Heizkraftwerk Nord; ehem. Kraftwerk »Georgi Dimitroff« und zuvor Städtisches Elektrizitätswerk

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 21′ 6,92″ N: 12° 22′ 46,35″ O 51,35192°N: 12,37954°O
Koordinate UTM 33.317.531,99 m: 5.692.220,92 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.526.546,14 m: 5.690.864,21 m
An der vom Leipziger Stadtzentrum nach Norden führenden Eutritzscher Straße, etwa 800 Meter nordwestlich des Hauptbahnhofes, liegt das Gelände des Heizkraftwerkes Nord, das von den Stadtwerken Leipzig betrieben wird. Die Energieerzeugung an diesem Standort hat eine bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreichende Geschichte. Bevor hier Strom aus Braunkohle erzeugt wurde, befand sich hier eine städtische Gasanstalt (Gaswerk I). Das von 1838 bis 1929 betriebene Gaswerk arbeitete auf der Basis von Steinkohle und stellte anfangs Leucht- und später Stadtgas über ein umfassendes Rohrnetzwerk zur Verfügung. Ab 1895 entstand am westlichen Rand auf dem Gelände des Gaswerks ein anfangs in privater Trägerschaft (»Leipziger Electrizitätswerke AG« von Siemens & Halske) befindliches Elektrizitätswerk, das ebenfalls primär der Versorgung von Lampen mit Strom im Innenstadtring diente. Der über das Unterwerk in der Magazingasse transformierte Strom wurde aus Braunkohle, geliefert durch die Ramsdorfer Kohlenwerke sowie die »Grube Fortschritt« in Meuselwitz, erzeugt. Infolge des stetig wachsenden Strombedarfs wurde das Werk durch die Stadt Leipzig für fünf Millionen Mark erworben und der Standort ausgebaut: Neue Dampfdynamos, Kessel und Akkumulatorenbatterien konnten in Betrieb genommen werden, sodass um 1910 die gesamte Innenstadt sowie an den Promenadenring anschließende Bereiche mit Elektrizität für Beleuchtung oder den Antrieb von Motoren versorgt wurden. Nachdem das Werk während des Krieges aufgrund beschlagnahmter Kabel nahezu lahmgelegt war, erfolgte nach 1918 der Ausbau zu einem Heiz- und Elektrizitätswerk. Im Zuge dieser Umprofilierung wurden die technischen Anlagen 1921 bis 1923 umfassend modernisiert, sodass Abnehmer nicht nur mit Strom, sondern auch mit Fernwärme versorgt werden konnten. Weitere technische und bauliche Expansionsphasen fanden 1929 sowie Mitte der 1930er Jahre statt. 1949 kommt es zur Verstaatlichung des Kraftwerks und Zuordnung zum VEB Kraftwerke Leipzig, während die Energieverteilungsanlagen nun dem VEB Energieverteilung zugehören. Bis zum Ende der DDR münden weitere Zentralisierungsbestrebungen in oft wechselnden Zuständigkeiten. Zwar können seit den 1950er Jahren die Industrie und Privatabnehmer durchgehend mit Strom und Wärme versorgt werden, jedoch führen die kaum vorhanden Mittel für Erneuerung zum Verschleiß der Anlagen sowie zur Verschwendung von Rohstoffen. Schließlich wird das Kraftwerk 1993 infolge der politischen Wende und wirtschaftlicher Entwicklungen in seiner damaligen Form stillgelegt und große Teile des Nordwerkes abgebrochen. Seit 1995 wird am Standort erneut ein Dampf- und Wärmekraftwerk betrieben.
Auf dem etwa 10 Hektar umfassenden Areal sind bauliche Zeugnisse der verschiedenen Entwicklungsphasen des Energiestandortes nachzuweisen. Von seiner ursprünglichen Nutzung als Gaswerk zeugt das in gelben Klinkern errichtete Gasometer als eindrücklichstes Zeugnis. Neben modernen Bauten im Geländezentrum prägen vor allem in gelben und roten Ziegeln ausgeführte Bauten das Areal. Für die Geschichte der Braunkohle ist der Standort mit seinen Einzelobjekten von herausragender Bedeutung, da sie seit 1895 bis 1993 hier als Energieträger eingesetzt wurde und die Versorgung der Stadt mit Strom und (später) Wärme gewährleistete. Das Nordwerk ist damit von wirtschafts,- sozial- und technikgeschichtlicher Bedeutung.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:
  • Erbauung 20. Jahrhundert

Quellen/Literaturangaben:
  • Ellen Methner, Energie! – Gas und Strom für Leipzig, in: Thomas Topfstedt, Hartmut Zwahr (Hrsg.), Industriekultur – Stadtentwicklung – soziale Milieus. Leipzig im 19. und 20. Jahrhundert, Leipzig 2005, S. 121-137.
  • Bernd Müller-Hammerström, Die Energieversorgung Leipzigs, in: Industriekultur 2/2010 (16. Jg.), Heft 51, S. 7-9.
  • Mühlenberg, Heidi: 100 Jahre Strom für Leipzig, hg. von Stadtwerke Leipzig; Leipzig 22002.
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat); 2022.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Eigentümer: Siemens und Halske Aktiengesellschaft (GND: 2021892-8)
  • Eigentümer: Elektrizitätswerk (Leipzig) (GND: 5180225-9)
  • Eigentümer: VEB Kraftwerke Leipzig

BKM-Nummer: 30500376

Heizkraftwerk Nord; ehem. Kraftwerk »Georgi Dimitroff« und zuvor Städtisches Elektrizitätswerk

Schlagwörter
Ort
Zentrum-Nord
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Heizkraftwerk Nord; ehem. Kraftwerk »Georgi Dimitroff« und zuvor Städtisches Elektrizitätswerk”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500376 (Abgerufen: 22. März 2025)
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