Der Wohnkomplex Stadtzentrum - auch Wohnkomplex am Ehrenhain genannt - entstand in seiner jetzigen Ausbildung zwischen 1960 und 1995. Ursprünglich war dieser Bereich der neuen Innenstadt von Hoyerswerda-Neustadt für Gebäude mit übergeordneter und funktioneller Bedeutung ohne Wohnbebauung geplant. Zunächst entstanden deshalb das Fernmelde- und Telegrafenamt sowie Bürogebäude des »Bau- und Montagekombinates Kohle und Energie«. 1968 entstand das »Centrum-Warenhaus«. 1984 folgte das »Haus der Berg- und Energiearbeiter«, heute Lausitzhalle. Der zentrale Platz, welcher durch diese beiden Gebäude entstand, wurde mit einem Brunnen und einer Digitaluhr (vermutlich baugleich mit jenen im Gaskombinat Schwarze Pumpe) gestaltet. Zudem befindet sich an der Lausitzhalle ein Wandmosaik. Ab 1977 folgte aus der Wohnungsnot heraus die Bebauung der Innenstadt mit Wohnungsbauten. Insgesamt entstanden knapp 2000 Wohneinheiten, vorwiegend in Form von Elfgeschossern des Typs P2 (noch erhalten an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße). Auch sogenannte Flügelhäuser mit unter- und vorgelagerten gesellschaftlichen Einrichtungen (Straße des Friedens) wurden gebaut. Eines dieser Flügelhäuser wurde 2007 zum LausitzTower umgebaut. Der südliche und westliche Bereich des Stadtzentrums wurde für soziale Einrichtungen genutzt. Hier entstanden neben zwei Kinderkombinationen und einer Schule auch Garagen, eine große Kaufhalle (noch erhalten) und ein Ambulatorium mit Apotheke (heute Zahnarztpraxis).
1975 wurde der ehemalige Friedhof zu einem Park umgestaltet und der sogenannte Ehrenhain zum Andenken an die im Krieg gefallenen sowjetischen und polnischen Soldaten eingerichtet. In diesem Bereich wurden 1983 die Werke des 5. Internationalen Bildhauersymposiums zum Thema »Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern« aufgestellt. Heute sind im Parkbereich noch die Plastiken »Symbol«, »Sandsteinplastik mit Edelstahlrahmen«, »Mädchen mit Taube«, »Interpretation zur 11. Feuerbachthese«, »Mutter mit Kind«, »Rosa Traum«, »Generationen« und »Aufbruch« erhalten.
Nach der politischen Wende 1990 wurden knapp 40% des Wohnbestandes abgebrochen und mit ihnen die Ladengeschäfte. Zur Kompensation entstand 1995 das »Lausitzcenter». Die ehemaligen Gebäude des Bau- und Montagekombinats im Randbereich des Wohnkomplexes II (an der Albert-Einstein-Straße) wurden zu einem drei- und viergeschossigen Bürokomplex mit Verwaltungseinheiten umgebaut. Der Bereich der heutigen Lausitzhalle wurde um einen Hotelkomplex erweitert. Die Wohnbauten an der Dr. Wilhelm-Külz-Straße wurden abgerissen und 2011 durch eine Parkanlage Zentralpark ersetzt. Hier wurde 2013 auch ein Brigitte-Reimann-Denkmal (»Die Liegende«) geschaffen.
Der Wohnkomplex Stadtzentrum ist ortsgeschichtlich und baugeschichtlich als Wohnstätte für das »Gaskombinat Schwarze Pumpe« von Bedeutung.
(Kathrin Kruner, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1960-1995
Quellen/Literaturangaben:
- Kulturbund Hoyerswerda/Biernath, Peter/Lätsch, Elvira: Baukultur in Hoyerswerda Aufbau und Schrumpfung einer Stadt; Baulehrpfad durch Alt- und Neustadt. 1. Aufl., Hoyerswerda 2013.
- Biernath, Peter: Architektour Hoyerswerda Stadt - Bau - Kunst. 1. Aufl., Hoyerswerda 2005.
- Richter, Felix: Das neue Hoyerswerda Ideenhaushalt, Aufbau und Diskurs der zweiten sozialistischen Stadt der DDR. Berlin 2020.
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 30800204