Am Vorabend des Ersten Weltkriegs entstand in der Nordeifel mit dem Urftstausee der damals größte Stausee Europas. Bis heute gilt die 226 Meter lange Staumauer als Meilenstein des modernen Talsperrenbaus.
Der Urftstausee dient seit Anfang des 20. Jahrhunderts dem Hochwasserschutz, der Energiegewinnung sowie der Wasserversorgung der nahegelegenen Industriebetriebe. Inmitten des Nationalparkes Eifel gelegen bildet er zusammen mit dem Obersee und dem Rurstausee eine landschaftsprägende Seenkette. Die Staumauer der Urfttalsperre befindet sich direkt oberhalb des östlichen Seitenarms des Obersees der Rurtalsperre ca. 2,5 Kilometer Luftlinie östlich von Rurberg. Östlich daran schließt sich das Urfttal mit dem Urftsee an. Die 58 Meter hohe Staumauer kann bis zu 45 Millionen Kubikmeter Wasser stauen mit einem Stauziel von 322 Meter über NN (Wasserverband Eifel-Rur 1999, S. 18f).
1899 wurden die Bautätigkeiten im Urfttal intensiv in Angriff genommen. Zunächst legte man eine 12 Kilometer lange Arbeitsbahn vom Bahnhof Gemünd zur Baustelle an. Die offizielle Grundsteinlegung für die Staumauer erfolgte am 29.07.1901 (ebd., S. 71). Die teilweise aus Südeuropa angeworbenen Bauarbeiter errichteten die von Prof. Intze entworfene Gewichtsstaumauer mit bogenförmigem Grundriss aus dem örtlich gebrochenen Schiefer und Grauwackegestein. Am 1. März 1905 war das Becken komplett gefüllt und konnte somit den Betrieb aufnehmen. Im gleichen Jahr begann auch das 110 Meter tiefer und kurz vor Heimbach gelegene Jugenstilkraftwerk mit der Erzeugung von elektrischer Energie. Es war über eine 2,7 Kilometer lange Druckrohrleitung, dem Kermeterstollen, durch den Bergrücken des Kermeter mit dem Stausee verbunden. Mit der zugeführten Wasserkraft erzeugen Turbinen hier 16 Megawatt Strom. Der Bau der Talsperren war ein wesentlicher Schritt für die Industrialisierung der Eifelregion. Zuvor hatten die wasserkraftnutzenden Betriebe mit unregelmäßigen Abflussmengen der Urft zu kämpfen. Durch die Talsperre war das Wasser nun kontinuierlich verfügbar und die Produktion der Betriebe unterlag keinen saisonalen Schwankungen mehr.
Durch das Aufstauen des Wassers wurde das ehemalige Ufer der Urft überschwemmt und mit ihm auch einige archäologische Fundstellen und Höfe: So musste beispielsweise die Siedlung Krummenauel geflutet werden, die sich in erhöhter Lage des Prallhanges in einer Flussschlinge der stark mäandrierenden Urft befand. Nach der Flutung des Urfttales blieb die höchste Stelle des Prallhanges als Insel erhalten, die heute den Namen Krummenauel trägt.
Der Urftstausee liegt im Nationalpark Eifel und unterliegt somit einem besonderen gesetzlichen Schutz. Touristisch ist sie für Erholungsuchende und Naturinteressierte durch den Urftseerandweg als Wander- und Radweg entlang des Nordufers erschlossen; das Südufer sowie die Insel Krummenauel sind nicht zugänglich. Auch das Baden ist verboten. Die wasserwirtschaftliche Nutzung des Urftsees ist zwischen dem Besitzer Wasserverband-Eifel-Rur sowie dem Land Nordrhein-Westfalen vertraglich geregelt (Nationalpark Eifel, S. 13). Viele, unter anderem auch gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden im und am Urftstausee ihren Lebensraum. Dazu zählen Spezialisten aus dem Pflanzenreich, die an die extremen Lebensbedingungen eines Stausees, wie z. B. stark schwankende Wasserstände, angepasst sind. Der Urftsee ist unter anderem Brut- und Jagdgebiet für verschiedene Vogelarten, wie z.B. Graureiher, Kormoran und Milan. Der landschaftsprägende Urftstausee und die Talsperre im Verbund mit dem Kraftwerk Heimbach sind wichtige Zeugnisse für die Geschichte der Wasserkraftnutzung und die Industrialisierung des Raumes Nordeifel.
(Gabriele Harzheim und Nicole Schmitz, 2013, erstellt für den LVR-Fachbereich Umwelt im Rahmen des Projektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“)
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