Werthschenhof in Friemersheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Duisburg
Kreis(e): Duisburg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 22′ 47,95″ N: 6° 42′ 14,97″ O 51,37999°N: 6,70416°O
Koordinate UTM 32.340.230,53 m: 5.694.583,66 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.549.068,41 m: 5.694.155,82 m
  • Werthschenhof (2016)

    Werthschenhof (2016)

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    Kai-William Boldt / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V.
    Fotograf/Urheber:
    Kai-William Boldt
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Naturlandschaft: die Terrassengenese des Rheins
Die spätglaziale und holozäne Geomorphodynamik des Rheins haben vor Ort ein leicht reliefiertes Gelände geformt. Höhere Teile um 30 m über dem Meeresspiegel gehören zur Niederterrasse der letzten Eiszeit (Weichsel), während die tieferliegenden Terrassenelemente im Holozän - unserer Warmzeit - entstanden sind.
Auffällig ist ein leicht erhöhter inselartiger Bereich im Kern des Naturschutzgebiets Rheinaue Friemersheim, auf dem der Werthschenhof in einer aktuell vor Hochwasser gesichererten Position liegt. Sein Name ist Programm. Die Begriffe Werth und Werder beschreiben unter anderem Inseln, die sich im Bereich von Stillgewässern oder - wie hier - zwischen Flussarmen ausgebildet haben. Dabei sind Übergänge dieser Formen fließend und hängen beispielsweise von der Isolierung fluviatiler Altarme ab. Während der nördlich angrenzende alte Kern Friemersheims auf der oben erwähnten jüngeren Niederterrasse des späten Glazials liegt, ist das Werth aufgrund seiner Höhenlage zwischen 27 und 29 m über dem Meeresspiegel den alt- bis mittelholozänen Rheinterrassen aus dem Prä- bis Subboreal zuzuordnen (Shala 2001: 61, 156, 161 ff.).

Kultur, Geschichte und aktuelle Produktion
Antike (römische) und frühmittelalterliche Nutzung als Verteidigungsanlage für einen damaligen Königshof werden diskutiert (siehe Dorf Friemersheim).
Spätestens im 13. Jahrhundert des Hochmittelalters wurde die strategisch günstige Position des Werths als Standort für eine Burg genutzt; weitere Bauwerke sollten folgen. An der Macht waren zunächst die Herren von Friemersheim - unter anderem die Familie Preut, seit 1366 dann die Grafen von Moers, deren Grafschaft die Region bis zum 18. Jahrhundert prägte.
Auf dem Werth waren die Moerser hochgradig aktiv. Sie etablierten zeitweise eine Zollstation mit entsprechenden Befestigungsanlagen, flankiert von einem Gericht.
Später folgte unter Vinzenz von Moers der Bau eines Jagdschlosses (1487), das aber knapp 100 Jahre später im Truchsessischen Krieg zwischen dem Kurfürstentum Köln und Bayern fast komplett zerstört wurde. Das Ergebnis des Kriegs war der Erhalt des Erzbistums Köln. Nur ein Element des Schlosses hat sich bis heute erhalten: der aktuell denkmalgeschützte achteckige Südostturm (seit 1985 Baudenkmal mit der Nummer 87). Vermutlich war die Anlage bereits damals deichartig geschützt; diese Sicherungen sind dann später verstärkt beziehungsweise optimiert worden.
Von barock anmutenden Gärten - an der Struktur zu erkennen auf historischen Karten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, sind keine Relikte erhalten. Dafür finden sich historische Grabenstrukturen (Herrmann 2011).
Um 1800 ist der Werthschenhof auf den Kartenwerken vermutlich mit einem produzierenden landwirtschaftlichen Betrieb identifizierbar.
In das spätere Mittelalter und die früheste Neuzeit fällt die Errichtung erster Deichanlagen im Umland, wobei die persistierenden und seit dem 18. Jahrhundert kulminierenden Veränderungen des Rheinverlaufs immer wieder zu Hochwasserkatastrophen und Deichbrüchen führten. Mitte des 19. Jahrhunderts verdeutlichen die Karten ringförmige Deichstrukturen um den Werthschenhof. Wenige Jahre später erfolgte dann die Errichtung des stabileren Rheindeichs, allerdings nördlich des Hofs - nach dem Studium der historischen Karten entspricht der (heutige) Deichverlauf ziemlich genau der damaligen Dorfstraße von Alt-Friemersheim beziehungsweise begleitet diese. In strengen Wintern spielten auch wiederholte Eisgänge eine Rolle für die Sicherheit der Bevölkerung und der Infrastrukturen.
Mit dem Einzug der Industrie in das spätere Rheinhausen übernahm Krupp 1927 auch den Werthschenhof als Eigentum. Erst 1991 ging der Hof in den Besitz der Stadt Duisburg. Seitdem hat sich viel getan: Das Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim wurde erweitert und der Werthschenhof bewirtschaftet die umliegende Rheinaue nach ökologischen Vorgaben: unter anderem Obstwiesen mit traditionellen Sorten. Bekannt ist der Hof auch für die Zucht von Haflingern.

(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)

Internet
bauauskunft.duisburg.de: Bauauskunft online. (abgerufen: 12.12.2016)
www.werthschenhof.de: Werthschenhof. Landwirtschaft in der Rheinaue Friemersheim, (abgerufen: 12.12.2016)
www.friemersheim.eu: Willkommen in Friemersheim. (abgerufen: 12.12.2016)
de.wikipedia.org: Werthschenhof. (abgerufen: 12.12.2016)

Literatur

Herrmann, Volker (2011)
Das alte Friemersheim, eine historische Kulturlandschaft in der Rheinaue. Geführter Spaziergang der Stadtarchäologie Duisburg am 07.06.2011 im Rahmen der Duisburger Umwelttage 2011. Duisburg.
Pfeiffer, Friedrich (1997)
Rheinische Transitzölle im Mittelalter. (zugl. Dissertation Universität Trier 1996.) Berlin.

Werthschenhof in Friemersheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Damm 2
Ort
47229 Duisburg - Friemersheim
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1487

Empfohlene Zitierweise

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„Werthschenhof in Friemersheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-252591 (Abgerufen: 26. April 2024)
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