Der Ruhrorter Industriepionier Franz Haniel (1779-1868) begann 1857 mit dem Abteufen von Schacht I der Zeche Rheinpreußen und konnte nach enormen Schwierigkeiten, die sich aus der geologischen Situation ergaben, 1875 mit Schacht II in Förderung gehen, Schacht I folgte erst 1879. Beide Schächte der Doppelschachtanlage waren durch Betriebsgebäude verbunden. Franz Haniel konnte mit dieser Zeche beweisen, dass sich die Steinkohlenflöze des Ruhrgebietes auch linksrheinisch fortsetzen – eine damals bezweifelte Tatsache.
Die Namensgebung „Rheinpreußen“ zeigt, wie sehr sich Haniel Preußen verbunden fühlte. In einem Schreiben äußerte sich 1939 der Vorstandsvorsitzende Johann Wilhelm Welker zum Ursprung der Farben grün-schwarz-weiß auf den Haniel-Flaggen und zur Benennung der Zechen Rheinpreußen (Homberg, Moers) und Zollverein (Essen):
„Grün-weiß sind die Farben der Rheinprovinz, schwarz-weiß sind die preußischen Farben. Unsere Flagge ist als Kombination der rheinischen und der preußischen Flagge geschaffen, genau so wie der erste Schacht, der von uns auf der linken Rheinseite abgeteuft wurde, sinngemäß den Namen 'Rheinpreußen' trägt. Überhaupt sind zu jener Zeit von dem damals noch lebenden Gründer unseres Hauses sehr stark die Verbundenheit des Rheinlandes mit Preußen und die großdeutschen Belange betont worden. (…) Das wirkte sich auch in der Benennung einer weiteren Zechengründung unseres Hauses, der Zeche 'Zollverein' (…)“ aus (28. Juli 1939; Haniel Archiv HS:121, S. 280).
Erhaltene Tagesanlagen Erhalten ist von der ehemaligen Doppelschachtanlage I/II nur der Malakoffturm von Schacht I (zur Zeit keine Nutzung) und das vorgelagerte, in Symmetrie zur Schachtanlage ausgerichtete Verwaltungsgebäude mit charakteristischem Uhrenturm (Leerstand, Verwahrlosung bemerkbar). Die Anlagenteile zwischen Schacht I und dem bereits früher abgerissenen Schacht II wurden Ende 2007 entfernt, seitdem liegt die Fläche brach. Das gegenüberliegende Werkstattgebäude und die umgebende abgeräumte Betriebsfläche werden als Gewerbepark Rheinpreußen neu genutzt.
In unmittelbarer Nähe stehen an der Baumstraße (alter Baumbestand) gut erhaltene Steigerhäuser und eine Direktorenvilla. In diesem Bereich befand sich auch der Gutshof Franz Haniels, auf dessen Gelände die ersten Teufversuche stattfanden. Dieser Grundbesitz, die Nähe zum Rhein mit noch erkennbarer Bahntrasse, heute nicht mehr erhaltener Anbindung durch eine Hochbahn und der damaligen Trajektverbindung nach Ruhrort (Stammsitz Haniels) sowie die Anbindung an die linksrheinsiche Bahnstrecke erklären den Standort der Zeche. Über diese Bahnlinie konnte die im Mönchengladbacher und Krefelder Raum gelegene Textilindustrie mi Kohle versorgt werden. Thematisch besteht eine Verknüpfung mit den Haniel Zechen Zollverein und Oberhausen und dem Haniel Stammhaus in Ruhrort.
Standortfaktor Rhein Die Lage der Zeche läßt heute noch die bewusste, auf die Transportgunst des Rheins ausgerichtete Standortgründung durch Franz Haniel deutlich werden und spiegelt damit die für die Montanindustrie des Ruhrgebietes insgesamt Ende des 19. Jahrhunderts verfolgte Rheinorientierung: Thyssen in Duisburg-Bruckhausen, Hüttenwerke Krupp-Mannesmann in Duisburg-Hüttenheim, Friedrich Alfred Hütte in Duisburg-Rheinhausen. Sie dokumentiert zudem über ihren Gründer Franz Haniel und sein Stammhaus in Ruhrort das Übergreifen der Industrialisierung von der rechten auf die linke Rheinseite.
(Martina Gelhar, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2013 / LVR-Fachbereich Landschaftliche Kulturpflege, 2015)
Die Zeche Rheinpreußen I/II in Homberg war KuLaDig-Objekt des Monats im März 2015.
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau.. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes 1.) S. 277-287, Berlin.
Hermann, Gertrude; Hermann, Wilhelm (2003)
Die alten Zechen an der Ruhr. S. 191, Königstein im Taunus (5. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage).
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