Im 11. Jahrhundert entstand über dem Tal der Lahn, 70 Kilometer nördlich von Frankfurt, eine Burg zur Sicherung der grundherrschaftlichen Rechte der Landgrafen von Thüringen. Im Jahr 1122 gelangte das Umland in den Besitz der Landgrafschaft Thüringen. Die Burg wurde auf den heutigen Schlossberg verlegt und zum Stützpunkt einer gegen den Erzbischof von Mainz gerichteten Territorialpolitik ausgebaut. Am südlichen Hang des Schlossberges, im Bereich Mainzer Gasse, Markt und Hirschberg entstand eine Siedlung, die als Gotteshaus am Schuhmarkt eine Kilianskapelle besaß. Diese ist heute noch in Teilen erhalten.
Um 1200 begann die planmäßige Erweiterung zu einer um den Schlossberg angelegten Stadt. Im Jahr 1228 gründete Landgräfin Elisabeth von Thüringen das Franziskushospital, in dem sie 1231 verstarb. Bereits vier Jahre später erfolgte ihre Heiligsprechung. Ein Jahr zuvor war das Franziskushospital war durch Papst Gregor IX. dem Deutschen Orden übertragen worden. Herzogin Sophie von Brabant, eine Tochter Elisabeths von Thüringen, ließ die Burg ab 1260 zum Schloss ausbauen. Dieses avancierte zur landgräflichen Residenz und zum Verwaltungsmittelpunkt für das hessische Oberfürstentum.
Seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert ist für Marburg ein Bürgermeister bezeugt. Die erste Stadtrechtsurkunde stammt aus dem Jahr 1311. An der Südseite des Marktplatzes wurde ein Rathaus errichtet, dessen heutiger Bau aus der Zeit von 1512-24 einen Vorgängerbau ersetzt. Seine Front ist mit einem Steinrelief der heiligen Elisabeth mit dem Kirchenmodell in der Hand ausgestattet, das der Marburger Künstler Ludwig Juppe 1524 anfertigte.
Im Mittelalter war der Marktbrunnen in Marburg eine Gerichtsstätte. Stärkste Wirtschaftszweige der Stadt waren die Wollweberei, Gerberei und Töpferei. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert ließen sich mehrere Orden in der Stadt nieder oder errichteten Wirtschaftshöfe und Unterkünfte für Bettelmönche, sogenannte Termineien. Die Franziskaner bezogen ein Kloster nahe dem westlichen Stadttor. 1291 kamen die Dominikaner, 1476 die Kugelherren.
Im Jahr 1526 wurden die Pfarreien durch den Luther-Schüler Adam Kraft reformiert, 1527 die Klöster aufgehoben. Im selben Jahr gründete Landgraf Philipp der Großmütige die Universität als erste evangelisch-lutherische Hochschule, die in die Gebäude der säkularisierten Klöster zog. Unter Ludwig lV. wurde das Schloss 1568 nach einer Erbeinigung die Residenz der Landgrafschaft Hessen-Marburg. Mit dem Aussterben der Marburger Linie fiel das Oberfürstentum 1604 an Hessen-Kassel und büßte seine Residenzfunktion wieder ein. Landgraf Moritz führte nun im Oberfürstentum das reformatorische Bekenntnis ein.
Auch die Universität wurde reformatorisch, woraufhin Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt als Reaktion im benachbarten Gießen eine Hochschule gründete, an die zahlreiche lutherische Professoren und Studenten wechselten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Marburg vollends zur Universitäts- und Studentenstadt. Der Universitätsneubau auf dem Gelände des Dominikanerklosters wurde 1874-78 nach Plänen von Karl Schäfer errichtet.
(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
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