Als Eingangsportal diente ein spitzbogiges Durchfahrtsportal mit Fallgatter, welches den Umbaumaßnahmen von 1863 zum Opfer fiel. Dieser Schalentorturm mit Wehrgang und Schießscharten in allen Geschossen, der einst über einen prächtigen Dachaufbau verfügte, ist von enormer Bedeutung für den parallel zum Rhein verlaufenden Durchgangsverkehr. Ursprünglich war die Heerstraße für den Durchgangsverkehr sehr wichtig. Aber aufgrund ihrer Nähe zum Rhein wurde sie oft überschwemmt, sodass zur Römerzeit eine Parallelstraße am Hang errichtet wurde, auf die der Durchgangsverkehr sich verlagerte. Hier handelt es sich um die heutige Kirchstraße, die sich nach Norden hin in die Oberstraße, den Heumarkt und anschließend in die Kölnische-Turm-Gasse fortsetzt. Im Süden wurde diese wichtige Straße durch den Weißen Turm gesichert.
Vor dem Turm lag zu Sicherungszwecken ein tiefer Stadtgraben, der durch eine Brücke überwunden werden konnte. Von hier aus verliefen der Stadtgraben sowie die Stadtmauer bis zum Felsplateau des Momerings. Dort endete demnach die Stadtbefestigung der südlichen Vorstadt. Grund hierfür ist, dass das steile und enge Tal der Engehöll durch die schroffen und steilen Felshänge die Stadt geomorphologisch schon vor möglichen Angriffen aus dem Westen schützte.
1863 wurde der Weiße Turm vom niederländischen Kaufmann Kerstiens gekauft. Dieser verputzte den Turm gelb, sodass er fortan als Gelber Turm bezeichnet wurde. Außerdem ersetzte er die spitzbogige Tordurchfahrt durch einen höheren Segmentbogen. Zu den Umbaumaßen gehört auch der Anbau eines Erkers mit dreibahnigen Fenstern entlang der Südseite des Turms. Das ergänzte Brüstungsfeld, welches mit Fischblasenmotiven und Vierpassblenden ornamentiert ist, besteht aus Rotsandstein. Auffällig ist zudem die Turmbekrönung. Auf einem Kleeblattbogenfries verläuft ein Zinnkranz mit vier sechseckigen Ecktürmchen. Etwas später wurden noch weitere Fensteröffnungen sowie ein zum Rhein gerichteter Balkon ergänzt.
Zudem kaufte Kerstiens die alte Dechanei des Liebfrauenstifts. Das ehemalige mehrgeschossige Fachwerkhaus überbaute in direktem Anschluss zum Weißen Turm die Stadtmauer. Die Dechanei ließ Kerstiens abreißen und errichtete eine moderne Villa im neugotischen Stil, die „Villa Nova“. Somit bekam auch das alte Stadttor einen neuen Namen.
(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)