Grenzstein der Pfaffenstraße nordwestlich von Thranenweier

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Börfink
Kreis(e): Birkenfeld (Rheinland-Pfalz)
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 42′ 36,57″ N: 7° 04′ 14,69″ O 49,71016°N: 7,07075°O
Koordinate UTM 32.360.911,00 m: 5.508.192,05 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.272,15 m: 5.508.721,49 m
Mitten im Wald, etwa zwei Kilometer nordwestlich von Thranenweier und etwa zweieinhalb Kilometer nördlich von Börfink, steht auf der östlichen Seite der Pfaffenstraße ein auffälliger, etwa 40 cm hoher, rechteckiger Grenzstein. Der Grenzstein befindet sich in der Nähe einer sternförmigen Kreuzung von insgesamt drei Waldwegen und der Pfaffenstraße. Aufgrund seines Standortes hat der Grenzstein vermutlich eine hohe historische Bedeutung.

Allgemein wurden etwa seit dem 15. Jahrhundert in Deutschland Grenzsteine, die der Grenzmarkierung dienten, gesetzt. Durch Grenzen wurde die Fläche des Grundbesitzes markiert und das Recht auf Nutzung des Gebietes festgelegt. Zudem diente die Grenzmarkierung der Abgrenzung von Gebieten, sodass genau ersichtlich wurde, wann das eine Gebiet aufhörte und das andere Gebiet begann. Heute stehen Grenzsteine nicht nur auf der Staatsgrenze, denn im Landesinneren sind auch gegenwärtig noch viele ehemalige Grenzsteine zu finden, die als Überbleibsel auf ehemalige Grenzverläufe hinweisen. Obwohl viele Grenzsteine aufgrund ihrer relativ kleinen Größe im Gelände kaum auffallen, sind sie, wegen ihrer historischen Vergangenheit, oftmals von großer Bedeutung. Besonders im Sommer, bei höherem Pflanzenbestand, oder im Winter, bei Schneefall, ist es oftmals schwierig, Grenzsteine zu erkennen.

Karten- und Literaturrecherchen haben ergeben, dass der beschriebene Grenzstein, wie alle anderen Grenzsteine entlang der Pfaffenstraße, von hoher geschichtlicher Bedeutung ist. In früherer Zeit war die Pfaffenstraße eine Überlandverbindung, ob sie schon in der Römerzeit benutzt wurde, ist allerdings unbekannt. Ab dem 15. Jahrhundert tauchte der Name der Pfaffenstraße erstmals in Schriftzeugnissen auf. Vermutlich wurde die Pfaffenstraße etwa ab Ende des 15. Jahrhunderts / Beginn des 16. Jahrhunderts als Handels- und Heeresweg genutzt, wobei vor allem Holzkohle aus den in den Wäldern liegenden Köhlern transportiert wurde. Dabei wurde die Holzkohle über die Pfaffenstraße vornehmlich zu den Kupferhütten bei Allenbach und Fischbach, sowie zu den Einschütten des Ortes Abentheuer transportiert. Außerdem existierte vermutlich genau entlang dieser Straße ein tiefer Grenzgraben, der als Grenze zwischen Kurtrier und Sponheim fungierte. Zwischen der Grafschaft Sponheim und dem Kurfürstentum von Trier entbrannten im Spät- und Hochmittelalter immer wieder Grenzstreitigkeiten entlang der Pfaffenstraße, da beide ihr Territorium ausweiten wollten. Erst durch den Dhronecker Vertrag vom 10. Oktober 1758 zwischen Kurtrier, Sponheim und den Wild- und Rheingrafen konnten die Grenzstreitigkeiten geklärt werden, woraufhin Grenzsteine, zur deutlicheren Grenzmarkierung, entlang der Pfaffenstraße aufgestellt wurden.

Die Grenzziehung entlang der Pfaffenstraße ist anhand historischer Karten bis Ende des 18. Jahrhunderts zu sehen, dort sind die Steine und deren Nummerierungen als Grenzmarkierungen eingezeichnet. Welche Nummer der abgebildete Grenzstein hat, kann allerdings nicht eindeutig festgelegt werden, da auf dem Grenzstein leider keine Nummer mehr zu erkennen ist. Auch eine Jahreszahl ist nicht zu sehen, wodurch das genaue Alter des Steines festgelegt werden könnte. Auf zwei Seiten des Grenzsteines ist jeweils ein aufgesprühtes „X“ zu sehen, einmal in der Farbe Weiß und einmal in Blau, das wahrscheinlich erst später dort angebracht wurde. Da die Markierung nicht in das Gestein eingehauen ist, wie es in früherer Zeit üblich war, wurden die „X-Zeichen“ vermutlich später mit einem Spray zur Markierung aufgetragen.

Auf der topographischen Karte aus dem Jahr 1914 verläuft an dem Standort, an dem sich der Grenzstein befindet, sowohl eine Gemeindegrenze als auch eine Landkreisgrenze, die genau an der Stelle aufeinander stoßen. Die Gemeindegrenze ist auf den Karten von 1914 bis 1968 sichtbar und grenzt die Gemeinden Börfink und Malborn voneinander ab. Durch Gebietsveränderungen im Rahmen von Kommunalreformen kam es im Laufe der Zeit immer wieder zu Änderungen und Grenzverschiebungen, was auch im Bereich der Pfaffenstraße der Fall ist. Ab dem Jahr 1973 bis 2002 ist auf den Karten eine Gemeindegrenze eingetragen, wo vorher die Landkreisgrenze bis 1970 entlang lief und nun weiter Richtung Nord-West verläuft. Diese Gemeindegrenze, die auch heute noch existiert, grenzt die Gemeinden Börfink und Allenbach voneinander ab. Außerdem ist auf den Karten von 1973 bis 1998 eine Regierungsbezirksgrenze zu sehen, die an der Pfaffenstraße entlang läuft. Durch diese wurden die beiden rheinland-pfälzischen Regierungsbezirke Koblenz und Rheinhessen-Pfalz voneinander abgegrenzt. Vor 1968 bestand Rheinland-Pfalz noch aus fünf Regierungsbezirken, seit dem Jahr 1999 wurden die Bezirksregierungen neu strukturiert. Diese Pfaffenstraße als Landkreisgrenze grenzt auch heute noch die beiden Landkreise Bernkastel-Wittlich und Birkenfeld voneinander ab.

(Nina Krämer, Universität Koblenz-Landau, 2016)

Literatur

Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2013)
Landschaft im Wandel. Blatt 6208 Morscheid-Riedenburg. Historische Kartenblätter von 1811-2002. Maßstab 1:25000. Koblenz.
Philippi, Nikolaus (2009)
Grenzsteine in Deutschland. Entstehung und Geschichte der Grenzsteine als steinerne Zeugen in Wald und Flur. Bad Langensalza (1. Auflage).
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2006)
Statistische Bände. Band 393. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006. Bad Ems.
Weber, R. (2011)
Trier contra Spanheim. Territoriale Eingriffe und Streitereien um Bistumswald und „Pfaffenstraß“ im südöstlichen Hunsrück 1408-1796. Trier.

Grenzstein der Pfaffenstraße nordwestlich von Thranenweier

Schlagwörter
Ort
54426 Malborn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1500 bis 1700

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„Grenzstein der Pfaffenstraße nordwestlich von Thranenweier”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-249720 (Abgerufen: 19. April 2024)
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