Die Preußen ermöglichen eine erste evangelische Gemeinde in Bonn
Die Stadt Bonn mit ihrer Nähe zum „hilligen Köln“, neben Aachen das Pilgerzentrum des Mittelalters, war traditionell katholisch geprägt. Als nun das Rheinland auf dem Wiener Kongress dem reformierten Königreich Preußen zugeteilt wurde, widerstrebte dieser Machtwechsel vielen Bonner Bürgern. Bereits unter der zwanzigjährigen Herrschaft der Franzosen zuvor verlor die ehemalige Ressidenzstadt viele ihrer Kompetenzen. Durch die neuen Verhältnisse büßte sie nun weitere Teile ihres ehemaligen Glanzes ein. Zwar wurde in Bonn die Friedrich-Wilhelm-Universität gegründet, ebenso wurde das Oberbergamt hier angesiedelt, doch die Hoffnung auf weitere wichtige Amtssitze erfüllten sich nicht, trotz zahlreicher Bittschreiben in Richtung der preußischen Hauptstadt Berlin. So wurde die Verwaltung der Rheinprovinz in Koblenz angesiedelt und der Sitz des Regierungspräsidenten ging nach Köln.
Einen Wunsch, der von Graf Belderbusch bereits in der Franzosenzeit geäußert wurde, erfüllten die Preußen jedoch: die Gründung einer evangelischen Gemeinde. Was zuvor undenkbar erschien, wurde nun durch die Zugehörigkeit zum protestantischen Preußen ermöglicht.
Der am 05. Juni 1816 gegründeten Gemeinde wurde zunächst die Schlosskirche als Gotteshaus zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde zählte anfangs nur 211 Mitglieder. Von Anfang an vereinigte sie Evangelisch-Reformierte und Evangelisch-Lutherische und nahm so die 1817 in Preußen eingeführte Union der lutherischen und reformierten Bekenntnisse vorweg. In der Folgezeit blühte das evangelische Leben und auch die evangelische Gemeinde in Bonn auf (Gründung einer evangelischen Schule etc.). Die Gemeinde zählte um 1870 bereits 2.600 Mitglieder. Außerdem gab es zahlreiche Konflikte zur Nutzung der zu klein gewordenen Schlosskirche. Es wurde daher eine neue, größere Kirche benötigt. Mit der bis heute größten Kirche der Stadt Bonn und der größten evangelischen Kirche im Rheinland überhaupt, wurde dieser Wunsch erfüllt. Sie ist heute ein Wahrzeichen des Protestantismus in Bonn und in der Bonner Region (bonn-evangelisch.de). Dem längjährigen Kultusminister Altenstein wird die Aussage zugeschrieben, dass der preußische Staat für die evangelische Kirche nach Liebe sorge, für die katholische hingegen nur nach Pflicht.
Die Geschichte der Kreuzkirche
Die Grundsteinlegung zum Bau der Kirche am Kaiserplatz, direkt neben der Hofgartenwiese und dem Kurfürstlichen Schloss, erfolgte 1866. Im Jahre 1871 wurde das Bauwerk fertiggestellt. Die Kosten für den Bau der Kirche betragen 141.000 Thaler. Die evangelische Gemeinde in Bonn wächst indessen weiter an, auf 14.543 Gläubige im Jahr 1905. Eine Renovierung der Kirche erfolgt 1935, hierbei wird der gotische Zierrat entfernt. Während des Zweiten Weltkrieges, am 18. und 21. Dezember 1944 wird die Kirche bei Luftangriffen zerstört. Der Wiederaufbau der Kirche erfolgt ab 1950, bereits im Jahr 1947 erhält sie den heutigen Namen „Kreuzkirche“. Die feierliche Einweihung erfolgt 1954. Die Kreuzkirche ist heute die evangelische Stadtkirche von Bonn.
Baudenkmal
Das Objekt „Evangelische Kreuzkirche“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 35612 / Denkmalliste der Stadt Bonn, laufende Nr. A 798).
(Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
Internet
www.bonn-evangelisch.de: Internetseite des evangelischen Kirchenkreises Bonn (abgerufen: 01.10.2014)
www.lutherkirche-bonn.de: Die Geschichte der evangelischen Gemeinde in Bonn (abgerufen: 25.09.2014)