Lutherische Pfarrkirche Sankt Marien in Marburg

St.-Marien-Kirche, Stadtpfarrkirche

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Marburg
Kreis(e): Marburg-Biedenkopf
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 48′ 32,45″ N: 8° 46′ 5,05″ O 50,80901°N: 8,76807°O
Koordinate UTM 32.483.658,75 m: 5.628.612,46 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.483.726,58 m: 5.630.424,65 m
  • Pfarrkirche St. Marien in Marburg (2006)

    Pfarrkirche St. Marien in Marburg (2006)

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    Heusch-Altenstein, Annette
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    Annette Heusch-Altenstein
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Im Jahr 1222 wurden der spätromanischen Marienkapelle in der Marktsiedlung unterhalb des Schlossberges die Rechte einer Stadtpfarrkirche übertragen. Die Deutschherren weihten 1297 einen neuen Chor, der in Details Parallelen zur Marburger Schlosskapelle zeigt. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurde ein dreischiffiges Hallenlanghaus erbaut. Dies ist dem Vorbild der Elisabethkirche verpflichtet, zeigt aber breitere und niedrigere Proportionen sowie größere Pfeilerabstände. Statt einer „via sacra” entstand ein auf sich selbst konzentrierter Kirchenraum für die Stadtgemeinde. Der Bezug zur Elisabethkirche wird auch in einem Wandbild an der Südseite des Chores deutlich. Zwischen 1447-1473 kam der Westturm hinzu, während gleichzeitig die Seitenschiffe beiderseits des Turmes verlängert wurden.

1590 löste das Gotteshaus die Elisabethkirche als Grablege der Landgrafen ab. Im Chor stehen nebeneinander zwei monumentale Wandgrabmale für die Landgrafen Ludwig IV. von Hessen-Marburg (gestorben 1604) und Ludwig V. von Hessen-Darmstadt (gestorben 1626). Zwischenzeitlich hatte das Oberfürstentum zu Hessen-Kassel gehört und war reformiert worden. Durch die Geste, dass er seine Grablege an jener von Ludwig IV. orientierte, bekundete Ludwig V. die Rechtmäßigkeit seiner Herrschaft und eine Rückkehr des Oberfürstentums zum lutherischen Bekenntnis. Sein Grabmal zeigt in bewusster Abgrenzung vom strengen Calvinismus einen üppigen Dekor und die Apostel in ihren überlieferten Darstellungsweisen als Heilige. Hoch am Giebel erscheint der heilige Jakobus in Pilgerkleidung.

Ein Bezug zum spätmittelalterlichen Pilgerwesen findet man an der Südwand in Höhe der Orgelempore. Ein Wandbild des späten 14. Jahrhunderts zeigt einen vornehmen Bürger, der vor dem Volto Santo von Lucca kniet. Zu jener Zeit gehörte das berühmteste Kreuzgnadenbild Italiens zu den führenden Pilgerzielen Europas. Offenbar war der Marburger Kaufmann in Lucca gewesen und hatte zur Erinnerung an die Pilgerfahrt das Wandbild gestiftet. Eine etwas frühere Darstellung des Volto Santo befindet sich in der Agneskapelle des Kölner Doms.

(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)

Literatur

Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2007)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger in Rheinland und Westfalen. Band 5: In 7 Etappen von Marburg über Siegen nach Köln. S. 37/39, Köln.

Lutherische Pfarrkirche Sankt Marien in Marburg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Lutherischer Kirchhof 1
Ort
35037 Marburg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1297

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„Lutherische Pfarrkirche Sankt Marien in Marburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-258297 (Abgerufen: 23. März 2025)
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