Die verbliebenen Reste der Ummigsbachbrücke – ein Teil alten Wahnbachtalstraße – liegen westlich der Seligenthaler Straße zwischen dem früheren Franziskanerkloster Seligenthal und der Staumauer der Wahnbachtalsperre. Laut einer Informationstafel am „Mönchweg Sieg“ vor Ort ist die Ruine „als eigenwilliges Baudenkmal Teil der wechselvollen Geschichte des Siegtals“ (vgl. Abbildung in der Mediengalerie). Das überquerte Fließgewässer wird hier der Deutschen Grundkarte DGK 5 folgend „Ummigsbach“ benannt; andere Karten oder Quellen führen den Bach auch als „Ummigbach“ bzw. „Ummingsbach“ (so Google Maps).
Baugeschichte und Ende der Brücke Pläne für eine verbesserte Verkehrsverbindung zwischen der Gemeinde Much und der Stadt Siegburg gab es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, man plante seinerzeit zunächst eine Bahnstrecke. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieses Vorhaben wieder aufgenommen – nun allerdings als Straßenverbindung, deren 1925 begonnener Bau zugleich auch als Strukturförderungsmaßnahme die Arbeitslosigkeit in der Region mildern sollte. Siebert-Gasper bezeichnet den Bau der Wahnbachtalstraße als typische „Notstandsarbeit“ der Zeit, wie etwa auch bei dem gleichzeitig entstehenden Nürburgrings (www.strassengeschichte.de). Die 1927 fertig gestellte Straße folgte zwischen Seligenthal und Bruchhausen weitgehend dem ursprünglichen Tal des Wahnbachs, außerdem wurde sie auch zur Erprobung unterschiedlicher Fahrbahnbeläge genutzt, etwa Asphalt, Beton oder Stein. Die Straße querte über 21 zumeist kleinere Brücken aus Stampfbeton mit Bruchsteinverkleidung den Wahnbach. Zwei größere Brücken querten das Derenbach- und das Ummigsbachtal. Der nur wenige hundert Meter lange Ummigsbach mündet aus nordwestlicher Richtung kommend bei Kloster Seligenthal in den Wahnbach. Die beiden zentralen Brückenbögen wurden nur wenige Tage vor Kriegsende am 8. April 1945 von einem deutschen Wehrmachtsverband auf dem Rückzug vor einmarschierenden Amerikanern gesprengt. Zu einem Wiederaufbau kam es nicht, zumal die alte Wahnbachtalstraße ab 1954 durch den Bau der Talsperre verschwand bzw. auf andere Routen verlegt wurde. Sie tritt heute erst wieder nördlich des Stausees bei Bruchhausen bzw. Herkenrath (Gemeindeteile von Neunkirchen-Seelscheid) als Landstraße L 189 in Erscheinung.
Aktuelle Situation und Legendenbildung Die Brückenrampen wie auch der Straßenanschluss sollen noch vor ein paar Jahren frei und zugänglich gewesen sein (www.pigasus.de). Heute ist die weitgehend überwucherte Brückenruine nur noch zu Fuß zugänglich und die Zufahrt zu ihr gesperrt (über die Seligenthaler Straße bzw. Talsperrenstraße, die beide zu der Staumauer der Talsperre führen). Ein nahe gelegener Steinbruch, das benachbarte Klösterchen mit Pestkapelle und schon alleine seine pure Größe förderten wohl stets die Bildung von Legenden um das Bauwerk. Unter anderem wurde von geheimen Rüstungsanlagen im Berg während des Zweiten Weltkriegs gemunkelt und ein bis heute ungeklärter Mord soll sich hier in den 1950er Jahren ereignet haben: „Ein Auto wurde samt Insassen über die Abbruchkante der Ruine geschoben.“ (ebd., ohne Beleg)
Auch wenn die eingangs zitierte Informationstafel die Ruine als Baudenkmal bezeichnet, ist sie dies im denkmalrechtlichen Sinne nicht.
Internet www.pigasus.de: Lost sites – Wahnbachtalstraße und Brücke über den Ummigbach (abgerufen 10.11.2016) www.strassengeschichte.de: Die Wahnbachtalstraße zwischen Siegburg und Much im Bergischen Land (Dieter Siebert-Gasper in Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte, Mai 2017, abgerufen 13.02.2019) de.wikipedia.org: Ummigsbachbrücke (abgerufen 13.02.2017) de.wikipedia.org: Wahnbachtalsperre (abgerufen 10.11.2016)
Literatur
Kamp, Michael; Ruland, Peter; Wagner, Robert (Hrsg.) (2016)
Bergische Wege. Bewegung im Bergischen Land gestern - heute - morgen. (Geschichtsverein Rösrath e.V., Band 6.) S. 171-178, Rösrath.
Siebert-Gasper, Dieter (2016)
Vor rund 90 Jahren als "erste Kreisstraße" gebaut ‒ die Wahnbachtalstraße. In: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2017, S. 82-91. Siegburg.
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