Geschichte
Schon im 10. Jahrhundert kann hier eine Kirche nachgewiesen werden, welche wahrscheinlich der Abtei Siegburg vom Kölner Erzbischof Anno II. zwecks Gründung einer Zelle zugewiesen worden sein dürfte. Nach seinem Sieg über den Pfalzgrafen Heinrich „den Wütenden“ (gest. nach 1060) im Jahr 1059 übernahm der Kölner Erzbischof Anno II. (1056–1075) dessen Burg und gründete an ihrer Stelle die Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg in Siegburg. Die Propstei in Oberpleis wurde als Tochterkloster dieser Abtei um 1105 gegründet. Das Kloster mit Kirche, Klostergebäuden und Kreuzgang entstand in den Jahren 1110–1160 auf dem Gelände eines Fronhofes aus dem 9. Jhd. Der Patron des Klosters, der Märtyrer und Ritterheilige Pankratius, ist erstmals 1212 urkundlich erwähnt. Sie scheint eine der bedeutendsten Abteien in der Gegend gewesen zu sein, da diese nachweislich von den Kölner Erzbischöfen Hildolf, Sigewin und Friedrich I. sowie von Papst Paschalis II. bestätigt wurde.
In jener Zeit wurde auch das Benediktinerpriorat von Siegburg gegründet, welches im 18. Jahrhundert jedoch wieder aufgehoben wurde. Um 1220 wurden Chor und Querschiff der Kirche umgebaut und Gewölbe in den Hauptschiffen eingezogen. Ein geplanter Vierungsturm wurde nicht ausgeführt. Dennoch verschuldete sich das Kloster nicht zuletzt wegen der großen Baumaßnahme und verfiel im 14. und 15. Jhd. zunehmend. Hinzu kamen Beschädigungen und Plünderungen zu Beginn des 17. Jhs. infolge der Kriegswirren dieser Zeit. Da seit dem 16. Jhd. nur noch ein Propst ohne Konvent die Anlage bewohnte, riss man die überflüssigen Klostergebäude ab: Den Ostflügel des Kreuzgangs ersetzt seit 1645 das noch heute vorhandene Propsteigebäude. Auch der Südflügel wurde abgerissen und der heutige Wirtschaftshof angelegt, der um 1700 nochmals erweitert wurde. Im Jahr 1803 fiel die Klosterkirche der Pfarrgemeinde zu, die übrigen Gebäude gingen im Zuge der Säkularisierung in den Besitz des preußischen Staates über. Die alte Pfarrkirche wurde 1820 abgerissen. Bis heute gehören Kreuzgang, Propsteigebäude sowie der Pfarrgarten dem Land NRW. Ende des 19. Jhs. erfolgte eine erste Instandsetzung der Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der beschädigte Bau ausgebessert und 1964–1978 durch den Kölner Architekten Karl Band (1900–1995) restauriert.
Baubeschreibung
Vom Kreuzgang ist allein der westliche Flügel erhalten geblieben. Der Kreuzgang öffnet sich mit Drillingsarkaden, die von einem Rundbogen überfangen werden, zum Kreuzhof. Die Blattwerkkapitelle der Arkadensäulchen erinnern an jene des nahen Bonner Münsterkreuzganges. Lisenen, denen später abgeböschte Streben vorgesetzt wurden, gliedern die Fassade des Obergeschosses, deren ursprüngliche Kleeblattfenster vermauert sind.
Das weiß verputzte Propsteigebäude umfasst zwei Geschosse mit Rechteckfenstern und trägt ein schiefernes Walmdach. Im Erdgeschoss wurden Steine des Kreuzgangs als Spolien verwendet. Die Eisenanker auf der Hofseite bilden die Jahreszahl 1645, das Portal zeigt das Wappen des Propsts Bertram von Ans. Eine hölzerne Wendeltreppe mit spiralisch gedrehter Spindel erschließt im Inneren das Obergeschoss.
Das ehemalige Propsteigebäude, das Kreuzganggebäude und der Pfarrgarten befinden sich im Besitz des Landes NRW und werden von der Bezirksregierung Köln verwaltet.
Hier eingezeichnet ist die heutige Pfarrkirche St. Pankratius in der Propsteistraße, der ehemalige Klosterbereich existiert nicht mehr.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
1974–1975 | Ausbesserung der Holzbalkendecke über dem Obergeschoss |
1977 | Dachstuhl-Sanierung |
1988–1991 | Wiederaufbau Pfarrgebäude nach Brand |
1998–1999 | Grundinstandsetzung Kreuzganggebäude |
2006 | Teilsanierung Umfassungsmauer Pfarrgarten |
2006–2007 | Fassadensanierung Pfarrgebäude |
Geplante Baumaßnahmen: | ab 2017 Herrichten des Pfarrgartens |
Nutzung: | Pfarrhaus |
Ressort: | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde: | Bezirksregierung Köln |
Denkmalliste: | Königswinter, Nr. 7, 11.02.1985 |
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011; Catharina Hiller, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 2016)
Internet
de.wikipedia.org: Oberpleis (abgerufen 12.07.2011)