Städtischer Siedlungskern Bredeney

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 24′ 40,21″ N: 6° 59′ 40,5″ O 51,41117°N: 6,99458°O
Koordinate UTM 32.360.534,30 m: 5.697.458,19 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.569.240,79 m: 5.697.859,42 m
  • Villa Hügel in Bredeney (2009)

    Villa Hügel in Bredeney (2009)

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Entwicklung des städtischen Siedlungskerns
Im Bereich des alten Dorfes Ober-Bredeney entstand Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts das städtische Zentrum von Bredeney.
Die nach Süden gerichtete Erweiterung der Stadt Essen (überformte) etwa ab 1900 die in der Nähe des heutigen Bredeneyer Kreuzes am Knotenpunkt wichtiger alter Straßen gelegene dörfliche Siedlung mit ausgedehnten Villenvierteln“ (Wehling 1987, S. 47).
Die Besiedlung des ehemaligen bäuerlichen Acker- und Weidelandes mit Villen und bürgerlichen Wohnhäusern schritt langsam aber stetig voran. Die Straßenzüge wurden, entsprechend den stadtplanerischen Ansichten ihrer Zeit, dem hügeligen Relief des Gebietes angepasst. Ihre Anlage erfolgte also weder ungeplant noch schachbrettartig (Weis 1951, S. 56 und 59).

In dieser Zeit war insbesondere der Essener Norden von Zechen und Fabriken mit rauchenden Schloten und Arbeitersiedlungen geprägt. Dahingegen blieb „der südliche Teil (des Essener Stadtgebietes, Verf.) von der Industrialisierung weitgehend verschont … er bildet deswegen … ein bevorzugtes Wohngebiet“ (Weis 1951, S.59).
Neben Rüttenscheid, Kettwig und Werden war Bredeney besonders beliebt. Hier „erbauten die vornehmen Familien aus Essen ihre Villen, wodurch das Stadtbild … einen individuellen Charakter bekam“ (Bonczek 1975, S. 165). Zu den berühmtesten Namen zählte die Familie Krupp (Villa Hügel). Aber auch Angestellte, Beamte und Freiberufler verlegten ihre Wohnsitze in den Süden; bürgerliche Wohnviertel breiteten sich aus. Um 1914 war Bredeney eine der reichsten Gemeinden Deutschlands (Stadt Essen 1999).

Bürgerhäuser und Villen
Der städtische Siedlungskern Bredeney besteht einerseits aus der historischen Siedlungsachse Bredeneyer Straße, Frankenstraße und Meisenburgstraße, die vornehmlich mit bürgerlichen Wohn- und Geschäftshäusern bebaut wurde. Parallel dazu entstand zum anderen die Villenkolonie am Ruhrstein. Der Bauunternehmer A. Diehl und der Baurat A. Philippi hatten Ende des 19. Jahrhunderts acht Hektar Land vom Gutsbesitzer Wilhelm Ostermann gekauft und darauf das Luftkurhaus Ruhrstein und eine Villenkolonie errichtet. Das Luftkurhaus wurde 1897 vom Inhaber Wilhelm Hartmann eröffnet und war umgeben von einer 9 Morgen großen Parkanlage. Das ursprünglich nach dem Muster der berühmten Kurhotels des Rheinlandes und der Schweiz eingerichtete Haus wurde in den kommenden Jahrzehnten zu einer reinen Ausflugs- und Vergnügungsgaststätte. Später wurde es verkauft und Anfang der 1960er Jahre abgerissen. An seiner Stelle steht seitdem ein mehrgeschossiges Wohnhaus (Ruhrstein 37).

Zwischen 1871 und 1914 verzeichnete Bredeney einen starken Anstieg der Bevölkerung. Öffentliche Einrichtungen zu ihrer Versorgung und Verwaltung wurden in dem neuen städtischen Zentrum erbaut, dazu gehörten die Polizeistation Ober-Bredeney (1890), das Rathaus (1901/1902, heute denkmalgeschützt) und die Freiwillige Feuerwehr. Etwas weiter nördlich die Bredeneyer Straße hinauf, am Alfredusbad, wurde 1910 die erste Bredeneyer Apotheke eingerichtet. Das Realgymnasium Essen-Bredeney, heute Goetheschule, wurde 1910 gegründet. Berühmte Persönlichkeiten wie z.B. Alfried Krupp und Alfred Müller-Armack waren hier bereits Schüler. Sie war das erste Gebäude am Walter-Sachsse-Weg. Seine Anlage erfolgte jedoch schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Heutiger Zustand
Der Baubestand aus der industriellen Gründungszeit des Bredeneyer Siedlungskerns ist in seiner flächenhaften Ausdehnung noch zum größten Teil erhalten. An den Hauptsiedlungsachsen Bredeneyer Straße und Meisenburgstraße wurden lückenhaft Einzelbauten in die Reihenhausbestände eingefügt. An der Meisenburger Straße unterbrechen Mehrfamilienhäuser jüngeren Datums das Bild der einheitlichen Bebauung, die sich bis zum historischen Kreuzungsbereich (Bredeneyer Straße/Meisenburgstraße) hinzog. Durch die Erweiterung zur Bundesstraße fielen einzelne Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite weg. Geschäfte, öffentliche Einrichtungen und Cafés charakterisieren nach wie vor das Stadtteilzentrum. Neben der Villenkolonie Ruhrstein, die heute mit mehreren Mehrfamilienhäusern durchsetzt ist, wurden entlang der Graf-Bernadotte-Straße vorwiegend in den 1930er Jahren ebenfalls Villen errichtet. Baumpflanzungen aus Ahorn bzw. Linden säumen die Straßen alleeartig.

Krieger- und Kaiserdenkmal
In der Prinz-Adolf-Straße, gegenüber des katholischen Friedhofs, steht das Bredeneyer Krieger- und Kaiserdenkmal, „neben dem Rathaus eines der wenigen erhaltenen Symbole der kurzen Eigenständigkeit Bredeneys“. Es handelt sich um „ein Denkmal des 25-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1913, zugleich Denkmal des Befreiungskriegs gegen das napoleonische Frankreich 1813 sowie Denkmal für einen Gefallenen des Deutschen Kriegs 1866 und vier Gefallene des Deutsch-Französischen Kriegs 1870-71 aus der Gemeinde Bredeney. … Ursprünglich wurde das Denkmal, ein Postament mit Adler, 1913 in einer parkähnlichen Anlage am Südrand des damaligen Gemeindewaldes. … Im Laufe der Jahre wurde die Anlage zunehmend vernachlässigt“ (www.rudolfweber.de).
Das Denkmal wurde daher im September 2009 an seinem heutigen Standort neu errichtet.

(Kathrin Lipfert, LVR-Fachbereich Umwelt, 2010)

Internet
www.rudolfweber.de: Broschüre Denkstein (PDF, abgerufen: 13. November 2010)
www.essen-marketing.de: Bezirk IX (Abgerufen: 04. Oktober 2010)
www.bredeney-aktiv.de: Ruhrstein (Abgerufen: 12. November 2010)
www.goetheschule-essen.de (Abgerufen: 12. November 2010)

Literatur

Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster der Stadt Essen (Hrsg.) (1965)
Historischer Atlas zur Karte der Stadt Essen 1803/06, Karten von Honigmann/Vogelsang (überarbeitet und ergänzt). Essen.
Bonczek, Willi (1975)
Essen im Spiegel der Karten. Historische Karten und Stiche vom Mittelalter bis zur Neuzeit,. S. 165, Essen.
Landesvermessungsamt NRW (Hrsg.) (2005)
Historika 25, Historische topographische Karten des heutigen Nordrhein-Westfalen im Wandel der Zeit, Blatt 4507 - Mühlheim. Bonn.
Stadt Essen (Hrsg.) (1999)
Dem Wandel auf der Spur – Strukturveränderungen der Stadt Essen in Ansichten und Analysen. Essen.
Wehling, Hans-Werner (1987)
Die Siedlungsentwicklung der Stadt Essen. S. 47, Essen.
Weis, Dieter (1951)
Die Großstadt Essen. Die Siedlungs-, Verkehrs- und wirtschaftliche Entwicklung des heutigen Stadtgebietes von der Stiftsgründung bis zur Gegenwart. (Bonner Geographische Abhandlungen, Heft 7.) S. 56, 59, Bonn.

Städtischer Siedlungskern Bredeney

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Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1895 bis 1920

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„Städtischer Siedlungskern Bredeney”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-2681-20101203-4 (Abgerufen: 25. April 2024)
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