Das Kohleflöz mit einer Mächtigkeit von ca. 10 m lag nur 1 bis 2 m tief. In den ersten Jahren wurde die oberste Kohleschicht abgebaut. Bei den tieferen Schächten bereitete jedoch die Wasserhaltung von Anfang an Probleme und war mit hohen Kosten verbunden, so dass die Gründung einer Aktiengesellschaft notwendig wurde. Während für die meisten Bergbaubetriebe vor 1900 die Organisationsformen Eigenbetrieb, Regiebetrieb und Gesellschaft mit beschränkter Haftung gewählt wurden, erfolgte für die Zeche Centrum zunächst die Gründung einer Handelsgesellschaft.
Bei der Gründung der Aktiengesellschaft 1883/1884 beteiligte sich u.a. Werner von Siemens mit einem Darlehen von 58.000 Mark. Es folgten Investitionen in die Erprobung eines neuen Gefrierverfahrens, des sogenannten Poetsch'schen Gefrierverfahrens. Mit hohem technischen und körperlichen Aufwand wurde der Eisschacht östlich des eigentlichen Grubenbetriebs abgeteuft. Infolge mehrerer Ausfälle der Eismaschine kam es jedoch immer wieder zum Abschmelzen der Eiswand und zu Unterbrechungen der Teufarbeiten. Schließlich führte am 25.10.1884 ein Wasserausbruch an der Schachtsohle zu einem Grundwasseranstieg bis auf die Höhe des natürlichen Wasserspiegels und der Eisschacht wurde aufgegeben.
Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die eigentlichen Bergbauarbeiten, die in der Zwischenzeit fortgesetzt wurden. Der Abbau der Kohle erfolgte inzwischen im Tiefbau, für den insgesamt 28 Schächte verzeichnet sind (Vgl. Wedde 2013, Tab. 7). Die Braunkohle wurde bis zu einer Teufe ober- und unterhalb der sechsten Sohle abgebaut.
Durch hydrologische Probleme kam es jedoch immer wieder zu Wasseranstiegen in einzelnen Schächten. Nachträgliche Verstärkungen der Wasserhaltung (z.B. noch 1897 für Schacht Arnold II) waren die Folge. Nach einem erneuten starken Wassereinbruch am 05.04.1899 wurde die Grube endgültig stillgelegt.
Insgesamt wurden in Schenkendorf 1,2 Mio. t Braunkohle gefördert, die für den Hausbrand, zur Veredelung in einer werkseigenen Brikettfabrik und nach Berlin transportiert wurden. Der Kohletransport erfolgte von der Grube über eine ca. 1,5 km lange, schmalspurige Pferdebahn zum nördlich verlaufenden Nottekanal (ab Mitte der 1880er Jahre) und über eine als Hochbahn gebaute Kettenbahn zur werkseigenen Brikettfabrik (ab 1894, ausgehend vom Hauptschacht Werner).
Die Auswirkungen des Bergbaus prägen noch heute die bauliche und kulturlandschaftliche Struktur in und um Schenkendorf, wo sich u.a. der Verwaltungssitz der Grube Centrum, die Brikettfabrik mit bis zu 66 m hohen Schornsteinen und Werkswohnungen befanden. Die Grubenanlagen selbst wurden ebenso wie die Brikettfabrik vollständig zurückgebaut.
Die erhaltenen Gebäude wurden zwischen 1884 und 1892 errichtet und umfassen verschiedene Arbeiter- und Angestelltenwohnhäuser sowie zwei Verwaltungsgebäude. Die Wohngebäude weisen unterschiedliche Charakteristika auf und verweisen damit auf die soziale Hierarchie der Beschäftigten. Als bauliche Dokumente der Bergbaugeschichte mit sozial- und baugeschichtlicher Bedeutung stehen sie unter Denkmalschutz. Hinzu kommt ihr ortsbildprägender Charakter, der den historischen Ortskern von Schenkendorf entscheidend prägt.
Datierung:
- bergrechtliche Anmeldung: 1875
- Kohleförderung:: ab 1877
- Stilllegung: 1899
Quellen/Literaturangaben:
- Dieter Sperling und Wolfgang Schossig: Bergbau in der Lausitz. Ein Überblick, in: Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e.V. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, Bd. 1, Cottbus 2017, S. 359,
- Ralf-Günter Wedde: Über den historischen Braunkohlentiefbau in Nordbrandenburg und südlich von Berlin, in: Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge, Nr. 1, 02.2013, S. 3-43 (hier: 26-31).
- Historie Bergbau in Schenkendorf, URL: http://www.schenkendorf-krummensee.info/histo/grube.htm (Zugriff am 07.12.2022).
- Braunkohlenabbau in Schenkendorf, URL: https://www.dielinke-mittenwalde.de/ortsteile/schenkendorf/bergbau-und-grubensiedlung/ (Zugriff am 07.12.2022).
- Informationstafel der Stadt Mittenwalde: Schenkendorf: Bergbaugeschichte, aufgestellt am Verwaltungsgebäude der Kohlengrube, Oktober 2020.
- Mittenwalde, Bergbaugeschichte, URL: https://www.mittenwalde.de/de/leben-wohnen/mein-mittenwalde/ortsteile/schenkendorf-krummensee/bergbau-geschichte/ (Zugriff am 07.12.2022).
BKM-Nummer: 32002609
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)