Der historische Gebäudekomplex der Brauerei Sünner zeichnet sich dadurch aus, dass die wichtigsten Bauten noch heute so genutzt werden wie zur Entstehungszeit. Das 1830 in Deutz gegründete Unternehmen zog, als die Kapazitäten nicht mehr ausreichten, an die Hauptstraße des schnell wachsenden Industrieortes Kalk. Dort hatte seit 1856 eine Braunkohlenzeche bestanden, die den Abbau wegen ständiger Wassereinbrüche aufgeben musste. Der Zechenschacht liefert der Firma Sünner bis heute Brauwasser - und den Namen „Zechenbrauerei“.
1888-89 ließ das Unternehmen das große Sudhaus an der Kalker Hauptstraße errichten, dann ein Gebäude für Ställe und Kutschen und 1906-07 eine Kellereihalle mit einer frühen, gewölbten Eisenbetondecke sowie einen Verwaltungsbau. Für das dreigeschossige Hauptgebäude verlangte der örtliche Rat unter Hinweis auf die Lage am „Entreé der Stadt Kalk“ eine anspruchsvolle Architektur und machte sogar konkrete Materialvorgaben. So entstand eine repräsentative, historisierende Fassade aus gelben Ziegeln mit zwei Stufengiebeln. In den Giebeln sind die Wappen von Kalk und Deutz angebracht, als Abschluss über den mittleren Rundbogenfenstern der Schriftzug „Zechenbrauerei“ mit den Symbolen Hammer und Schlägel. Der später ergänzte turmartige Aufbau des rechten Giebels enthält die Brauwasserreserve. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bauten erheblich zerstört und wurden seit 1950 wieder aufgebaut.
Die beiden unteren Stockwerke des Gebäudes dienen weiterhin als Sudhaus. Ein kupferner Braukessel ist durch ein großes, nachträglich, in den 1950er Jahren eingebautes Fenster zu sehen. Auf der rechten Seite schließt sich das Kessel- und Maschinenhaus mit einer 1888-89 in Chemnitz gebauten Dampfmaschine an, die zum Antrieb der Kälteanlagen diente. Die Kältemaschinen stehen noch immer hier. Dampfkessel und Dampfmaschine werden von einem Verein von Eisenbahnfreunden gewartet und in größeren Abständen in Gang gesetzt.
Die denkmalgerechte Sanierung der Bauten in den Jahren 1989-91 gilt als vorbildlich. So wurden Ziegel und Fugen der Fassaden originalgetreu repariert, defekte Fenster durch neue mit schmalen Eisenprofilen und Einscheiben-Verglasung ersetzt. Die Innenräumen mussten an den Betrieb mit heutiger Technik angepasst werden, doch das bewahrte historische Erscheinungsbild der Brauerei ist in Köln einmalig.
Das Gelände selber war ursprünglich als Zechenstandort genutzt worden und ist bis heute ein wichtiges Zeugnis der Industrialisierungsgeschichte von Kalk und der Brauereigeschichte von Kölsch als dominantem Bier in Köln (die Sortenbezeichnung „Kölsch“ tritt 1918 erstmals für das helle obergärige Sünner-Bier auf). Die Brauerei wurde 1830 an einem anderen Standort, dem Stammhaus am Deutzer Rheinufer gegründet und erwarb 1858 das heutige Gelände der ehemaligen Gewerkschaft Neu-Deutz, die beabsichtigt hatte, in Kalk Braunkohlen zu gewinnen. Dies scheiterte jedoch wegen eindringendem Grundwasser. Das qualitativ gute „Stollenwasser“ konnte jedoch als Brauwasser genutzt werden, seit 1860 nahm die Brauerei den Betrieb auf und ist damit bis heute die älteste noch produzierende Kölsch-Brauerei in Köln.
Baudenkmal Das Objekt „Brauerei und Brennerei Gebrüder Sünner“ ist seit 1983 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 1557).
(Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig 2012 und Walter Buschmann, Matthias Hennies, Alexander Kierdorf / Rheinische Industriekultur e. V., 2018)
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