Seit den 1990er Jahren werden in Deutschlande vermehrt Kolumbarien errichtet. Dabei handelt es sich um Bauwerke, die meist der Aufbewahrung von Urnen, in selteneren Fällen auch Särgen, in einzelnen Nischen dienen. Der Begriff stammt ursprünglich von der lateinischen Bezeichnung für einen Taubenschlag, da der Aufbau und die Anordnung dieser den Urnengrabstätten ähnlich ist. Schon im ersten Jahrhundert nach Christus wurden in und um Rom Kolumbarien errichtet. Damals handelte es sich um eine kostengünstige Bestattungsart, die meist wohlhabende römische Bürger für ihre Sklaven und Freigelassenen errichteten, weil diese auch nach deren Tod für sie sorgen mussten. 2014 eröffnete in Köln-Ehrenfeld die Grabeskirche St. Bartholomäus. Es handelt sich nicht um das erste Kolumbarium in Köln, dafür aber um die erste und bisher einzige Grabeskirche im Erzbistum Köln.
Die ursprüngliche Pfarrkirche St. Bartholomäus wurde ursprünglich nicht als Kolumbarium konzipiert und genutzt, sondern als katholische Pfarrkirche. Errichtet wurde sie nach den Plänen des Architekten Hans Schwippert (1899-1973). Dieser war unter anderem auch für das Europahaus in Oberhausen und dem Um- und Neubau des Bundeshauses in Bonn verantwortlich. Beauftragt wurde Schwippert 1955, der Spatenstich zum Bau erfolgte am 24. August 1958, dem Fest des heiligen Bartholomäus, und die erste Heilige Messe konnte schließlich Weihnachten 1959 in der Kirche gefeiert werden. Mit dem durch brutalistische Strömungen beeinflussten Entwurf versuchte Schwippert dem traditionellen Bild einer Kirche entgegenzutreten. Bei dem Bau handelt es sich um eine Saalkirche mit quadratischen Grundriss und einem eckigen Campanile (freistehender Glockenturm) aus dem Jahr 1962. Mit diesem Grundriss und Aufbau nahm der Kirchenbau schon vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) Elemente der späteren Liturgiereform auf. Die Kirche wurde als Stahlbetonrahmenbau konstruiert, die im Inneren mit Sichtbeton ausgestaltet und außen mit roten Backstein verkleidet wurde. Mit der Außenverkleidung versuchte Schwippert den ehemaligen industriellen Geist des umgebenen Stadtteils aufzugreifen, weshalb der Bau einige Menschen auch eher an eine „Fabrik“ als eine Kirche erinnern lässt. Die ursprünglich farblosen Fenster wurden 1978 durch Buntfenster ersetzt, die von dem österreichischen Künstler Giselbert Hoke (1927-2015) gestaltet und durch den Sonnengesang des heiligen Franziskus inspiriert ist. 1988 wurde ein Kreuzweg des tschechischen Künstlers Ludek Tichy (gestorben 2014) installiert. Es handelt sich dabei um expressionistische Holzreliefs, die auch heute noch ein bedeutendes Gestaltungselement des Innenraums sind.
Grabeskirche und Kolumbarium Nachdem die drei Gemeinden St. Rochus, St. Dreikönigen und St. Bartholomäus zusammengelegt wurden, beschloss 2006 der Kirchenvorstand die Umgestaltung der Kirche in eine Grabeskirche durch einen Architekten- und Gestaltungswettbewerb. Die Ausschreibung des Wettbewerbs fand im Frühjahr 2011 statt; im Herbst wurde Gewinnerentwurf bekannt gegeben. Im selben Jahr wurden ebenfalls das Dach und die Fassade saniert, so dass der Innenumbau im März 2013 schließlich ohne Probleme beginnen konnte. Eröffnet werden konnte das nun als Grabeskirche St. Bartholomäus bezeichnete Kolumbarium im Januar 2014. Die Umgestaltung stützt sich im Wesentlichen auf zwei bedeutende Maßnahmen, die sich in einer Gesamtkomposition vereinen, dessen Absicht es unter anderem war, den Großraum der Saalkirche erlebbar zu gestalten. Aus diesem Zweck wurde im Zentrum des Raums eine Kapelle für Trauerfeiern angelegt. Diese wird durch ein Metallnetz, das je nach Lichteinfall und Beleuchtung, seine Transparents zu ändern scheint, abgetrennt und ist nach oben offen. In der Kapelle selbst befinden sich ein kleinerer Altar aus Sichtbeton, ein Flügel und einige der von Schwippert entworfenen ursprünglichen Kirchenbänke. Zweite Maßnahme der Umgestaltung sowie zentrales Element eines Kolumbariums sind die Urnenkammern. Hiervon wurden über 2.000 um die Kapelle kammartig angeordnet, wodurch zehn kleine geborgene Nischen entstehen, die im Kontrast zu dem Großraum stehen. Gestaltet sind die Urnenkammern aus einer dunklen brünierten Stahlkonstruktion. Nach der Beisetzung wird an der jeweiligen Urnenkammer eine Messingplatte befestigt, die von den Angehörigen gestaltet werden kann. Im Laufe der Zeit entsteht so ein sich verdichtendes Muster aus den hellen polierten Messingplatten und dem dunklen brünierten Stahl.
Denkmalschutz St. Bartholomäus wurde 1995 in die Denkmalliste der Stadt Köln aufgenommen (DLNR 7460, dort allerdings nicht unter der eigentlichen Adresse Helmholtzplatz 11, sondern unter Melatener Weg 27).
(Robert Gansen, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschtuz e.V., 2019)
Internet www.grabeskirche-koeln.de: Die Grabeskirche (abgerufen 27.06.2019) www.kissler-effgen.de: Umgestaltung der Kirche Sankt Bartholomäus in ein Kolumbarium, Köln (abgerufen 27.06.2019) www.derarchitektbda.de: Raum für einen neuen Ritus: Die Grabeskirche St. Bartholomäus (abgerufen 27.06.2019) www.koelnarchitektur.de: Und es ward Licht … gleich zweimal! (abgerufen 27.06.2019) www.baunetz.de: Alles ist schon da (abgerufen 27.06.2019) www.db-bauzeitung.de: Grabeskirche St. Bartholomäus in Köln: Spürbare Transzendenz (abgerufen 27.06.2019) www.stadt-koeln.de: Denkmalliste der Stadt Köln (abgerufen 26.08.2019) de.wikipedia.org: Kolumbarium (abgerufen 12.07.2019)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.