Historische Überlandverbindung Pfaffenstraße

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Allenbach, Börfink, Damflos, Hilscheid, Malborn, Morbach, Neuhütten (Rheinland-Pfalz), Züsch
Kreis(e): Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld (Rheinland-Pfalz), Trier-Saarburg
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 42′ 19,55″ N: 7° 03′ 45,24″ O 49,70543°N: 7,06257°O
Koordinate UTM 32.360.307,56 m: 5.507.681,64 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.576.689,44 m: 5.508.187,26 m
  • Die Pfaffenstraße bei Börfink im Nationalpark Hunsrück-Hochwald (2015).

    Die Pfaffenstraße bei Börfink im Nationalpark Hunsrück-Hochwald (2015).

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  • Die Pfaffenstraße bei Börfink im Nationalpark Hunsrück-Hochwald (2016).

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Nahe des Erbeskopfes existiert eine asphaltierte Straße die auf den ersten Blick keine Besonderheiten aufweist. Bei genauer Recherche wird deutlich, dass diese Straße in der Vergangenheit eine bedeutende infrastrukturelle Verbindung sowie eine wichtige Grenze zwischen verschiedener Territorien war.

In früherer Zeit war die Pfaffenstraße eine Überlandverbindung, welche wahrscheinlich schon während der Römer- und Keltenzeit als Militärstraße niederen Ranges existierte, aber dann ab frühen Mittelalter erneut als Handels- und Heeresweg diente. Zum ersten Mal wurde diese Straße im 15. Jahrhundert explizit erwähnt, die ursprüngliche Entstehung ist also nicht genau geklärt. Auch der Ursprung des Namens „Pfaffenstraß(e)“ ist nicht eindeutig zuzuordnen, so könnte eine erzbistümlich trierische Geistlichkeit als Namenspate in Frage kommen, denn als „Pfaffen“ wurden in dieser Gegend Pfarrer und Priester bezeichnet. Diese Vermutung wird durch die ehemalige Grenze des bischöflichen Kammerforts bestärkt, die im Mittelalter entlang dieser Straße verlief. Allerdings könnte auch mit „Pfaffenstraße“ auf einen bestimmten Pfaffen verwiesen worden sein.
Ganz konkret könnte hier Erzbischof Balduin von Luxemburg (1286-1354, 1307 bis 1354 Erzbischof und Kurfürst von Trier). in Frage kommen, da er sich vermutlich am Ausbau und der Instandsetzung dieser Straße beteiligte, die eine wichtige Verbindung von Trier bis zum Rhein und Kurmainz darstellt sowie bedeutend für die infrastrukturelle Vernetzung der Burgen und Lehnsburgen des Erzbischof Balduin war. Außerdem soll im Mittelalter genau entlang dieser Straße ein tiefer Grenzgraben zwischen Kurtrier und der Grafschaft Sponheim existiert haben.

Zwischen der Grafschaft Sponheim und dem Kurfürstentum von Trier entbrannten im Spät- und Hochmittelalter immer wieder Grenzstreitigkeiten entlang der Pfaffenstraße, da beide ihr Territorium ausweiten wollten (vgl. Weber 2011, S. 157ff.). Im Mittelalter existierten plötzlich zwei Pfaffenstraßen, die obere und untere Pfaffenstraße. Die Fläche zwischen diesen verschiedenen Straßen von etwa 47,5 ha war sehr umstritten. Erst in einem Prozess zwischen 1580 und 1607 wurde schlussendlich festgelegt, welches die eigentliche Pfaffenstraße und somit die Grenze zwischen Kurtrier und der Grafschaft Sponheim war. Im Jahr 1758 sind im Dhronecker Vertrag alle Streitigkeiten geklärt worden. Ab diesem Zeitpunkt säumten viele Grenzsteine, mit jeweils einer Nummer, einem Wappen und einem Kreuz eingemeißelt, die Pfaffenstraße. Die Grenzziehung entlang der Pfaffenstraße ist anhand mehrerer Karten aus dem Mittelalter, bis Ende des 18. Jahrhunderts zu sehen, auf einer Karte sind außerdem die Steine und deren Nummerierungen als Grenzmarkierungen eingezeichnet (vgl. Werner 1766).

Im Laufe der Zeit verliefen entlang der Pfaffenstraße verschiedene Grenzen, so war sie Handelsweg und bedeutende Grenzlinie zugleich. Hier grenzten beispielsweise die Grafschaft Sponheim mit Kurtrier aneinander und der Grenzpunkt des Hochgerichts Bernkastel existierte an dieser Stelle. Außerdem besteht hier die heutige Grenze zwischen Hoch- und Idarwald sowie die Grenze der Landkreise Birkenfeld und Bernkastel-Wittlich. Ein markanter Punkt auf der Pfaffenstraße ist die „Hange Berk“, hier stand vor Jahrhunderten eine Birke, die heute nicht mehr existiert. Genau an diesem Punkt, an dem sich heute ein Wanderparkplatz neben der Landesstraße 164 befindet, ist etwas abseits des Weges ein mächtiger Grenzstein zu finden. An dieser Stelle kreuzt die Pfaffenstraße die L 164. Die genaue Länge der Pfaffenstraße ist nicht genau zu ermitteln, sie verläuft heute bis Allenbach.

(Fee Weiss, Universität Koblenz-Landau, 2016)

Quelle
Werner, C. PH. (1766): Geometrischer Plan von den Forsten Allenbach, Leisel, Birckenfeld, Abentheier und dem Zücher Lehn. Historisches Kartenblatt, Maßstab 1: 3.000, Bestand 702 – Karte 4607, Landeshauptarchiv Koblenz.

Literatur

Strouvelle, C. (2013)
Heimatgeschichte: "Hange Berk" trennt Hochwald vom Idarwald. Deuselbach.
Weber, R. (2011)
Trier contra Spanheim. Territoriale Eingriffe und Streitereien um Bistumswald und „Pfaffenstraß“ im südöstlichen Hunsrück 1408-1796. Trier.

Historische Überlandverbindung Pfaffenstraße

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Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Historische Überlandverbindung Pfaffenstraße”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-249654 (Abgerufen: 26. April 2024)
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