Der Industriepionier Franz Haniel (1779-1868) schrieb Geschichte, als er seit den 1850er Jahren den Steinkohlenbergbau auf der linken Rheinseite forcierte und schließlich auch erfolgreich durchführen konnte. Die erste Förderung auf der Zeche Rheinpreußen erfolgte im Jahr 1876, obwohl sich die Teufarbeiten der Schächte 1 und 2 durch technische Probleme wie Schwimmsandeinbrüche immer wieder verzögert hatten. Erweiterungen und der Neubau von Schachtanlagen vergrößerten das Abbaugebiet von Duisburg-Homberg in den nächsten knapp 100 Jahren bis nach Moers (Rheinpreußen 5/9).
Ein wichtiger Meilenstein für die Funktionalität der Zeche war der Bau von Schacht „Gerdt“ (Rheinpreußen 8), der 1941 östlich der Hauptschachtanlage als Wetterschacht abgeteuft und 1945 für Rheinpreußen 5/9 in Betrieb genommen wurde. Der Standort in Homberg liegt unweit eines ehemaligen, aktuell in Umwidmung begriffenen Sägewerks, das 1923 von der bedeutenden Grubenholz-Firma Gebrüder Cloos übernommen wurde. Die wiederum hatte seit 1920 in Fusion mit Franz Haniel & Cie gestanden.
Ein Ausbau von 1955-1959 machte Schacht 8 fit für die Seilfahrt und Materialförderung. Den Förderturm dafür planten die Architekten Fritz Schupp, im Ruhrgebiet eine mehr als bekannte Größe und mit Martin Kremmer unter anderem verantwortlich für die Architektur der Zeche Zollverein. Der Förderturm von Schacht Gerdt vertritt die Stahlfachwerkkonstruktion und zeigt eine Anlehnung an den Backsteinexpressionismus, der vor allem in den 1920er Jahren die Industriearchitektur des Ruhrgebiets geprägt hat. Die Seilfahrt wurde schon 1967 wieder aufgegeben. Physiognomisch auffällig blieb die Turmförderanlage dennoch; die Kaue ist heute umgesetzt.
Der seit den 1950ern Jahren erfolgende Strukturwandel im Ruhrgebiet veränderte die Zechenlandschaft nachhaltig und damit auch die Funktionalität und Zusammengehörigkeit der Berwerksanlagen. In den Fokus rückte als neuer Akteur 1968 die Ruhrkohle AG – Rheinpreußen wurde umgehend eingegliedert. 1971 entstand das Verbundbergwerk Rheinland aus den Direktionen Pattberg/Rossenray und Rheinpreußen. Als dann 1993 ein weiterer Verbund mit dem Bergwerk Friedrich-Heinrich (Kamp-Lintfort) erfolgte, wurde Schacht Gerdt funktionell als Wetterschacht und zur Materialförderung in das Duisburger Bergwerk Walsum integriert; dessen Stilllegung erfolgte 2008. Die Funktion von Schacht 8 war somit weitgehend eine Konstante.
Kulturhistorischer Wert
Schacht Rheinpreußen 8 (Gerdt) steht auf der Liste der Baudenkmäler der Stadt Duisburg: Nr. 603, ehemaliger Schacht 8 „Gerdt“ der Zeche Rheinpreußen, Baerl, Kohlenstraße 10, Bauzeit: 1955-59, Aufnahme: 11.6.2010.
Erhalten sind der Förderturm, die Kaue und die Beton-Diffusoren (Lüfter).
Aus kulturhistorischer Sicht erfolgte die Aufnahme des Schachts 8 in die industriekulturellen Themrouten 3 und 17 der Route der Industriekultur:
- Duisburg: Industriekultur am Rhein
- Rheinische Bergbauroute
Diese Auffassung wird durch seine Funktion als Landmarke, die Nähe zur Haus-Knipp-Brücke und die inhaltlich-technische Verbindung mit dem Haniel-Bergbau gestützt.
(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. / LVR-Fachbereich Landschaftliche Kulturpflege, 2015)
Internet
www.duisburg.de: Denkmalliste Online (abgerufen 19.03.2015)
www.route-industriekultur.de: Schacht Gerdt (abgerufen 19.03.2015)
www.rheinische-industriekultur.de Schacht Gerdt (abgerufen 20.03.2015)
www.route-industriekultur.de: Duisburg: Industriekultur am Rhein (abgerufen 19.03.2020)
www.route-industriekultur.de: Rheinische Bergbauroute (abgerufen 19.03.2020)