Denkmalbereich „Siedlung Margarethenhof“

Duisburg-Rheinhausen, Siedlung Margarethenhof, Margarethensiedlung

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Duisburg
Kreis(e): Duisburg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 24′ 27,46″ N: 6° 43′ 26,93″ O 51,40763°N: 6,72415°O
Koordinate UTM 32.341.716,89 m: 5.697.613,82 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.550.429,67 m: 5.697.244,61 m
Lage
Die Siedlung Margarethenhof, eine Arbeitersiedlung der Firma Krupp, liegt auf der linken Rheinseite im Stadtteil Rheinhausen-Hochemmerich in der Gemarkung Bliersheim auf ehemals landwirtschaftlich genutztem Gelände. Die Siedlung trägt ihren Namen nach Margarethe Krupp (1854-1907), der Ehefrau von Friedrich Alfred Krupp (1831-1902), die das Krupp'sche Sozial- und Wohlfahrtswerk 1906 um die Stiftung für Wohnungsfürsorge ergänzt hatte. Denn auch sie verstand den Werkswohnungsbau, der Gemeinschaftseinrichtungen zur Grundversorgung einschloss, - nach englischem Vorbild - als Teil der sozialen Fürsorge.

Geschichte
Friedrich Alfred Krupp, der dem Krupp-Gussstahlwerk von 1887 bis 1902 vorstand, hatte - auf Grund der günstigeren Standortbedingungen am Rhein und an der Eisenbahnlinie Duisburg-Krefeld - beschlossen, die gesamte Roheisenproduktion nach Hochemmerich an den linken Niederrhein zu verlegen und hier ein neues Hüttenwerk, die spätere Friedrich-Alfred-Hütte, zu gründen. Bereits ein Jahr nach der Gründung brannten 1897 die ersten beiden Hochöfen und bis 1898 waren die Hafen- bzw. Eisenbahnanschlüsse erstellt. Mit dem stetigen Anwachsen der Werksanlagen wandelte sich die landwirtschaftliche Rheinuferlandschaft zur Industrielandschaft. Die für die Hütte angeworbenen Arbeiter sollten in Werksnähe untergebracht werden. Die Arbeitskräfte kamen aus dem Umland oder wanderten aus dem Osten ein. Bereits 1914 war die Gesamtzahl der Beschäftigten auf über 8.000 gestiegen, so dass die Unterbringung der Arbeiterschaft ein Konzept erforderte. Während die sogenannte Villenkolonie Bliersheim südlich des Werkes den höheren Angestellten und Beamten Wohnraum bot, entstand die Margarethensiedlung nördlich der Hütte als Gartenstadtsiedlung für die Arbeiterschaft.

Ab 1903 wuchs die Margarethensiedlung in 5 Bauabschnitten. Für den ersten Bauabschnitt 1903-1905 entwickelte der Architekt Robert Schmohl, der 1892 die Leitung des Krupp'schen Baubüros übernommen hatte, Einfamilienhäuser an der Schwarzenberger Straße/Margarethenstraße, an der Atroper Straße, der Friedrich-Alfred-Straße und an der Rosa-Straße. 1912 erfolgte die erste Erweiterung, 1917 die zweite; beiden Erweiterungen (nördlich der Schwarzenberger Straße) lagen Pläne von Schmohl zugrunde. Die Pläne für die dritte Erweiterung 1922 (um den Berthaplatz) schuf der Architekt Georg Metzendorf und für die vierte Erweiterung (im Osten) 1927 der Architekt Scharschmidt. Die Bauten von 1937 schließlich entstanden nach Plänen des Architekten Düttmann.

Beschreibung
Der Siedlungskern besteht aus Arbeiterwohnhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen. Im Zentrum (Kreuzung Atroper Straße/Schwarzenberger Straße) lagen die Bauten mit öffentlicher Nutzung: Konsum, Kleinkinderschule, Badeanstalt und Lesehalle, Bierhalle, heute befinden sich hier Geschäfte. Der Kern der Siedlung vermittelt in der städtebaulichen Anlage von eingeschossigen vielgliedrigen Wohnhäusern als Doppelhäuser oder in Reihen um den zentralen Platz und entlang der geschwungenen Wegeführung den malerischen Charakter einer dörflichen Idylle. Dörflich anmutende eingeschossige Putzbauten mit Jugendstil- und Heimatstilelementen, Krüppelwalm-, Sattel- und Mansarddächern, zum Teil symmetrisch angeordnete Risalite mit Giebeln und Satteldächern als Querdächer und mit Schleppgauben, mit vielfältig gestalteten Fassaden mit Details wie Giebel, Erker, Eingangslauben, Fachwerkwände stehen vom Straßenraum hinter schmalen Vorgärten leicht zurück gesetzt. Auch integrierte die Planung alten Baumbestand als wichtiges Gestaltungselement und sah gleichzeitig Neupflanzungen vor.

Die Siedlung erstreckt sich über ein insgesamt recht weitläufiges Areal, in dem die einzelnen Bauphasen deutlich ablesbar sind. Sie weisen eine jeweils auf die Erweiterung bezogene städtebauliche Gestaltung auf und sind dennoch straßenräumlich aufeinander bezogen und miteinander verbunden, so dass ein eigener Stadtteil entsteht, der wiederum zu der umgebenden Bebauung überleitet. Die ersten Erweiterungen zeichnen sich durch zwei- bis dreigeschossige Blockbebauung aus, symmetrisch gegliederte Putzbauten mit Jugendstil- und historisierenden Stilelementen, mit Walmdächern, mit Zwerchhäusern und Schleppgauben, mit mittigen Treppenhausrisaliten mit geschwungenen Doppelgiebeln, mit hochgezogenen Giebeln und Satteldächern als Querdach. Die späteren Erweiterungen entsprechen den sich im Laufe der Zeit ändernden städtebaulichen Vorstellungen, sind jedoch auf den Siedlungskern bezogen und schließen an das Zentrum von Rheinhausen an.

Bedeutung
Die Siedlung ist als Werkssiedlung des Krupp-Konzerns, des eigentlichen Motors der örtliche Expansion, sowohl bedeutend für die Ortsgeschichte und für die Ortsentwicklung von Rheinhausen und Duisburg als auch für die Firmengeschichte des Hauses Krupp. Denn die Siedlung ist neben der Villenkolonie Bliersheim ein integraler Bestandteil des Gesamtkomplexes der Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen. Auch ist die Siedlung gebauter Ausdruck für die sozialen Vorstellungen während der Industrialisierung des Ruhrgebietes um die Jahrhundertwende.

Die Wohnhäuser zeichnen sich als Haustypen durch besondere architektonische Merkmale aus. Während die Baukörper der ersten Bauphase ganz im Stil der frühen Gartenstadtbewegung ausgeprägt sind, weisen die Bauten der ersten Erweiterungen sowohl Elemente des Heimatstils im Geist der Reformbewegung als auch die anklingende Architektursprache des Jugendstils. In ihrer Gesamtheit sind die Bauten von Bedeutung für die Architekturgeschichte und die Hausforschung. Auch sind die Gemeinschaftsbauten von bautypologischem Wert. In der Reihung der Wohnhäuser und in der Zuordnung von Nutzungen und Baukörpern ist die Siedlung insgesamt bauhistorisch ein bedeutsames Zeugnis. In der Zuweisung von Gartenflächen zur Eigenversorgung, in der Ausbildung von Straßen- und Platzräumen, in der Gesamtheit von zentralen Bauten Wohnhäusern und in der räumlichen Zuordnung von Baukörpern und Freiflächen ist die Siedlung in ihrer Anlage ein Beispiel der Siedlungsgestaltung zu Beginn der Gartenstadtbewegung und im späteren Teil für die Reformarchitektur und für die Stadtbaukunstbewegung. Die Siedlung ist wesentlicher Bestandteil der städtebaulichen Entwicklung von Rheinhausen.

Der Denkmalbereich umfasst den Siedlungskern und die in den verschiedenen Erweiterungsphasen gewachsene Siedlung. Schutzgegenstände sind der Siedlungsgrundriss aller Siedlungsteile zusammen und das Erscheinungsbild insgesamt. Der Denkmalbereich definiert den gemeinsamen Rahmen und lässt der weiteren Entwicklung Spielräume.

Die Satzung ist seit 1999 rechtskräftig.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, aus: Pufke (Hrsg.) 2016)

Literatur

Lenders, Ingrid / Freundeskreis lebendige Grafschaft e.V. Duisburg (Hrsg.) (o.J.)
100 Jahre Margarethensiedlung. In: Jahrbuch 2004/2005 der linksrheinischen Ortsteile der Stadt Duisburg, S. 8 ff.. o. O.
Lepper, Katharina / Freundeskreis lebendige Grafschaft e.V. Duisburg (Hrsg.) (o.J.)
Die Kruppsche Arbeitersiedlung in Duisburg-Rheinhausen. In: Jahrbuch 1990/1991 der linksrheinischen Ortsteile der Stadt Duisburg, S. 13 ff.. o. O.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 143-145, Petersberg.
Wilhelm-Lehmbruck-Museum (Hrsg.) (1989)
Die Kruppschen Werkssiedlungen in Rheinhausen. 1898-1978 ; 17. November 1989 bis 6. Januar 1990, Wilhelm-Lehmbruck-Museum d. Stadt Duisburg in d. Städt. Sammlung Duisburg-Rheinhausen. Duisburg.

Denkmalbereich „Siedlung Margarethenhof“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Margarethenstraße
Ort
Duisburg - Hochemmerich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Denkmalbereich „Siedlung Margarethenhof“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-30202-13062019-293787 (Abgerufen: 18. April 2024)
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