Denkmalbereich „Monheim - historischer Kern der Altstadt“

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Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Monheim am Rhein (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Mettmann
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 05′ 27,44″ N: 6° 52′ 52,14″ O 51,09095°N: 6,88115°O
Koordinate UTM 32.351.619,15 m: 5.662.074,80 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.561.776,60 m: 5.662.134,60 m
Die Stadt Monheim liegt rechtsrheinisch zwischen Düsseldorf und Leverkusen, in der flachen Rheintalebene von der Uferkante etwa 200 Meter zurück auf der ersten Terrassenstufe der zum Bergischen Landes. In diesem Bereich hat der Rhein zwischen dem Mittelalter und dem ausgehenden 18. Jahrhundert zweimal seinen Lauf verändert. Während im Mittelalter sein Lauf Monheim direkt tangierte, rückte er bis 1791 beinahe einen Kilometer vom Ort ab.

Die Siedlungsanfänge liegen wohl schon im 6. Jahrhundert und werden in einem mit dem Namen „Mono“ verbundenen Hof vermutet. 1157 wird erstmals urkundlich ein Fronhof mit Eigenkirche erwähnt. Er unterstand dem Gereonsstift in Köln, dem 1223 die Kirche inkorporiert wurde. Auch die Zisterzienserabtei Altenberg, die Benediktinerabtei Werden und das Augustinerinnenkloster in Gräfrath hatten schon früh in Monheim und in der unmittelbaren Umgebung Besitzungen erworben.
Der Ort unterstand in weltlicher Hinsicht der Herrschaft der Grafen bzw. Herzöge von Berg, die das Vogteirecht innehatten; auch ist Monheim seit 1257 als bergische Zollstätte bekannt; 1262 stand dem Grafen von Berg die Braugerechtigkeit bei Monheim zu. Von 1257 bis 1804 war Monheim als strategisch wichtiger Stützpunkt gegen das Erzbistum Köln bergischer Amtssitz und galt als wichtiger Umschlagplatz in der Rheinebene mit einer Treidelstation zum Wechseln der Pferde. 1307 war Monheim als Marktplatz mit drei Jahrmärkten ausgestattet. 1275 verlieh Graf Adolf V. dem Ort das Recht zur Stadtbefestigung, doch bereits vier Jahre später musste die Stadtmauer auf Veranlassung des Kölner Erzbischofs wieder geschleift werden. 1363 Verwaltungssitz des Amtes Monheim, erfolgte zwischen 1390 und 1408 die Ernennung zur Freiheit mit eigenem Stadtgericht und Landgericht, wodurch Monheim neben Mülheim am Rhein, Gräfrath, Mettmann und Beyenburg zu den Hauptfreiheiten des Bergischen Landes zählte. 1415 erhielt der Ort unter Graf Adolf VIII. 1415 erneut eine Befestigung, ab 1423 die dritte mit dem Schelmenturm, ebenfalls unter Adolf VIII. Mit der Rheinverlagerung nach einer Flut um 1590 verlor Monheim an Bedeutung als Zollstätte und Handelsplatz, die bauliche Entwicklung stagnierte.

1805/06 unter französischer Herrschaft als Amt aufgelöst, wurde die Bürgermeisterei Monheim mit Baumberg, Hitdorf und Rheindorf Munizipalität im Großherzogtum Berg und blieb auch nach 1815 als Bürgermeisterei in der preußischen Rheinprovinz bestehen. 1863 bildeten Monheim, Hitdorf, Rheindorf, Reusrath, Richrath, Himmelgeist, Bilk und Hamm das Amt Monheim. 1951 erfolgte der Zusammenschluss mit Baumberg zu einer Gemeinde, 1960 mit Hitdorf zur Stadt, 1975 wurde Monheim im Zuge der Gebietsreform zunächst nach Düsseldorf eingemeindet, 1976 jedoch wieder – jetzt ohne Hitdorf – selbständig. Seit dem Zweiten Weltkrieg war die Einwohnerzahl durch Zuzug von Aussiedlern und durch eine gezielte Erweiterung von Gewerbe- und Industrieflächen explosionsartig angestiegen. Mitte der 1970er Jahre erfolgte der Rathausneubau im Osten außerhalb der alten Stadt. Das Einkaufs- und Versorgungszentrum verlagerte sich an den Rand der Altstadt, die dadurch ihre zentralen Funktionen nach und nach verlor.

Monheim ist siedlungstypologisch ein landwirtschaftlich geprägter Kirchort. Wichtige Gewerbezweige mit Bezug zur topographischen Lage sind Fischerei, Schifffahrt, Schafhaltung, Bienenzucht, Korbflechterei und Brauereiwesen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts bildete sich ergänzend ein breit gefächertes Handwerkerwesen heraus mit Schwerpunkten in der Hausweberei und der Herstellung von Ziegelsteinen und Dachpfannen.

Zwischen Schelmenturm und katholischer Pfarrkirche St. Gereon, zwischen Grabenstraße, evangelischer Kirche und Marienburg erstreckt sich heute der historische Ortskern über ein kleinteiliges Grundrissgefüge, in dem markante Objekten als städtebauliche Festpunkte die Ausdehnung des historischen Ortes markieren. Die katholische Kirche, eine romanische unverputzte Pfeilerbasilika des 11. Jahrhunderts mit 1951/52 wieder aufgebautem Turm und Langschiff nach Plänen von Bernhard Rotterdam, oberhalb der Rheinaue und der anschließende Marktplatz bilden den zentralen Punkt im Westen. Im Osten definiert der Schelmenturm den Rand des historischen Kerns. Im Süden liegt die Marienburg, im Ursprung ein Rittergut des 17. Jahrhunderts, in der heutigen Erscheinung ein neugotischer Bau, umgeben von einem Landschaftspark. Und im Nordosten entstand außerhalb des ehemals befestigten Ortes mit der evangelischen Kirche von 1858 mit dem Feuerwehrhaus und der alten Schule ein weiteres historisches Ensemble. Der Kreuzungspunkt der beiden Hauptwege (Freiheit / Franz-Böhm-Straße und Turmstraße) ist durch zurückweichende Häuserfluchten zum Marktplatz erweitert.

Hier am Siedlungsursprung verdichten sich, angepasst an die topographische Modellierung und an die leicht gebogene Wegeführung, kleinteilige ehemalige Hofstellen, Wohn- und Gewerbebauten. Parallel zur Freiheit / Franz-Böhm-Straße erschließt die Grabenstraße die rückwärtige Terrassenebene. Schildgesgäßchen, Poetengasse, Kirchgässchen, Fron- und Hofstraße verbinden in überwiegend etwa gleichem Abstand die beiden Parallelstraßen. Auf diese Weise entstehen hintereinander 6 rechteckige Areale, vor denen zum Rhein hin mit dreieckiger Grundfläche der Kirchhügel mit Zollstätte und die nördlich gegenüberliegende Fläche mit der ehemaligen Drogerie grenzen. Die Gesamtfläche deckt sich ungefähr mit der Fläche der Freiheit Monheim. Zwei stattliche Vierkanthöfe, der Fronhof und der große Hof, beanspruchten großflächige Areale. Weitere große Höfe in der näheren und weiteren Umgebung waren zum Teil in kirchlichem Besitz: Blomerhof, Pfannenhof (ehemalige Braustätte), Klarenhof, Quadenhof, Vogtshof. Im Ort selbst siedelten sich Handwerker und kleine Industriebetriebe an, auch konzentrierten sich hier die öffentlichen Funktionen.

Heute setzt sich der Ort aus über Jahrhunderte gewachsener, dörflicher, recht durchmischter, heterogener Bausubstanz zusammen, angeordnet in Blockrandbebauung mit rückwärtigen Hof- und Gartenflächen, wobei die Innenbereiche größtenteils durch nachgeordnete Nebengebäude überbaut oder durch Stichstraßen als neues Wohngebiet erschlossen sind. Zu den Straßen zeigt sich der Ort in der historischen Struktur und Gestalt. Hier stehen kleinteilig und dicht beieinander neben eingeschossigen schmalen Wohnhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts, Relikte von kleinen Hofstellen, zwei- und dreigeschossige Wohn- und Geschäftshäuser oder Gaststätten. Die Objekte sind auf schmalen Parzellen in einer Flucht meist trauf-, vereinzelt giebelständig, mit Satteldächern gedeckt. Es sind Putz-, Ziegel-, Fachwerkbauten. Auch sind einzelne kleine Gewerbebetriebe erhalten, deren Nebengebäude sich in die Innenbereiche ausdehnen. Der Marktplatz wird durch das Prozessionskreuz und durch den 1952 errichteten Marktbrunnen markiert und tradiert hierdurch seine Funktion und seine Eigenschaften als Ortsmittelpunkt.

Der Ortskern trifft über die historische Aussage der Einzelobjekte hinaus als ein von den Siedlungsanfängen bis heute kontinuierlich gewachsenes und weitgehend in sich geschlossenes und auch anschauliches Ganzes eine Gesamtaussage zur Ortsgeschichte, die aus orts-, siedlungs- und architekturgeschichtlichen, aus hauskundlichen und kulturlandschaftlichen Gründen in der Gesamtheit von Bedeutung und erhaltenswert ist.

Schutzgegenstände des Denkmalbereiches sind der örtliche Grundriss, die aufgehende Bausubstanz insgesamt, die Freiflächen, der Bewuchs, Blickbezüge, die Dachaufsicht und die Ortssilhouette.
Die Satzung zum Schutz des historischen Ortes als Denkmalbereich ist seit 2012 rechtskräftig.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)

Literatur

Greulich, Josef; Hohmeier, Michael (1997)
Monheim am Rhein. bewegte Zeiten - die 50er und 60er Jahre. Spangenberg.
Hinrichs, Fritz (1971)
Monheimer Kulturbilder aus Geschichte und Gegenwart. (Monheimer Heimatbücher 4.) Monheim.
Hinrichs, Fritz (1962)
Monheim. Von der alten Freiheit zur jungen Industriestadt. Monheim.
Hinrichs, Fritz (1959)
Geschichte der Monheimer Höfe. Auswertung und Ergänzung Theodor Prömpeler: "Geschichte der Freiheit Monheim ; 3. Teil". Opladen.
Kulturamt der Stadt Monheim (Hrsg.) (1990)
Stadt Monheim. Kulturkompass. Monheim.
Kursawe, Hans-Dieter (1973)
Monheim. Neue Stadtentwicklung zwischen den Großstädten. (Kölner Geographische Arbeiten, Heft 28.) Köln.
Prömpeler, Theodor (1929)
Geschichte der ehemaligen Freiheit Monheim. Langenfeld.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 200-203, Petersberg.

Denkmalbereich „Monheim - historischer Kern der Altstadt“

Schlagwörter
Ort
Monheim am Rhein - Monheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung

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„Denkmalbereich „Monheim - historischer Kern der Altstadt“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-83047-13062019-293804 (Abgerufen: 19. April 2024)
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