaft zusammengefügt, konnten aber später noch ausgetauscht werden.
Nachdem wohl in den ersten Jahren noch eine provisorische Förderung mit Pferden (Göpel?) bestand, wurde 1897 für die zunächst dampfbetriebene Fördermaschine ein südöstlich anschließendes, zweischiffiges Maschinenhaus in Fachwerkbauweise (vgl. Grube Weiß, Laveissière-Schacht) beantragt und aufgestellt, in dem auch die Dampfkessel untergebracht waren. Außerdem befand sich hier ein Kompressor für die Belüftung und vermutlich auch zum Betrieb von Bohr- und Abbauhämmern mit Druckluft. Mitte der 1920er Jahre wurde der wegen des notwenigen Kohlentransports umständliche Dampf- auf Elektroantrieb umgestellt. Dazu wurde ein - bis heute erhaltener - Transformatorenturm südlich des Schachts errichtet. Die 2 mal 85 Zentimeter breite Seiltrommel mit 2,5 Metern Durchmesser wurde durch einen 1927 hergestellten Motor der Siemens-Schuckert-Werke angetrieben, der mit einem Getriebe der Köln-Ehrenfelder Maschinenbau-Anstalt verbunden war. Der Teufenanzeiger stammte von der Firma Th. Horn in Leipzig. Die Förderanlage wurde nach Stilllegung in das Deutsche Bergbau-Museum Bochum übernommen, während das Maschinenhaus abgebrochen wurde.
Nach dem Ende des Grubenbetriebs
Die Förderung und Seilfahrt (Ein- und Ausfahrt von Bergleuten) mit Hilfe des Franziskaschachts wurde 1954 eingestellt. Seitdem diente er nur noch als Wetterschacht. Nach Stilllegung des Bergwerks Lüderich 1978 wurde das Fördergerüst des Franziska-Schachts von der Stadt Rösrath unter Denkmalschutz gestellt und seither auf Initiative des Geschichtsvereins Rösrath mehrfach saniert, darunter in den Jahren 2001 und 2002 für 65.000 D-Mark, von denen die NRW-Stiftung den Großteil übernahm; den Rest spendeten Privatleute und Unternehmen. Die letzte Sanierung fand 2015 statt.
Bodendenkmal
Der Franziskaschacht der Grube Lüderich ist als „Bergwerksfeld, Industriewüstung, Pingenfeld, Hohlweg, Franziskaschacht“ eingetragenes Bodendenkmal, der Förderturm eingetragenes Baudenkmal der Stadt Rösrath (laufende Nummer 5 bzw. 9).
(Alexander Kierdorf, BGV Rhein-Berg, 2025)
Internet
roesrath.de: Denkmalliste der Stadt Rösrath (PDF, 37 kB, abgerufen 11.07.2025).