In der Palastaula, heute eine evangelische Kirche, thronte der Kaiser in der 10,50 Meter tiefen und 18,20 Meter breiten Apsis am Kopfende der 56,30 Meter langen, 27,20 Meter breiten und 33 Meter hohen Basilika. Damit würde zum Beispiel die Porta Nigra, das ehemalige Stadttor und heutige Wahrzeichen der Stadt Trier, problemlos in der Palastaula Platz finden. Errichtet wurde dieser Thronsaal am Anfang des vierten Jahrhunderts unter Konstantin dem Großen (um 275-337, römischer Kaiser 306-337).
Der Innenraum der Basilika mit ihrer außergewöhnlichen Dachkonstruktion vermochte die Macht des römischen Imperiums beim Betreten durch ihre einmalige Raumwirkung wirksam auf den Besucher zu transferieren, indem es in diesem prächtigen und voluminösen Steinbau ein Zulaufen der Baulinien auf den Kaiser als Zentrum gab, was beeindrucken oder sogar einschüchternd gewirkt haben muss. Bei der Dachkonstruktion handelt es sich um eine freitragende Kassettendecke aus Holz. Die Palastaula ist der größte erhaltene Saalbau der römischen Antike und der größte ungeteilte Raum, den die Antike in ganz Europa hinterließ. In der Spätantike war der Großbau mit einem Ziegelputz grauweiß verputzt und im Osten und Westen von Höfen mit Säulengängen umgeben. Der große Thronsaal war im Inneren mit Marmor und Malereien verziert und wurde außerdem über eine Hypokaustenheizung beheizt. Diese römische Heizung wärmte den Raum, indem sowohl der Fußboden als auch die Wände erwärmt wurden. Selbst die Vorhalle im Süden wurde auf diese Weise temperiert. Von ihr sind lediglich nur noch angedeutete Mauerreste sichtbar.
Nach dem Abzug der Römer im fünften Jahrhundert kam es in der nachrömischen Zeit in den Wirren des fünften Jahrhunderts zur Teilzerstörung des Gebäudes. Danach diente sie als fränkischer Herrschaftssitz, um dann 902 durch Schenkung in den Besitz des Bischofs zu gelangen, der die Palastaula als Wohnburg benutzte und im 17. Jahrhundert die heutigen östlich vorgelagerten Flügel als bischöfliches Palais mit Stilelementen der Renaissance und des Rokoko bauen ließ, die heute noch bewundert werden können. Im Zuge der französischen Revolution löste sich der Kurstaat Trier auf und 1802 folgte die Säkularisierung. Dann gingen die von der Zeit gezeichneten antiken Reste der Palastaula 1804 in den Besitz der Stadt Trier über, die diese an den preußischen König verschenkte, der sie zu der bereits erwähnten protestantischen Kirche aufbauen ließ, die 1856 eingeweiht wurde. Durch den Zweiten Weltkrieg kam es wiederum zu zahlreichen Zerstörungen, welche jedoch durch den Wiederaufbau nach dem Krieg beseitigt werden konnten. Heute sitzt in dem benachbarten östlichen Flügel, dem ehemals bischöflichen Palais, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz.
Die Konstantinbasilika ist seit 1986 Teil des UNESCO-Welterbes „Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier“ sowie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.
(Christoph Jürgens, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Literatur
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Die Römer in Rheinland-Pfalz. S. 604, Stuttgart.
Demandt, Alexander; Engemann, Josef (Hrsg.) (2007)
Konstantin der Grosse. Imperator Caesar Flavius Constantinus. Ausstellungskatalog und CD-Rom zur Landesausstellung "Konstantin der Grosse" in Trier, 2. Juni bis 4. November 2007. S. 302-311, Mainz.
Landesbildstelle Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1984)
Trier und seine Region im Luftbild. S. 47, Koblenz.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz (Hrsg.) (1952)
Trier. Ein Zentrum abendländischer Kultur. S. 14f, Neuß.
Ternes, Charles-Marie (1975)
Römer an Rhein und Mosel, Geschichte und Kultur. S. 258, Stuttgart.
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