Der 1980/1981 von der damaligen Deutschen Bundespost errichtete Fernseh- und Radio-Sendeturm „Colonius“ an der Inneren Kanalstraße gilt mittlerweile als eines der Kölner Wahrzeichen, zumal er die heutige Silhouette der Stadt entscheidend mitprägt. Seit 1994 werden die gastronomischen Einrichtungen in der Turmkanzel nicht genutzt, so dass der Turm seit 1999 nicht mehr öffentlich zugänglich ist. Sämtliche Planungen zu einer erneuten Nutzung haben sich seitdem zerschlagen. Der Turm wurde 2022 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen.
Baugeschichte, Konstruktion und Maße Der 1980/1981 an der Inneren Kanalstraße (L 100) errichtete und am 3. Juni 1981 eingeweihte Sendeturm wurde im Auftrag der Deutschen Bundespost (1994 aufgelöst, seitdem Deutsche Post AG) und der Hermann Kroepels KG durch die Baufirmen Dyckerhoff & Widmann AG (heute Dywidag im Strabag-Konzern), Beton- und Monierbau AG, Bilfinger Berger SE und Wayss & Freytag errichtet. Das als vertikale Kragarmkonstruktion geplant Stahlbeton-Bauwerk wurde vom Architekten Erwin Heinle (1917-2002, Heinle, Wischer und Partner) entworfen, die Tragwerksplanung oblag dem Bauingenieur Fritz Leonhardt (1909-1999, Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG). Seinen Namen verdankt der Turm den Kölnerinnen und Kölnern, da man zu seiner Benennung unter der Bevölkerung einen Wettbewerb veranstaltet hatte. Der etwa zehn Jahre jüngere Fernmeldeturm in Köln-Poll erhielt in Anlehnung daran den Namen Pollonius.
Die ursprüngliche Höhe des Turmes betrug 252,5 Meter, der Durchmesser seines 219 Meter hohen zentralen Betonpfeilers verjüngt sich nach oben hin von 14,9 auf 5 Meter. Durch einen Wechsel der Turmspitze Anfang der 1990er Jahre wuchs das Bauwerk auf nunmehr 266 Meter Höhe und ist damit immerhin 100 Meter höher als der Kölner Dom. Das Köln-Lexikon von 2008 nennt als Höhe lediglich 243,3 Meter (zum Vergleich: der Berliner Fernsehturm als höchstes Bauwerk Deutschlands misst 368 Meter).
Ein mit Hilfe eines Hubschraubers vollzogener Austausch der Turmspitze im April 2004 hatte keine Änderung der Höhe zu Folge. Der Austausch wurde notwendig, um die Ausstrahlung von Digitalfernsehen im Köln-Bonner Raum zu ermöglichen. Zwei Aufzüge im Turm fahren mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde zu den technischen Betriebsräumen und der Aussichtsplattform auf 166 Metern Höhe. Ein dritter Lift fährt bis zur Technikebene im oberen Geschoss der Turmkanzel auf 174 Meter Höhe, ferner führt eine Treppe mit 925 Stufen den Turm hinauf. An der Außenseite der Kanzel ist heute eine große Leuchtreklame des Bundespost-Nachfolgers Deutsche Telekom AG angebracht.
Als höchstes Gebäude Nordrhein-Westfalens – Masten und Schornsteine werden hier üblicherweise nicht gezählt – belegt der Colonius Deutschlandweit Rang 7 und weltweit immerhin Rang 52 der höchsten Fernsehtürme (de.wikipedia.org, Fernsehtürme).
Die Nutzung der Turmkanzel Auf 166 Metern Höhe befindet sich die dreigeschossige Turmkanzel, in deren oberem Geschoss die technischen Anlagen untergebracht sind. Der zweistöckige Besucherbereich darunter beherbergte eine Aussichtsplattform mit Cafeteria und ein sich drehendes Restaurant, das zeitweise auch als Diskothek genutzt wurde. Rund 300.000 Besucher wurden in den erfolgreichsten Zeiten jährlich gezählt. In die Schlagzeilen geriet die Diskothek in den frühen 1990er Jahren, „als zu Silvester eine Panik wegen Überfüllung unter den Gästen ausbrach“ (de.wikipedia.org, Colonius), ferner kam es während einer Karnevalsparty im Februar 1991 zu Tumulten, die die Sicherheit der Besucher gefährdeten (ksta.de, 23.02.2012). Nachdem sich bereits seit 1994 kein Pächter mehr für die Gastronomie finden ließ, wurde die Aussichtsplattform 1999 stillgelegt. Seitdem ist der Turm nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich.
Aktuelle Entwicklung Anlässlich einer Inszenierung im Rahmen des Architekturfestivals „Plan 08“ wurde der Colonius im Jahr 2008 durch Lichtkunst in eine Skulptur verwandelt. Eine als Wettbewerb „Colonius Award“ geplante Wiederholung dieser Aktion sollte nicht zuletzt auch der Wiederbelebung des Turmes dienen, fand aber seitdem nicht mehr statt. Ebenso wurden wiederholt Planungen zu einer erneuten Nutzung des Fernmeldeturms als Gastronomie- oder Bürostandort oder als Kreativzentrum für Stadtentwickler und Architekten diskutiert. Bisher haben sich diese aber allesamt zerschlagen – zumeist, weil Investoren offenbar von den erforderlichen Investitionen abgeschreckt wurden.
Baudenkmal Der Turm wurde im Sommer 2022 unter der Nummer 8806 in die Denkmalliste der Stadt Köln eingetragen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker dazu: „Seit seiner Fertigstellung 1981 ist der Colonius aus der Kölner Silhouette nicht mehr wegzudenken und hat seinen festen Platz in unserer Stadt. Die unter Denkmalschutzstellung unterstreicht diese besondere Bedeutung.“ (www.stadt-koeln.de, Pressemitteilung).
Internet structurae.de: Internationale Datenbank für Bauwerke und Bauingenieure, Colonius (abgerufen 11.04.2014) de.wikipedia.org: Colonius (abgerufen 11.04.2014 und 13.07.2022) de.wikipedia.org: Liste der höchsten Fernsehtürme (abgerufen 14.04.2014) www.ksta.de: „Fernsehturm: Ein Restaurant für den Colonius?“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 23.02.2012, abgerufen 11.04.2014) www.ksta.de: „Kölner Fernsehturm: Kein Geschäft mit dem Colonius“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 20.01.2014, abgerufen 11.04.2014) www.stadt-koeln.de: Colonius steht unter Denkmalschutz (Text Simone Winkelhog, Pressemitteilung vom 13.07.2022, abgerufen 13.07.2022) www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 13.07.2022, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 592, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 94-95, Köln (2. Auflage).
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