Pletschmühle am Pulheimer Bach

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Pulheim
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 59′ 48,11″ N: 6° 49′ 30,81″ O 50,9967°N: 6,82522°O
Koordinate UTM 32.347.393,62 m: 5.651.708,89 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.557.976,04 m: 5.651.603,55 m
  • Die erste Darstellung der Pletschmühle auf einer Karte von 1720

    Die erste Darstellung der Pletschmühle auf einer Karte von 1720

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  • Die Laache: hier versickert der Pulheimer Bach in den Schottern eines ehemaligen Rheinarms

    Die Laache: hier versickert der Pulheimer Bach in den Schottern eines ehemaligen Rheinarms

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  • Oberwasser der Pletschmühle. Links das Mühlen-, rechts das Umgehungsgerinne

    Oberwasser der Pletschmühle. Links das Mühlen-, rechts das Umgehungsgerinne

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  • Blick in den Innenhof des Anwesens Pletschmühle. Das ehemalige Mühlengebäude befindet sich links (2008)

    Blick in den Innenhof des Anwesens Pletschmühle. Das ehemalige Mühlengebäude befindet sich links (2008)

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  • Gesamtansicht des Anwesens Pletschmühle

    Gesamtansicht des Anwesens Pletschmühle

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  • Gesamtansicht des Anwesens Pletschmühle

    Gesamtansicht des Anwesens Pletschmühle

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  • Original einer Urkunde des Kölner Stiftes St. Georg von 1301. Die darin erwähnte Mühle könnte eine Vorläuferin der Pletschmühle gewesen sein

    Original einer Urkunde des Kölner Stiftes St. Georg von 1301. Die darin erwähnte Mühle könnte eine Vorläuferin der Pletschmühle gewesen sein

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    © Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, Herzogtum Jülich, Urkunden 29
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  • Die Lage der Pletschmühle am Pulheimer Bach und der sog. 'Laache' auf der Katasterkarte von 1818 (ergänzt bis 1868)

    Die Lage der Pletschmühle am Pulheimer Bach und der sog. 'Laache' auf der Katasterkarte von 1818 (ergänzt bis 1868)

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    © Rhein-Erft-Kreis, Katasteramt
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Die Hofanlage „Pletschmühle“, ein eingetragenes Baudenkmal, befindet sich außerhalb der Ortslage von Pulheim am Pulheimer Bach. Die Mühle besitzt kein Wasserrad und keine Mahleinrichtung mehr. Sie beherbergt heute einen Reiterhof.

Lage
Die Pletschmühle liegt an der Kante zur Niederterrasse, vor der Großen Laache (alter Rheinarm), östlich von Pulheim. Sie konnte deshalb mit einem oberschlächtigen Rad versehen werden. Sie besaß zwei Stauteiche, einer vor der Mühle und einer 200 m oberhalb mit Überleitung in eine Sickergrube. Sie waren auch als Fischteiche eingerichtet und bildeten die Betriebswasserreserve (Mitteilung Unterhaltungsverband Pulheimer Bach).

Bauten und Zustand
„Das ehemalige Mühlengebäude der Pletschmühle ist ein zweigeschossiger Backsteinbau mit Satteldach des 18. Jahrhunderts. Die Trauffassade des Kernbaus ist zur Hofseite vierachsig ausgebildet mit stichbogigen Fensteröffnungen. Zu den meisten Fenstern gehören Klobensteine zur Aufhängung von Fensterläden. Die Zugänge erfolgen durch eine schmale stichbogige Türöffnung auf der linken und eine breitere, ursprünglich segmentbogig ausgebildete Öffnung auf der rechten Seite. Markant erhebt sich über dem Traufgesims eine Aufzugsluke mit weit überkragendem Satteldach zum Aufwinden der Kornsäcke. Die hofseitige Trauffassade , wie auch de Giebelseiten und der später entstandene, rechtwinklig angefügte Anbau sind weiß gestrichen. In beiden Giebelseiten des Kernbaus befinden sich unter den Ortgängen gemauerte holländische Dreiecke.
Die westliche Traufseite ist backsteinsichtig und wird nur von einigen wenigen stichbogigen Fenstern ebenfalls mit Klobensteinen in unregelmäßiger Verteilung belichtet. An der nördlichen Gebäudeecke ist dem Kernbau ein Anbau von geringer Gebäudetiefe vorgelagert.
Fenster und Türen sowie der gesamte Innenausbau mit Decke und Innenwänden stammen aus jüngerer Zeit. Der liegende Dachstuhl mit naturgebogenen Stuhlsäulen dürfte noch aus der Ensehungszeit des Kernbaus im 18. Jahrhundert stammen.
Zum Antrieb der Mühle wurde der Pulheimer Bach knapp oberhalb des Mühlengebäudes in einen rechtwinklig das Mühlengebäude querenden Graben abgeleitet. Das Wasser dieses Grabens wird heute in das Versickerungsgebiet Große und Kleine Laache geleitet.“
(Stadt Pulheim, 2005).

Erste Erwähnung
Eine 1301 (April 17) in einer Urkunde erwähnte Mühle könnte ein Vorläufer der Pletschmühle gewesen sein: Das Stift St. Georg zu Köln verzichtet auf alle Ansprüche gegen Walram von Jülich, Herrn zu Bergheim wegen des Abbruchs einer Stiftsmühle zu Poulheim (Poilheim), nimmt Walram und dessen Frau (kein Vorname) in die geistliche Bruderschaft des Stifts auf und verspricht ihnen ein Anniversar. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Herzogtum Jülich, Urkunden 29)

Eigentumsfrage der Pletschmühle
Als die Mühle im Zuge der Säkularisation 1798 vom Staat eingezogen wurde befand sie sich im Besitz des Kölner Kartäuser-Konvents. Die Frage ist, seit wann die Mühle sich in dessen Besitz befand und ob dies durchgehend der Fall war.
Durch eine Jülich-Bergische Deskription von 1669 erfahren wir, dass sich eine Mühle an der Laache bei Pulheim im Besitz des Abtes von Brauweiler befand:
56v) Item haben Ihre Dhtt. zu Pollheim zwey / Wasser Mullen, die erste ligt in Polheim, ist ein ZwangMull / heldt ahn 5 morgen landts und / 4 morgen busch. Thut ietzo ahn / pfacht 8 mlr. Roggen. // Die andere an der Laache gelegen / ist dem Praelaten zu Brauwei- / ler sambt des Polheimer / mahr wie obgl. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Jülich-Berg R Bergheim 211)

In den Akten von Brauweiler findet sich bei den Auflistungen des Brauweiler Besitzes zu Pulheim aber kein Hinweis auf eine dortige Mühle. Vielleicht befand sich diese Mühle nur zeitweise im Brauweiler Besitz, vielleicht auch nur pfand- oder pachtweise. Denn die Deskription von 1669 (s.o.) führt die Mühle ja eindeutig unter den beiden Mühlen des Herzogs auf. Die Rechte an der Laache hatten die Jülicher 1456 dem Kölner Melatenkloster verschrieben.

Welchen Ursprungs ist nun der Besitz der Kölner Kartäuser in Pulheim?
Am 9 Juli 1426 verkauft Beelgyn vamme Cuesine den Leuwerhof zu Polheim an die Kölner Kartäuser. Die Erlaubnis dazu hatten Herzog Adolf von Jülich und Berg und Johann von Loen am 20. März 1426 erteilt1. Besiegelt von Beelgyn, Ritter Emont und Tylman vamme Cuesine und den Schöffen zu Pulheim (Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 2/366).

Für 1456 ist ein Zwist zwischen dem Kölner Georgsstift und den Kartäusern wegen des Leuwerguts zu Poilheim überliefert (Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, Akten 40c).
Erinnert sei hier daran, dass für 1301 überliefert ist, dass St. Georg auf eine Entschädigung für die Zerstörung seiner Mühle zu Pulheim verzichtete, gegen eine Rente aus der jülichschen Mühle zu Pulheim.

Was hatte das Kölner Stift St. Georg mit dem o.g. von den Kartäusern erworbenem Besitz zu tun?
Erstmals genannt werden die Güter in einer Urkunde Walrams von Jülich für Hermann dictus de Lobio vom 6. November 1288 (Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 1/2), dass sie nicht belastet würden.
Eine Urkunde von 1307 gibt nähere Auskunft:
Walram von Jülich, Herr zu Bergheim verspricht dem Kölner Bürger Hermann de Lobio dessen Güter zu Pulheim nicht zu beschweren (…), ausgenommen die Kriegssteuer. Er bestätigt, dass Hermann und dessen Erben durch ein Patent des Kölner Georgsstifts von der Schöffenpflicht entbunden worden sind und erlaubt denselben, auf dem Hof Royde zu Poulheim Schafe zu halten – alles gegen jährliche Abgabe von 2 Mark an den Aussteller, der als Kölner Bürger sich unter dem Bürgereid zur Wahrung seiner Zusage verpflichtet. (Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 1/5)
Den Erben wurde dies durch die Grafen von Jülich oder Herren von Bergheim aus dem Hause Jülich, mehrmals urkundlich bestätigt, nämlich 1315, 1324 und 1350 (Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 1/7, 1/8, 1/29).

Das Schöffen-Weistum zu Pulheim (aus dem 16. Jahrhundert), das jährlich dreimal auf dem ungebotenen Dingtag auf dem Pulheimer Fronhof (von St. Georg) verlesen wurde, erklärt Dechant und Kapitel von St. Georg zu einem Erbgrundherrn. Die Schöffen erklären gleichzeitig Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg zu ihrem Landfürsten und Herrn (gekoren voegt und naefolger des lantz), dem unter anderem wroege und straif über unrechte wasser fluss zustehe. Das Mühlenrecht wird nicht erwähnt. (Historisches Archiv der Stadt Köln St. Georg Akten 35, fol. 13)

1568 Carthusiani sullen halden in untfangende hant ader / leyn dreger an drey leyn guether, nemlich eyn van dem / Leuuer hof in Poilhem, dair ahn Carthusiani komen synt Anno / 1426 und is ein pferdtz Churmuddich dat /van leyn man is Wynant des Cathusers halfman fon ahn zo zeyt.(…) (Historisches Archiv der Stadt Köln St. Georg Akten 35, fol. 21r).

1833 (März 15) Pletsch-Mühle. Eigentümer: Koch in Köln. Pächter: Peter Giesenkirchen (Verzeichnis Nr. VI der in der Bürgermeisterei Poulheim sich befindenden Mühlen und Hüttenwerken, Geyen, 15. März 1833, Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, Reg. Köln 2162, fol. 46r, Nr. 2).

1837 (Juli 13) Pletschmühle, Besitzer: Johann Giesenkirchen, vormals Carl Jacob Coch (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Reg. Köln 8845 fol. 19, Nr. 35; vgl. Sommer, S. 294).

1842 wird das „Rittergut Haus Orr“ mit den dazugehörigen Pachthöfen Kriegshof, Altenhof und Plätschmühle in die Reihe der landtagsfähigen preußischen Rittergüter aufgenommen (Pagenstecher, S. 3).

1843 Plätschmühle, 7 Einwohner (Übersicht Regierungsbezirk Cöln 1843, S. 247; Sommer, S. 294).

Bis 1895 Pächter Graf Hoensbroich (Pagenstecher, S. 15).

Ab 1895 Pächter: Caspar Jungen, ihm folgte bis 1945 Josef Jungen (s.o.).

Die Hofanlage der ehemaligen Pletschmühle (Pletschmühlenweg, 50259 Pulheim) wird heute als Reiterhof genutzt. Die Mühlentechnik wurde entfernt.

(Ralf Kreiner, 2013)

Die Pletschmühle gehörte bereits historisch wie der Kriegshof zu Haus Orr und ist auch heute (2014) im selben Besitz. Die Wasserversorgung durch den Bach wurde durch die Braunkohlengewinnung im Rheinischen Revier so schlecht, dass die Mühle motorgetrieben betrieben werden musste (erlebnispfad-pulheimer-bach.de, S. 15ff.).

Das Objekt „Pletschmühle: Wohnhaus und landwirtschaftliches Anwesen“ in der Industriestraße / Pletschmühlenweg ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 19200).

(Martina Gelhar, LVR Fachbereich Umwelt, 2014)

Quellen
  • Stadt Pulheim, Der Bürgermeister, Untere Denkmalbehörde: Bescheid über die Eintragung in die Denkmalliste. Objekt: Bescheid über die Unterschutzstellung. Hofanlage Pletschmühle. Hier Mühlengebäude. I/177, Az. 00196-05, 13. Mai 2005
  • Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Herzogtum Jülich, Urkunden 29
  • Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Jülich-Berg R Bergheim 211
  • Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 2/366
  • Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, Akten 40c
  • Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 1/2
  • Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 1/5
  • Historisches Archiv der Stadt Köln Bestand 233 Kartäuser, U 1/7, 1/8, 1/29
  • Historisches Archiv der Stadt Köln St. Georg Akten 35, fol. 13
  • Historisches Archiv der Stadt Köln St. Georg Akten 35, fol. 21r
  • Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, Reg. Köln 2162, fol. 46r, Nr. 2
  • Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Reg. Köln 8845 fol. 19, Nr. 35


Internet
Erlebnispfad Pulheimer Bach: „Historische Gesamtdokumentation der Mühlen am Pulheimer Bach (Rhein-Erft-Kreis, NRW)“, Dr. Ralf Kreiner 2010 (Volltext-PDF, 8,2 MB, abgerufen 12.05.2014)

Internet
muehlen.rmdz.de: Pletschmühle (abgerufen 10.12.2018)

Literatur

Kreiner, Ralf / Rheinisches Mühlen-Dokumentationszentrum (RMDZ) (Hrsg.) (2012)
Pulheimer Bach. (Mühlendokumentation im Rhein-Erft-Kreis, Historische Dokumentation.) Bergheim.
Pagenstecher, Carl (1967)
Geschichte des Rittergutes Haus Orr. Hamburg.
Sommer, Susanne (1991)
Wind- und Wassermühlen des linken Niederrheins. Die Wind und Wassermühlen des linken Niederrheins im Zeitalter der Industrialisierung (1814-1914). (Werken und Wohnen. Volkskundliche Untersuchungen im Rheinland, 19.) Köln.
Vogt, Hans / Verein Niederrhein e.V. (Hrsg.) (1998)
Niederrheinischer Wassermühlenführer. Krefeld.

Pletschmühle am Pulheimer Bach

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1301

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Martina Gelhar, 2014: „Pletschmühle am Pulheimer Bach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-59291-20130117-5 (Abgerufen: 19. April 2024)
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