Östlich von Schloss Augustusburg liegt der Palmersdorfer Hof in offener Feldflur, südlich begrenzt durch den Palmersdorfer Bach, der beim Kurfürstlichen Entenfang in Wesseling in einen Altarm des Rheins entwässert und östlich begrenzt durch die Otto-Wels-Straße (K7).
Geschichte Heermann (2000, S. 3) vermutet, dass „der Hof der einzige bis heute erhaltene Zeuge der ältesten, urkundlich bezeugten zum ursprünglichen Stadtgebiet gehörenden Siedlungsraumes Brühls sein“ dürfte. Er wurde erstmals in einer Schenkungsurkunde vom 21. März 929 erwähnt, in der der Kölner Erzbischof Wichfried (Wikfried) dem Kölner Cäcilienkloster eine klösterliche Vogtei überschreibt.
Zu dieser gehörten neben ausgedehnten Ländereien und zahlreichen kleineren Hofstellen zwei große Gehöfte: der Palmersdorfer Hof sowie südlich gegenüber der „eigentliche Haupthof von St. Cäcilien“ (Kretzschmar 2004, S. 54), der Cäcilienhof. Zum Schutz der Vogtei wurde im 10. Jahrhundert eine Motte östlich angelegt, deren Wassergräben noch heute im Gelände vorhanden sind. Der lagebestimmende Palmesdorfer Bach speiste die Wassergräben dieser Anlagen (Kretzschmar 2004, S. 54) und war auch existenziell für die landwirtschaftliche Tätigkeit des Fronhofverbandes in Palmersdorf. Mitte des 13. Jahrhunderts gelangte Palmersdorf in den Besitz des Klosters Burbach.
Während der Cäcilienhof nach 1820 aufgegeben wurde und nach und nach verfiel (Heermann 2000, S. 7), war der Palmersdorfer Hof, damals Johannishof genannt, der Sitz des Vogtes, von dem die Ländereien im Auftrag des Cäcilienstiftes verwaltet wurden. Der Palmersdorfer Fronhofsverband zählte bis Anfang des 15. Jahrhunderts zu den größten im Kölner Raum (Heermann 2000, S. 5), danach schwand seine wirtschaftliche Bedeutung mit zunehmenden Landverkäufen. Am 11. August 1680 erwarb Kurfürst Maximilian Heinrich den Hof zur Erweiterung des Schlossbereiches. Im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen mit französischen Truppen wurden jedoch sowohl der Palmersdorfer Hof als auch die benachbarte Sommerresidenz der Kölner Erzbischöfe 1689 zerstört (Heermann 2000, S. 6; de.wikipedia.org, Palmersdorfer Hof).
Mitte des 18. Jahrhunderts war der Palmersdorfer Hof wieder aufgebaut und befand sich im Besitz des Deutschen Ritterordens, dessen Hochmeister zu der Zeit Kurfürst Clemens August war. Der Abschlussstein der Toreinfahrt zum Hof trägt die Inschrift 1750 „Vivat Clemens August“ und zeigt das Ordenskreuz des Deutschen Ritterordens (Kretzschmar 2000, S. 55). Im Zuge der Säkularisation gelangte der Palmersdorfer Hof in Privatbesitz, die landwirtschaftliche Nutzung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nach und nach durch Landverkauf reduziert. Mit Verkauf des Hofes 1983 gelangte er schließlich in den Besitz einer Baugesellschaft, die die Gebäude zu reinen Wohnzwecken umbaute und der landwirtschaftlichen Nutzung ein Ende setzte. Die Bewirtschaftung der restlichen landwirtschaftlichen Nutzfläche erfolgte vom Falkenluster Hof aus (Heermann 2000, S. 2).
Heutiger Zustand und kulturhistorische Bedeutung Heute präsentiert sich der Palmersdorfer Hof als großer barocker Vierkanthof in überwiegend freier Feldflur, dessen Wohn- und Wirtschaftsgebäude sich um einen quadratischen Innenhof gruppieren. Das eingeschossige Wohnhaus mit Mansarddach wurde 1750 aus Feldbrandsteinen gebaut und ist gelb verputzt. Die Wirtschaftsgebäude (Ställe) wurden ebenfalls überwiegend im 18. Jahrhundert errichtet; ältestes Gebäude ist die hohe Fachwerkscheune, die um 1700 entstand (Kretzschmar 2004, S. 55; de.wikipedia.org, Palmersdorfer Hof). Die Wassergräben wurden 1939 zugeschüttet (Heermann 2000, S. 10). Vom Cäcilienhof sind obertägig keine baulichen Reste mehr vorhanden bzw. erkennbar. „Der Palmersdorfer Hof repräsentiert neben den Schlössern den geschichtlichen Rang der Stadt Brühl von Kurfürstenzeit bis heute“ (ebd., S. 1).
Der Palmersdorfer Hof sowie die ihn umgebenden landwirtschaftlichen Nutzflächen gehen zurück auf einen Fronhofverband, der im 10. Jahrhundert urkundlich erwähnt wird. Er stellt neben der nur als Mottenhügel erhaltenen Motte Palmersdorf und dem abgängigen Cäcilienhof das einzige auch im aufgehenden Gebäudebestand erhaltene Zeugnis des damaligen Fronhofverbandes, dem sogenannten „bauhistorischen Dreieck der Region“ dar. Weitere Bedeutung erlangte er in seiner Funktion als Hof des Deutschen Ritterordens zur Zeit des Kurfürsten Clemens August, der ihn entsprechend baulich umgestalten ließ. Diese noch ablesbare repräsentative Funktion, seine Standortpersistenz sowie die räumlichen und funktionalen Zusammenhänge mit der UNESCO-Welterbestätte Schloss Augustusburg lassen ihm eine hohe kulturlandschaftliche Bedeutung zukommen.
Hinweise Das Objekt „Palmersdorfer Hof“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Brühl, Kurfürstliche Schlösser (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 161) und ein eingetragenes Baudenkmal und Bodendenkmal (Denkmalliste der Stadt Brühl, laufende Nr. 18 nach de.wikipedia.org, Liste der Baudenkmäler in Brühl).
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.