Die Pfarrkirche Christi Auferstehung ist ein charakteristisches Beispiel für die in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in der Architektur Gottfried Böhms anzutreffende Richtung, ein Bauwerk als Skulptur aufzufassen und entsprechend zu gestalten. Beispiele hierfür sind die die Pfarrkirche Sankt Matthäus in Düsseldorf-Garrath, die Wallfahrtskirche in Neviges und das Rathaus in Bensberg. Doch nirgendwo sonst ist dieses Prinzip konsequenter und entwickelter umgesetzt worden wie an der Pfarrkirche Christi Auferstehung in Lindenthal.
Neben Gottfried Böhm zeichneten sich für die in den Jahren 1964 bis 1970 errichtete Kirche die Architekten Wilhelm Jungherz und Klaus Micheel verantwortlich. Als Fluchtpunkt des von Alleen begleiteten Lindenthaler Kanals ist die Kirche städtebaulich eingebunden. Zum Kanal hin öffnet sich der Komplex in einem seitlich von Gemeindebauten eingefassten Vorplatz, an dessen Abschluss sich auf einem unregelmäßig-polygonalen, dennoch an die Form eines Kreuzes anknüpfenden Grundriss die Kirche erhebt. Der Baukomplex bezieht seine architektonische Wirkung zum einen aus einer gestaffelten Höhenentwicklung mit Vor- und Rücksprüngen, abgeschrägten Kanten und dem rückseitig angeordneten Kirchturm, zum anderen durch die Farbwirkung des verwendeten Materials mit aufeinander abgestimmten Flächen aus Ziegelmauerwerk und Sichtbeton.
Im Inneren setzt sich das skulpturale Prinzip fort. Der Grundriss bewirkt eine Vielzahl von Abwinkelungen, Vertiefungen und Nischen im Aufriss, die mit liturgischen Funktionen als Altarapsis, Orgelnische oder Taufkapelle besetzt sind. Der heterogene Wandaufriss setzt sich mit unterschiedlichen Raumhöhen in der Deckenlandschaft fort, was dem Innenraum eine ausgesprochene Lebendigkeit verleiht. Nur sparsam ist hingegen ein natürlicher Lichteinfall vorhanden; die Raumwirkung ist ganz darauf abgezielt, dass die Architektur als eine begehbare Skulptur erscheint. Soweit natürliches Licht vorhanden ist, wird es durch die Verglasung reduziert. Die drei Glasfenster, für die Böhm ebenfalls die Entwürfe beitrug, versinnbildlichen die drei Themen Schöpfung, Erlösung und Auferstehung.
Von dem an dem Entwurf beteiligten Architekten Wilhelm Jungherz stammt ein Großteil der Ausstattung im Altarraum, der Zelebrationsaltar, der Ambo und die zwölf Apostelleuchter, die je zur Hälfte als Wand- und als Standleuchter um den Altar gruppiert wurden. In den Jahren 1983 und 1984 kamen die Abdeckung des über 200 Jahre alten Taufsteins von Sepp Hürten und der Tabernakel von Karl Maria Winter hinzu.
Edith-Stein-Gedächtniskapelle 1987 wurde im Innenraum eine Gedächtniskapelle für Edith Stein (1891-1942), die in Auschwitz-Birkenau ermordet worden war, eingerichtet. Die Ordensschwester, Philosophin und konvertierte Jüdin, die im selben Jahr von Papst Johannes Paul II. während eines Gottesdienstes im Müngersdorfer Stadion selig gesprochen wurde, hatte bis zu ihrer Deportation in der Nähe in einem Konvent der Karmelitinnen gelebt.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Literatur
Fußbroich, Helmut (2005)
Architekturführer Köln. Sakralbauten nach 1900. Köln.
Kier, Hiltrud (2024)
Moderner Sakralbau in Köln. Bezirk 3 (Lindenthal) Stadtteil Lindenthal. (Kleine Kunstführer.) Lindenberg im Allgäu.
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).
Meys, Oliver; Hoffmann, Godehard (2010)
Christi Auferstehung und St. Joseph in Köln. (Rheinische Kunststätten H. 520.) Köln.
Katholische Pfarrkirche Christi Auferstehung in Köln-Lindenthal
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