In Zülpich sind die gut erhaltenen Baureste der öffentlichen Thermen, die vom späten 2. bis zum Anfang des 4. Jahrhunderts bestanden haben und mehrfach umgebaut und erweitert wurden, erhalten. Die gut erhaltene Badeanlage wurde zwischen 1931 und 1939 sowie 1978 und von 2001 bis 2005 ausgegraben und konserviert. Weitere Grabungskampagnen im Vorfeld der Landesgartenschau 2014 in Zülpich haben neue Erkenntnisse ergeben.
Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur Architekturreste der Thermen und Teile der spätantiken Stadtmauer aus dem frühen 4. Jahrhundert sind im 2006/2007 eröffneten Museum integriert. Die besterhaltene Thermenanlage ihrer Art nördlich der Alpen bildet das Hauptexponat und den Ausgangspunkt der „Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur“. Das Museum liegt an der höchsten Stelle der Stadt Zülpich, dem Mühlenberg. In unmittelbarer Nachbarschaft finden sich ein Teilstück der mittelalterlichen Stadtmauer, die Kirche St. Peter mit einer romanischen Krypta und einem modernen Kirchengebäude vom Kölner Architekten Karl Band (1900-1995) und die Kurkölnische Landesburg.
Die Reste der Befestigungsanlage südlich der Thermenanlage im Museum wurden in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den Germaneneinfällen errichtet. Im Mittelalter wurde die Mauer vermutlich durch einen Erdrutsch schwer beschädigt; sie bildete später das Fundament für die mittelalterliche Stadtmauer (Hinweise Frau Dr. Hofmann-Kastner, 2017; zu den Bodendenkmälern im Museum vgl. das PDF-Dokument in der Mediengalerie).
Die Römerthermen des Vicus Tolbiacum Seit der Mitte des 1. Jahrhunderts entwickelte sich der Vicus Tolbiacum (Zülpich) zu einer wichtigen Siedlung am Kreuzungspunkt mehrerer römischer Fernstraßen, die Bonn, Neuss und Köln mit Reims und Trier verbanden. Auch wenn mehrere Gebäude durch Bauinschriften oder Architekturfragmente bezeugt sind, ist als einziger römischer Gebäudekomplex die Thermenanlage erhalten geblieben. Die Badeanlage liegt an der höchsten Stelle des heutigen Ortes Zülpich. Sie wurde im späten 2. Jahrhundert in Betrieb genommen und mindestens bis ins frühe 4. Jahrhundert genutzt. In dieser Zeit mehrfach umgebaut und erweitert, entsprach sie den Bedürfnissen römischer Badekultur.
Es handelt sich um einen Reihentypus, d.h. die einzelnen Baderäume reihten sich von Nordwest nach Südost aneinander: Nachdem der Besucher sich im Auskleideraum (apodyterium) seiner Kleidung entledigt hatte, begab er sich zunächst in das Kaltwasserbad (frigidarium) und das Warmwasserbad (tepidarium). Diesen beiden Badegängen folgte ein Bad im Heißwasserbad (caldarium) und im Schwitzbad (laconicum). Erholung fand man anschließend in den Warmlufträumen (sudationes) und auf dem Gymnastikhof (palaestra). Erhalten sind die charakteristischen Fußbodenheizungen wie auch das ausgeklügelte System der Wasserversorgung und Kanalisation. Die Aufgabe der Badeanlage hängt wohl mit der Errichtung der konstantinischen Befestigungsmauer zusammen: Einbauspuren im Frigidarium belegen, dass die Baderäume anderweitig genutzt wurden. Um welche Art der Nutzung es sich handelte, lässt sich allerdings nicht mehr ermitteln. Der Besuch des Badehauses war bei den Römern ein fester Bestandteil des Alltagslebens. Er diente nicht nur der Körperreinigung und Entspannung, sondern auch der Pflege sozialer Kontakte.
Die in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckten römischen Thermen von Zülpich zählen zu den besterhaltenen ihrer Art nördlich der Alpen. Der Jahrhundertfund wurde ab 2000 erstmals in seiner gesamten erhaltenen Ausdehnung freigelegt und mit einem mehrteiligen Schutzbau überbaut. Die Badeanlage ist das Herzstück des bundesweit einmaligen Hauses „Römerthermen Zülpich - Museum der Badekultur“. Daneben lädt die Ausstellung zu einer kurzweiligen Reise durch die Geschichte des Badens ein und schlägt einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart.
(Heike Gregarek, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2010 / ergänzende Hinweise von Iris Hofmann-Kastner, Museum der Badekultur, 2017)
Hinweis Die Römerthermen Zülpich sind Station der Archäologietour Nordeifel 2024.
Internet www.roemerthermen-zuelpich.de: Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur (abgerufen 11.12.2010 und 06.08.2024) www.rheinischemuseen.de: Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur (abgerufen 06.08.2024)
Literatur
Dodt, Michael (2003)
Die Thermen von Zülpich und die römischen Badeanlagen der Provinz Germania inferior (Dissertation Universität Bonn 1997). o. O. Online verfügbar: http://hss.ulb.uni-bonn.de/2003/0117/0117.pdf, abgerufen am 22.07.2014
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 1135-1139, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Kunow, Jürgen (2011)
Römische Badeanlagen im Rheinland. Aktuelle Planungen und Realisierungen zu ihrer Erschließung im städtebaulichen Kontext. In: Müller, Martin; Otten, Thomas u. Wulf-Rheidt, Ulrike (Hrsg.): Schutzbauten und Rekonstruktionen in der Archäologie, (Xantener Berichte, 19.) S. 475-495. Mainz.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2008)
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