Die Idee von Sir Ebenezer Howard (1850-1928), der als Erfinder der Gartenstadt gilt, hat ab ca. 1900 die deutlichsten Einflüsse im Werkssiedlungsbau des Ruhrgebiets hinterlassen. Im bewussten Gegensatz zu den bis dato üblichen, uniformen Zeilensiedlungen zeichnen sich die jetzt verstärkt entstehenden gartenstädtischen Siedlungen durch geschwungene Straßen und einheitliche Konzeption aus. Viele dieser Siedlungen wurden mit Elementen des Heimatstils ausgestattet und bekamen den Charakter eigenständiger Dörfer, der dem als Ideal verstandenen Bild historisch gewachsener, vorindustrieller Dörfer entsprach (vgl. Siedlung Margarethenhöhe in Essen, Siedlung Dahlhauser Heide). Variierende Haustypen, -anordnungen und Fassadengestaltungen (farbige Ziegel, Fachwerk, Putz) sowie eingeplante Gemeinschaftsflächen (Plätze) sorgten für größere Individualität. Diese Merkmale sind auch für die Siedlung „Margarethenhof“ kennzeichnend.
Entwicklung der Siedlung Margarethenhof
Der Vergleich historischer Karten zeigt, dass durch die Gartenstadt-Siedlung Margarethenhof ab 1903 eine erste städtische Siedlungsentwicklung in Rheinhausen einsetzte, die vorhandene historische Straßenverbindungen mit einbezog. Der älteste Teil der durch das Kruppsche Baubüro unter der Leitung von Robert Schmohl erbauten Siedlung wurde zwischen der Friedrich-Alfred-Straße und der Rosastraße errichtet (1903-1906). Im Zentrum (Kreuzung Atroper-/ Schwarzenberger Straße) standen die wichtigsten Gemeinschaftseinrichtungen als Ausdruck der „Werksfürsorge“: Konsumanstalt (firmeneigenes Einzelhandelsgeschäft zur Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs), Lesehalle, Kleinkinderschule, Badeanstalt. In einer zweiten Ausbaustufe wurde 1912/13 der Bereich nördlich der Schwarzenberger Straße bebaut. Es folgten 1917/19 und 1921/22 der dritte und vierte Abschnitt im östlichen Siedlungsbereich. Weitere Bauabschnitte schlossen sich an, sodass die Siedlung 1928 mit der Bebauung um die Gillhausenstraße fertiggestellt werden konnte (Wehling 1994, S. 32; Stadt Duisburg o.J.).
Erinnerungen in der Landschaft und der „Sense of Place“
Die industrielle Siedlungsgenese Rheinhausens ist im Ortsbild noch gut ablesbar. Insbesondere Straßennamen erinnern an die Krupp-Zeit, allerdings können diese durch die jüngere Generation oftmals schon nicht mehr in den richtigen Kontext gestellt werden. Der „Sense of Place“, das heißt die individuelle Ortswahrnehmung, wird nämlich maßgeblich durch persönliche Erfahrung und den individuell unterschiedlichen Wissensstand der Menschen beeinflusst. Umso wichtiger erscheint es, in Zeiten der verblassenden Erinnerungen die Geschichte hinter der Kulturlandschaftsentwicklung lebendig zu halten.
Nicht nur die Benennung der Siedlung nach Margarethe Krupp (1854-1931), der sozial engagierten Ehefrau von Friedrich Alfred Krupp, verweist auf diese Industriellendynastie sondern auch etliche Straßennamen, die auf Mitglieder der Familie Krupp lauten: zum Beispiel Bertha-, Rosa- und Kruppplatz, Barbara-, Margarethen-, Klara- und Friedrich-Alfred-Straße. Weitere Namen zeigen den Bezug zur Montanindustrie auf: Eisen-, Stahl- und Industriestraße.
Über die geschlossene Siedlungsbauweise und die typische Architektur der von Gartengrundstücken umgebenen Häuser ist die Siedlung auch für Laien schnell als Werkssiedlung zu identifizieren.
Auszüge aus der Satzung zum Denkmalbereich „Siedlung Margarethenhof“ in Duisburg-Rheinhausen:
„Die Unterschutzstellung als Denkmalbereich hebt die Bedeutung der “Margarethensiedlung„ als besonderes Beispiel für eine Siedlungsgestaltung zu Beginn der Gartenstadtbewegung (älterer Siedlungsteil) und die Reformarchitektur der Stadtbaukunstbewegung (jüngerer Teil) hervor.
Mit ihrer besonders qualitätvollen architektonischen Gestaltung stellt die Siedlung ein sichtbares Zeichen für den Entwicklungsstand der sozialen Vorstellungen während der Industrialisierung des westlichen Ruhrgebietes um die Jahrhundertwende und danach dar.
Die Siedlung ist auch für heutige Begriffe von außerordentlicher städtebaulicher Qualität. Ziel der Unterschutzstellung ist der Erhalt der Siedlung als geschichtliches Dokument in Struktur und Gestalt. Besonders zu schützende Merkmale des Denkmalbereiches sind (Stadt Duisburg o.J., S. 8).:
- das äußere Erscheinungsbild der Gebäude
- die städtebaulichen Räume und
- der Grundriss der Margarethensiedlung.“
(Martina Gelhar, LVR Fachbereich Umwelt, 2013)