Großer historischer Kulturlandschaftsbereich von Düffel, Kranenburger Bruch und Schenkenschanz: Holländische Kolonisation, gekennzeichnet durch Hofanlagen auf „Pöllen“ und „Wurten“ sowie Entwässerungsgräben und Alleen, beinhaltend im Südwesten den überregional bedeutenden historischen Stadtkern von Kranenburg (VLD 2010) mit erhaltenem Grundriss innerhalb von Stadtmauer und -graben und gotischer Pfarrkirche, den historischen Dorfkernen von Keeken (mit katholischer und evangelischer Kirche, Herrenhaus und Mühle) und Mehr (mit gotischer Pfarrkirche, Mühle und bedeutenden Hofanlagen), dem geschlossenen Ortsbild von Schenkenschanz (mit evangelischer Kirche) auf Salmorth, den landschaftsprägenden katholischen Pfarrkirchen in Zyfflich (ehemalige Stiftskirche mit ottonischem Kern), Wyler (mit romanischen Teilen, auf dem Wylerberg), Niel (gotisch), Bimmen (15. bis 17. Jahrhundert), Donsbrüggen, Düffelward, Nütterden und Rindern (neugotisch), der mittelalterlichen Burg Zelm sowie den freistehenden Windmühlen Donsbrüggen und Rindern (1. Hälfte des 19. Jahrhunderts).
Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
- Bewahren und Sichern der Strukturen, von Ansichten und Sichträumen von historischen Stadt- und Ortskernen
- Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
- Wahren als landschaftliche Dominante
- Sichern linearer Strukturen
- Sichern kulturgeschichtlich bedeutsamer Böden
- Bewahren überlieferter naturnaher Landschaftselemente.
Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2013
Kulturlandschaftliche Entwicklung
Nach der römischen Besiedlung (4./5. Jahrhundert n.Chr.) mit Wiederbewaldung setzten seit der merowingischen Zeit erneut Rodungen, Kultivierungen und Besiedlung auf dem Uferwall zwischen Rindern - Düffelward Keeken (1122) - Bimmen (891) und dem Rücken bei Donsbrüggen (720) - Mehr - Niel - Zyfflich mit einem bedeutenden Stift ein. Sie bildeten zwei früh- bzw. hochmittelalterliche Siedlungsachsen mit einer blockflurähnlichen Parzellierung.
Die weitgehend bewaldeten Niederungen wurden erst seit 1200 gerodet, entwässert und kultiviert; hiervon zeugt heute ein dichtes Grabengefüge, das mit einer blockflurähnlichen Struktur verbunden ist. Die meisten Standorte der dortigen Einzelhöfe sind bereits in der Düffelschen Deichschau von 1699 verzeichnet.
Das Kranenburger Bruch und die Düffelniederung wurden um 1200 von holländischen „Broeker“ entwässert und kultiviert und steht mit der unmittelbar angrenzend gelegenen mittelalterlichen Stadt Kranenburg (1260) in Verbindung. In diesen Gebieten gibt es eine systematische mit Gräben, Hecken- und Strauchreihen flankierte Streifenparzellierung, die heute noch prägend ist. Die nördlich von Kranenburg gelegene heute nicht mehr sichtbare Motte (Niederungsburg) „Alde börg“ entstand 1225 und diente dem Schutz der Bruchkolonisten. Kranenburg erhielt 1294 Stadtrechte. Durch den Fund des Wundertätigen Kreuzes 1308 entwickelte die Stadt sich zu einem bedeutenden Herz-Jesu-Wallfahrtsort.
Der Banndeich entlang dem Rhein datiert um 1350. Trotz der dynamischen Kulturlandschaftsentwicklung nach 1945 hat sich das Siedlungsgefüge mit Kirchdörfern, Bauernschaften (Weiler) und Einzelgehöften vergleichsweise gut erhalten. Die meisten Veränderungen mit neuen Wohngebieten sind in den Dörfern konzentriert. Kranenburg wurde 1563 durch Ausbau des Kranenbruger Baches als Kanal unter Einbeziehung des Wylermeers mit Nimwegen verbunden, diese Verbindung wurde ca. 80 Jahre lang genutzt.
Im kultivierten Bruch dominiert das Grünland und auf den Uferwällen und höher gelegenen Gebieten um die die Dörfer das Ackerland. Wegbegleitende Baumreihen und Heckenreihen an den Parzellenrändern prägen das Landschaftsbild.
Die unterschiedlichen Entstehungsphasen sind mit ihrem unterschiedlichen Siedlungs-, Wege und Flurgefüge mit den Baum- und Heckenreihen sind im Landschaftsbild noch nachvollziehbar. Die Dörfer haben ihre historischen Grundrisse weitgehend bewahrt. Die Leitgräben und Gräben zwischen den Parzellen, die Hecken- und Baumreihen und die mittelalterliche Ackerlandnutzung in den höheren Teilen und die frühneuzeitlich tradierte Grünlandnutzung in den Niederungen sind noch sehr deutlich erkennbar und erlebbar. Insbesondere das Kranenburger Bruch mit dem physiognomisch und historisch mit Kranenburg zusammenhängenden kulturlandschaftlichen Ensemble ist im guten Erhaltungszustand.
Prägende kulturlandschaftliche Elemente:
- Streifenparzellierungs- und blockflurähnliches Gefüge
- Entwässerungs- und Leitgräben
- Alter Kanal zwischen Kranenburg und Nimwegen
- Hecken- und Baumreihen
- Tradierte Standorte der Einzelhöfe von 1699
- Hofvegetation mit Gärten und Obstgärten
- Ortskerne
- Tradiertes Wegegefüge
- Pfarrkirchen der Dörfer und ehemalige Stiftskirche von Zyfflich
- Adelssitze Haus Zelm und Keeken.
Dieser weitgehend hochmittelalterlich geprägte Raum mit dem Siedlungsgefüge aus Dörfern, Weilern und Einzelhöfen, das Straßen- und Wegegefüge sowie die für den Niederrhein charakteristische Kammerung der Landschaft mit Gräben, Streifen- und Blockfluren, Baum- und Heckenreihen und schließlich das Landnutzungsgefüge mit Ackerland auf den Uferwällen und Grünland in den Mulden sind strukturell zu erhalten. In der Holländerkultivierung Kranenburgerbruch sind das typische Streifengefüge mit den Leit- und Entwässerungsgräben sowie Heckenreihen zu erhalten.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)
Internet
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (Abgerufen: 17.03.2015)