Dorf Kallmuth

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Mechernich
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 33′ 23,85″ N: 6° 37′ 10,23″ O 50,55663°N: 6,61951°O
Koordinate UTM 32.331.384,28 m: 5.603.227,53 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.543.945,06 m: 5.602.507,44 m
  • Dorf Kallmuth (2018)

    Dorf Kallmuth (2018)

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  • Bleibergwerk bei Kallmuth (2016)

    Bleibergwerk bei Kallmuth (2016)

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  • Kirchturm St. Georg und Burg Kallmuth (2018)

    Kirchturm St. Georg und Burg Kallmuth (2018)

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  • Kirche St. Georg und ehemalige Burg in Kallmuth (2018)

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  • Kapelle St. Georg in Kallmuth (2018)

    Kapelle St. Georg in Kallmuth (2018)

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    Steinhaus von 1878 in Kallmuth (2018)

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  • Windräder bei Kallmuth (2018)

    Windräder bei Kallmuth (2018)

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  • Blick auf Kallmuth (2018)

    Blick auf Kallmuth (2018)

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  • Kallmuther Berg (2018)

    Kallmuther Berg (2018)

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Kallmuth ist ein regionaltypisches historisches Eifeldorf mit umfangreichem historischem Gebäudebestand, erhöht liegender Kirche St. Georg, ehemaliger Burg, römischen Kulturleistungen und umliegenden Streuobstwiesen.

Ortsgeschichte
Quellfassung „Klausbrunnen“ der römischen Wasserleitung nach Köln
Burg Kallmuth
Kirche St. Georg
St. Georgs-Ritt
Heutiger Zustand und kulturhistorischer Zeugniswert
Hinweise
Internet, Literatur

Ortsgeschichte
Kallmuth gehört mit einer Siedlungsgeschichte von ca. 1950 Jahren vermutlich zu den ältesten Siedlungen der Nordeifel. Funde von Feuersteinwerkzeugen und -abfällen deuten auf die Anwesenheit von Menschen bereits während der Steinzeit hin. Gefundene Silbermünzen stammen aus der ersten römischen Kaiserzeit und ein Teil eines Schälchens mit dem Stempel „PERRIMN“ aus der claudisch-neronischen Zeit (41-68 n. Chr.). Die römische Eifelwasserleitung verläuft durch den Ort. Für eine lange Zeit gibt es nahezu keine Aufzeichnungen. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges wurden Kirche und Burg aufgrund erbitterten Widerstandes der Bevölkerung gegen Plünderungen durch hessische Soldaten 1644 in Brand gesetzt. Das Feuer griff auch auf Wohnhäuser über.

Während der Preußenzeit wurde Kallmuth der Bürgermeisterei Weyer zugeteilt. 1852 lebten in Kallmuth 202 Menschen in 42 Häusern. 1873 wurden bei einem Brandunglück mit ungeklärter Ursache 34 Häuser sowie einige Stallungen und Scheunen zerstört. Neben Kirche, Burg und Pastorat blieben lediglich 16 Wohnhäuser unbeschädigt. Mit Hilfe umfangreicher Spenden konnten die Häuser wiederhergestellt werden, und zwar nach einem Beschluss des Gemeinderates auf den alten Fundamenten, obwohl eigentlich die Dorfstraße hätte reguliert werden sollen (Guthausen 1976, S. 4-8). Dadurch ist die Dorfstruktur dennoch im Wesentlichen erhalten geblieben.
Bei der Planung der Eisenbahnstrecke durch die Nordeifel in der Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte sich die Gemeinde um eine Streckenführung nahe an Kallmuth vorbei mit einem entsprechenden Haltepunkt. Die realisierte Strecke verlief schließlich jedoch weiter entfernt. 1904 baute die Gemeinde daraufhin einen Weg zum nächstgelegenen Haltepunkt in Scheven, der seit 1962 von einer Buslinie bedient wird. 1912 wurde der Telefonanschluss eingerichtet, seit 1921 gab es Strom und seit 1931 fließendes Wasser in den Häusern.
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Der Erste Weltkrieg wirkte sich auf Kallmuth so wie auf unzählige andere Orte aus: 10 Gefallene und zwei Vermisste waren zu beklagen. 1923 kam der Eisenbahnverkehr zum Erliegen.
Die Inflation bedingte massive Probleme, der Bleierzabbau wurde eingestellt. Der Kallmuther Pfarrer verteilte in Holland und Amerika gespendete Kleider und Lebensmittel. Der Kältewinter 1928/29 sorgte erneut für Hunger aufgrund erfrorener Vorräte (Kartoffeln), von 1930 bis 1933 war Arbeitslosigkeit ein Problem.

Im Zweiten Weltkrieg starben 16 Soldaten und ein Zivilist, vier Männer blieben vermisst. In der Nacht zum 6. März 1945 wurde ein Haus durch Artilleriebeschuss zerstört, einige Häuser waren von Granatsplittern betroffen. Am Folgetag rückten amerikanische Soldaten ein. Die Kriegsschäden im Ort blieben relativ gering. Nach dem Hunger in der Nachkriegszeit und durch eine außergewöhnliche Dürre 1947 besserte sich die Situation aufgrund der Währungsreform 1948. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung wechselte Kallmuth am 1. Juli 1969 vom Amtsbezirk Zingsheim zur Stadt Mechernich. 1979 wohnten in Kallmuth 320 Menschen in 83 Häusern, und es gab acht landwirtschaftliche Betriebe, davon zwei außerhalb des Dorfes (Guthausen 1976, S. 8-13).
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Quellfassung „Klausbrunnen“ der römischen Wasserleitung nach Köln
Die römische Eifelwasserleitung versorgte die römische Stadt Köln mit bestem Trinkwasser. Die Länge dieses herausragenden technischen Bauwerks betrug ca. 100 km. Es handelte sich um eine reine Gefälleleitung, die größtenteils unterirdisch und teilweise über Aquädukte verlief. Das Wasser wurde der Leitung über mindestens zehn Quellfassungen zugeführt. Nahe der Straße zwischen Kallmuth und Vollem befindet sich der „Klausbrunnen“. Er wurde auch zur Wasserversorgung des modernen Köln genutzt. Die Quelle versiegte 1936 vermutlich infolge der durch den Bleibergbau verursachten Grundwasserabsenkung. Das Trockenfallen der Anlage ermöglichte die Erforschung und Rekonstruktion des Ursprungszustandes (Haberey / Beseler 1959).
Entdeckt wurde die Quellfassung 1935 im Rahmen der Suche nach Quellgebieten für die aktuelle Wasserversorgung. Die Lage des „Klausbrunnens“ haben die römischen Ingenieure also mit ihren damaligen Methoden genauso als geeignet ermittelt wie die Ingenieure ca. 1.800 Jahre später.
Die römische Brunnenstube bei Kallmuth stellt die „wohl eindringlichste Darstellung römischer Ingenieur- und Wasserbaukunst“ dar (EU-INFORM 1976).

1953 unternahmen die Kreisverwaltung Schleiden und das damalige Landesmuseum Bonn eine Grabung. Die Quellfassung war weitgehend verfallen, die technischen Funktionalitäten konnten jedoch einwandfrei erkannt werden. Auf großen Sandsteinblöcken befand sich mörtelloses Mauerwerk, durch das das Wasser in ein rechteckiges Klärbecken floss. Über dem Mauerwerk lag ein Sturz auf je zwei seitlichen Quadern. Darüber war ein Entlastungsbogen gemauert. Das Becken sammelte das Wasser aus acht Zuflüssen. Hinter dem Austritt aus der Brunnenstube liegt ein Sinkbecken, danach wird das Wasser talwärts geleitet. Nach sechs Metern erfolgt ein weiterer Zufluss. Das Wasser stammt aus der Quellfassung „Grüner Pütz“ bei Nettersheim und wird nach dem Durchfließen eines Sinkbeckens in die vom „Klausbrunnen“ kommende Leitung gespeist. Neben dem Fundament des „Klausbrunnens“ wurde ein Bruchstück eines römischen Tontellers gefunden. Dadurch kann auf das 2. Jahrhundert n. Chr. als ungefähren Bauzeitraum der Anlage geschlossen werden (Haberey / Beseler 1959).
Gemeinsam mit dem Landeskonservator wurde der Beschluss gefasst, eine weitgehende Rekonstruktion durchzuführen und diese für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Das Originalmaterial wurde einbezogen und durch passende Steine aus dem Grabungsschutt und aus benachbarten Steinbrüchen unter Beachtung der ursprünglichen Technik ergänzt. Der Grund der Quellfassung wurde über Treppen und eine geschwungene Betonplatte mit Geländer zugänglich gemacht. Zur Veranschaulichung wurde sogar der Boden abgedichtet und aus einer verdeckten modernen Leitung Wasser durch die Zuflüsse geleitet. Die gesamte Anlage wurde mit einer Abdeckung aus Sichtbeton und Glasbausteinen versehen (Haberey / Beseler 1959). Dieses Brunnenhaus wurde nach Sanierung des Bodendenkmals ersetzt und am 8. Juni 2015 eingeweiht (www.eiserfey.de).

Die römische Eifelwasserleitung als größtes antikes technisches Bauwerk nördlich der Alpen ist nur an wenigen Stellen sichtbar. Die hohe Anschaulichkeit der Brunnenstube und die Lage am ursprünglichen Ort mit weiteren historischen technischen Bauwerken in der näheren Umgebung – einem erhaltenen Einstiegsschacht im Wald zur Reigung der Leitung und dem teilrekonstruierten Aquädukt in Vussem (Haberey / Beseler 1959) – bedingen eine hohe kulturhistorische Wertigkeit.
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Burg Kallmuth
1285 wurde erstmalig ein Ritter von Kallmuth urkundlich genannt. Der Rittersitz hat also bereits im 13. Jahrhundert bestanden (Schmitz 2005).
Die Burg Kallmuth wies im 14. Jahrhundert eine hohe Qualität auf, denn der damalige Inhaber Henricus de Calenmunt war ein Edelherr (vir nobilis). 1547 war die Burg im Besitz von Emmerich von Friemersdorf (genannt Pützfeld). Dies weist auf einen landtagsfähigen Rittersitz und ein Lehen des Herzogs von Jülich hin. 1525 ließ Emmerich von Friemersdorf ein neues Burghaus erbauen, dessen weißer Treppengiebel heute noch charakteristisch für diese Burganlage ist. Die Familie Friemersdorf besaß die Burg bis 1749, wohnte offenbar aber nicht dort, sondern in Kirspenich, denn an der Burg Kallmuth wurden in dieser Zeit keine standesgemäßen Umbaumaßnahmen durchgeführt. Vermutlich war sie verpachtet. Kallmuth blieb für die Familie als Rittersitz mit den daran geknüpften Privilegien wichtig. Später – wahrscheinlich schon im 18. Jahrhundert – wurden verschiedene Anteile der Burg verkauft. Heute befindet sich die Burg Kallmuth im Besitz der Familien Schmitz und Seidenfaden (Herzog 1989).

Die Kallmuther Burg liegt unmittelbar angrenzend an den Turm der Kirche St. Georg. Der Bruchsteinbau stammt aus dem 14./15. Jahrhundert und enthält Teile eines noch älteren Gebäudes. Darunter befindet sich ein Gewölbekeller, dessen Ursprung noch weiter zurückliegt. Der Zugang erfolgt über ein Rundbogenportal. Ursprünglich handelte es sich um eine dreiwinklige, ummauerte Anlage, die weitere Gebäude umfasste. Von einem ehemaligen Zwinger ist beispielsweise der Unterbau eines Rundturms erhalten. Der Hof wurde durch ein heute noch vorhandenes spätromanisches Portal mit überfangendem Wulstprofil betreten, das vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stand und die Kallmuther Burg damit als eine der ältesten steinernen Adelsburgen des Kreises Euskirchen ausweist. Man gelangte in eine sich über drei Joche erstreckende Erdgeschoßhalle mit Rippengewölbe, von dem u.a. noch eine Wandvorlage mit kurzen Rippenansätzen sichtbar ist. Deren Seltenheit lässt auf eine hohe Bedeutung der Burg Kallmuth schließen (Herzog 1989).
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Katholische Pfarrkirche Sankt Georg
Die Kirche wurde von 1647 bis 1665 im neuromanischen Stil erbaut. Sie wurde an den Turm der ehemaligen Kapelle von 1243 angebaut.
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St. Georgs-Ritt
Seit 1953 findet in Kallmuth der St.-Georgs-Ritt in Form einer Reiterprozession mit dem Charakter einer Bittprozession zum „Georgspütz“ bei Vollem und wieder zurück zur Kirche St. Georg statt. Vom 23. April (Namenstag des St. Georg) wurde sie gleich im ersten Jahr aus praktischen Gründen auf den 1. Mai verlegt. Initiator war der Kallmuther Pfarrer Eugen Kranz, der die Idee vermutlich aus Süddeutschland mitbrachte. Der Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden. Die Dorfstruktur war landwirtschaftlich geprägt, die bäuerlichen Familien bereiteten gerne die 24 damals im Dorf vorhandenen Kaltblutpferde für die feierliche Prozession vor und beteiligten sich am Ritt. Insgesamt waren 60 Reiter und viele Fußgängerinnen und Fußgänger beteiligt, zogen zum Georgspütz, wo an einem dort aufgebauten Altar eine Feldmesse abgehalten wurde, und in feierlicher Prozession mit Monstranz wieder zur Kallmuther Kirche. Abends gab es ein Fest mit Maitanz.
Dadurch, dass in den 1960er Jahren viele Landwirtschaftstreibende in ihrer Existenz bedroht waren und die Produktion einstellten, sank die Zahl der Teilnehmenden. Die anschließende Entwicklung des Reitens als Freizeitsport verbesserte allerdings die Situation. Das Bild des St.-Georgs-Ritts hat sich über die Jahrzehnte verändert: Kaltblutpferde sind kaum noch zu sehen, und die zunehmend nicht mehr streng eingehaltene Kleiderordnung und die wachsende Zahl der Schaulustigen bedingen einen anderen optischen Eindruck. Dennoch bleibt die Beliebtheit des St.-Georgs-Rittes ungebrochen (Schmitz 2005).
1976 beteiligten sich am St. Georgs-Ritt 200 Reiterinnen und Reiter sowie rund 3.000 Menschen, die zu Fuß unterwegs waren (Guthausen 1976, S. 22).

Die moderne Reiterprozession gründet sich auf historische Prozessionen, die bis 1665 zu Fuß und unter Mitnahme von Reliquien durchgeführt wurden. Da Erzbischöfliche Visitatoren die Mitnahme der Monstranz verboten, wurde diese fortan in der Kapelle belassen. Die Tradition der St.-Georgs-Prozession wurde vermutlich bis mindestens 1876 beibehalten, denn in diesem Jahr gibt es eine Beschreibung der Prozession in einem amtlichen Schreiben. Darüber, wann und warum das Ritual eingestellt wurde, ist nichts bekannt (Schmitz 2005).
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Heutiger Zustand und kulturhistorischer Zeugniswert
Kallmuth ist ein traditionelles Eifeldorf, das mit seiner umfangreichen gut erhaltenen historischen Substanz und in seiner ursprünglichen Siedlungsstruktur noch gut ablesbar ist. Es ist im Zusammenhang zu sehen mit den traditionellen und heute noch stattfindenden Veranstaltungen des Sankt-Georgs-Rittes sowie der Lage an der Römischen Eifelwasserleitung und insbesondere dem nahe gelegenen römischen Sammelbecken „Klausbrunnen“. Die Kombination dieser wertgebenden Merkmale begründet einen sehr hohen kulturhistorischen Zeugniswert des Ortes Kallmuth.
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Hinweise
Das Objekt „Dorf Kallmuth“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Kallmuth (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 231).
Die Burg und die Kirche St. Georg sind eingetragene Baudenkmäler (de.wikipedia.org, Baudenkmäler Mechernich, Nrn. 71 und 280).

(Annette Schwabe, LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit / Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2018)


Internet
de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Mechernich (abgerufen 04.04.2018)
www.alltagskulturen.lvr.de: Fotosammlung Karl Guthausen (arbeitete als Lehrer in Kallmuth) (abgerufen 04.04.2018)
kallmuth-st-georgsritt.de: Heimat neu entdeckt (abgerufen 04.04.2018)
www.eiserfey.de: Brunnenstube „Klausbrunnen“ bei Kallmuth (abgerufen 04.04.2018)
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Literatur

Guthausen, Karl (1976)
Kallmuth - Dorf am Pflugberg. Mechernich.
Haberey, Waldemar; Beseler, Hartwig (1959)
Die römische Quellfassung bei Kallmuth. In: Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege - eine Veröffentlichung des Landschaftsverbandes Rheinland. Band 22, S. 39-49. Köln.
Herzog, Harald (1989)
Burgen und Schlösser. Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen. S. 309-313, Köln.
Kreis Euskirchen (1976)
EU-inform - zum Thema Kulturdenkmale. Euskirchen.
Meyer, Wilhelm (1986)
Geologie der Eifel. Stuttgart.
Schmitz, Hubert (2005)
St. Georgsritt in Kallmuth - Wurzeln und Anfänge. In: Jahrbuch des Kreises Euskirchen: Historisches, Natur und Umwelt, Menschen, Kunst und Kultur, Erzählungen, Aktuelles Zeitgeschehen. Band 125, S. 125-131. Euskirchen.

Dorf Kallmuth

Schlagwörter
Ort
53894 Mechernich - Kallmuth
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1285

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Annette Schwabe (2018): „Dorf Kallmuth”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-277933 (Abgerufen: 30. April 2024)
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