Der „Roderather Marmor“ ist ein Kalkstein, der bis in das Jahr 1913 in einem kleinen Steinbruch nördlich von Roderath (heute Gemeinde Nettersheim) abgebaut wurde. Das Gestein ist besonders reich an Fossilien und erinnert bei entsprechender Oberflächenbehandlung an Marmor. Früheste Belege für den Abbau gibt es aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wobei das Material für den Bau der Kapelle Sankt Antonius in Roderath verwendet wurde. Der so genannte „Eifelmarmor“ kann an den Ecksteinen sowie an sechs Fensterrahmen der Kapelle begutachtet werden. Der Taufstein und das Weihwasserbecken sind ebenfalls daraus gefertigt.
Im Jahr 1911 wurde der Abbau durch eine Gewerkschaft kommerzialisiert. Sie erwarb den rund 15.000 m² großen Steinbruch im Norden von Roderath und begann mit den Brucharbeiten. Dabei wurden die Gesteinsblöcke von Pferden auf Plateauwagen über eine Lorenbahn gezogen und dann für den Weitertransport auf Fuhrwerke verladen. Am westlichen Ortsausgang von Roderath, in der Pescher Straße, befindet sich ein solcher Plateauwagen. Der Wagen wurde im Jahr 1983 von der lokalen freiwilligen Feuerwehr aufgestellt, wobei unklar ist, ob es sich um ein Original oder eine Nachbildung handelt.
Bereits im Jahr 1913 wurde der gewerkschaftliche Betrieb eingestellt, vermutlich, weil sich aus dem wenig homogenen und brüchigen Material keine dünnen Platten schneiden ließen. Ein restlicher Bestand von ca. 40 m³ „Marmor“ konnte von der Nachbargemeinde Frohngau für den Bau der Pfarrkirche Sankt Margareta sowie der Wegekapelle „Am weißen Kreuz“ (nördlicher Ortsausgang über Helterstraße) erworben werden. Die überregionale Verbauung des Materials ist wenig belegt aber mit großer Wahrscheinlichkeit gelangte es bis nach Köln.
Insgesamt kann der Roderather Marmor als lokal bedeutsames Denkmalgestein bezeichnet werden mit einer weniger wirtschaftlichen, denn kulturhistorischen Bedeutung. Auch heute wird der hiesige Kalkstein als Baumaterial verwendet: Ein industrieller Steinbruch zwischen Roderath und Holzmülheim produziert Kalksteinsplitt für den Straßenbau.
Hinweis Weitere Informationen zur geologischen Entstehungsgeschichte des „Eifelmarmors“ finden Sie im Artikel zur Pfarrkirche Sankt Margareta.
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Empfohlene Zitierweise
Nico Wagner (2019), „Roderather Marmor - Historischer Kalksteinbruch und lokale Verbauung des Materials”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-344775 (Abgerufen: 17. September 2024)
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