Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim

NSG DU-001

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Duisburg, Krefeld
Kreis(e): Duisburg, Krefeld
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 22′ 44,29″ N: 6° 42′ 20,82″ O 51,37897°N: 6,70578°O
Koordinate UTM 32.340.339,98 m: 5.694.467,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.549.182,55 m: 5.694.043,73 m
  • Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim (2017)

    Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim (2017)

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    Boldt, Kai-William / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V.
    Fotograf/Urheber:
    Kai-William Boldt
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Die Rheinaue Friemersheim hat seit 1979 einen Status als Naturschutzgebiet (NSG); 1992 wurde das Areal unter Verwendung von Mitteln des ÖPEL-Programms des Landes Nordrhein-Westfalen auf aktuell knapp 260 ha erweitert. Damit erreicht das Gebiet im linksrheinischen Auenbereich eine Ausdehnung vom Rheinhausener Logport im Nordosten bis zur Grenze der Stadt Krefeld im Westen. Das Gelände gehört als Teil der Biotopverbundachse „Rheinkorridor“ gleichzeitig auch zum einem größeren Planungsraum. Die Entwicklungsziele sind unter anderem im Landschaftsplan der Stadt Duisburg definiert – nach § 20 des Landschaftsgesetzes von Nordrhein-Westfalen.

Teilräume
Das Gelände kann in verschiedene Einheiten gegliedert werden, die wiederum eine noch kleinräumlichere Kammerung aufweisen und teilweise ineinander greifen.
Die Grenzbereiche bilden das (phasenweise überschwemmte) Rheinufer mit seinen sandig-kiesigen Sedimenten und die zum Hochwasserschutz angelegten Deiche auf der gegenüberliegenden Seite.
Innerhalb dieses Areals dominiert Grünland mit (nährstoffreichen) eutrophierten, aber auch artenreichen Wiesen und Weiden. Sie werden teilweise vom Werthschenhof als landwirtschaftliche Nutzfläche genutzt, der im Naturschutzgebiet liegt und hier auch Äcker betreibt.
Insgesamt ergibt sich dadurch ein Eindruck parkartiger Differenzierung mit Gehölzinseln, Obstbaumbeständen, Hecken und Kopfbäumen (Eschen und Weiden). Letztere finden sich insbesondere entlang der Wege und der Gewässer „Die Roos“ (Altarm des Rheins) und „Kuppengraben“ (renaturiertes Areal).
Zusammenfassend fällt eine hohe Differenzierung des Kleinreliefs und der ökologischen Vielfalt auf; es handelt sich dabei um ein Resultat der erdgeschichtlichen und kulturräumlichen Entwicklung: unter anderem Terrassengenese des Rheins, Wasserverfügbarkeit und landwirtschaftliche Nutzung.

Pflanzen und Tiere
Die verschiedenen Lebensräume weisen zunächst ganz verschiedene Pflanzensippen beziehungseise -vergesellschaftungen auf:
  • artenreiches Grünland und Äcker mit Wiesen- und Ackerwildkräutern,
  • primär vom Wasser geprägte bzw. beeinflusste Areale (Auenzonen, Schlammufer, stehende, sumpfartige bis fließende Gewässer) mit Weichholzauen, Röhricht und Zwergbinsen et cetera,
  • Wegenetz und dessen Ränder mit Kopfbäumen und Sträuchern.

Zu beachten ist, da circa 10 % der im Naturschutzgebiet vertretenen Pflanzensippen auf der Roten Liste stehen: unter anderem die Echte Katzenminze (Nepeta cataria), das Echte Wiesen-Labkraut (Galium mollugo), das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) oder verschiedene Malven.
Die landschaftliche Differenzierung äussert sich auch in der Zusammensetzung der Fauna mit Vögeln (unter anderem Graureiher), Insekten (unter anderem Libellen), Krebsen (unter anderem Wasserasseln), Weichtieren (unter anderem Schlammschnecken) und Säugetieren (unter anderem Fledermäuse). Weitere Bewohner sind Fische im Altarm „Die Roos“. Erwähnenswert sind bei den Insekten die artenarme Heuschreckenpopulation und die Reduktion der Amphibien auf Wasserfrösche.
Die Rheinaue hat eine wichtige Funktion als Überwinterungsquartier und Brutgebiet für Wasser, Wat- und Wiesenvögel sowie durch ihre Gewässer auch als Laichraum für Amphibien.

Landschaftspflege
Das Ziel der Landschaftspflege sind einerseits eine ökologisch wertige (Weiter-)Entwicklung des Naturschutzgebietes durch Artenschutz und Naturnähe, andererseits aber auch die Erhaltung vorhandener Strukturen, weil sich das Areal in einem für den Niederrhein typischen Zustand befindet. Dies betrifft neben der bereits erwähnten geomorphologischen und ökologischen Standortdifferenzierung – unter anderem das Kleinrelief und die Dynamik als Flußaue – auch besondere Elemente der Kulturlandschaft.
Ein charakteristisches niederrheinisches Element ist dabei zunächst die landwirtschaftliche Nutzung, die hier vor allem auf das Mähen der Wiesen und eine extensive Beweidung insbesondere mit Schafen fokussieren sollte. Dahingehend ist eine Integration des Werthschenhofs in die ökologische Landwirtschaft möglichst ohne Einsatz von Kunstdünger und mit landschaftspflegerischen Aufgaben weiter zu verfolgen. Typisch sind auch die Kopfbäume und Hecken entlang der Flurstrukturen – sie dokumentieren teilweise eine altkulturelle, vorneuzeitliche Inwertsetzung und Nutzung. Jünger sind in der Regel die erhaltenswerten Streuobstwiesen. Diese traditionelle Bewirtschaftung erfolgte vor allem von der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert; angebaut wurden vor allem Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen für diverse Nutzungen vom Tafelobst bis zur Herstellung von alkoholischen Getränken.
Spezielle Werkzeuge der Landschaftspflege können im vorliegenden Fall neben den genannten Maßnahmen und Strategien zum Beispiel Renaturierung (wie beim Kuppengraben), Anpflanzungen (seit der Ausweisung als NSG), die Entfernung bestimmter Pflanzen (wie die nordamerikanische Robinie) und eine Schneitelung der Kopfbäume sein. Dazu kommen noch die Kontrolle der Gewässer und Böden auf Eutrophierung und Schadstoffeinträge sowie besondere Maßnahmen wie Angelverbote.
Aspekte der Umwelterziehung können letztendlich einen sanften und nachhaltigen Tourismus (Naherholung) mit Erläuterungstafeln und Wegegeboten flankieren.
Die Ergebnisse der Landschaftpflege sind bereits beachtlich: Erfolgsstories sind unter anderem die Vielfalt an Libellen (unter anderem Südliche Mosaikjungfer, Aeshna affinis) und die Ansiedlung des Steinkauzes (Athene noctua), der in den Kopfbäumen eine ökologische Teilnische gefunden hat.

(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)

Internet
nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim (DU-001) (abgerufen 02.12.2016)
www.derwesten.de: Roos beschäftigt Umweltministerium. (Der Westen vom 28.06.2013, abgerufen 02.12.2016)

Literatur

Keil, Peter; Kowallik, Christine; Kricke, Randolph; Loos, Götz Heinrich; Schlüpmann, Martin (2006)
Bericht für das Jahr 2006. (Jahresberichte der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, 4.) Oberhausen.

Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim

Schlagwörter
Ort
Duisburg - Rheinhausen-Friemersheim
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1979 bis 1992

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„Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-261959 (Abgerufen: 28. April 2024)
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