Oberkasseler Brücke

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Düsseldorf
Kreis(e): Düsseldorf
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 13′ 53,85″ N: 6° 46′ 4,5″ O 51,23163°N: 6,76792°O
Koordinate UTM 32.344.165,17 m: 5.677.950,30 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.553.680,13 m: 5.677.695,20 m
  • Die Oberkasseler Brücke in Düsseldorf in der Südansicht

    Die Oberkasseler Brücke in Düsseldorf in der Südansicht

    Copyright-Hinweis:
    Leblebici, Suzan
    Fotograf/Urheber:
    Leblebici, Suzan
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Die Oberkasseler Brücke überspannt den Rhein bei Kilometer 744 in Düsseldorf und stellt so eine Verbindung zwischen der rechtsrheinischen Innenstadt und dem linksrheinischen heutigen Stadtteil Oberkassel her. Gewisse Berühmtheit erlangte die etwa 615 Meter lange Schrägseilbrücke am 7. und 8. April 1976, als das gesamte Bauwerk um 47,5 Meter stromabwärts versetzt wurde.

Vorgängerbauten
Der erste Vorgängerbau der Oberkasseler Brücke wurde zwischen 1896 und 1898 erbaut. Bei dieser Brücke handelte es sich um die zweite Rheinbrücke Düsseldorfs und die erste, die neben Straßenbahnen auch für den Individualverkehr freigegeben war. Die Oberkasseler Brücke löste damit eine inzwischen als Hindernis betrachtete Pontonbrücke zwischen dem Altstadtufer und der damals noch eigenständigen Bürgermeisterei Herdt ab, zu dem Oberkassel damals gehörte. Für den Bau der Oberkasseler Brücke musste der Düsseldorfer Sicherheitshafen, der Rheinschiffen einen Schutz bei Unwetter, Niedrig- und Hochwasser sowie Eisgang gewährte, zugeschüttet werden.

Die erste Oberkasseler Brücke bestand aus zwei Eisenfachwerkbögen mit einer jeweiligen Spannweite von etwa 180 Metern, zwei historistischen Tortürmen und einem Mittelpfeiler. Die Brücke wurde von der Rheinbahn AG als Teil der sogenannten K-Bahn erbaut. Die K-Bahn war die erste städteverbindende Schnellstraßenbahn Europas. Bis heute verbindet die K-Bahn Düsseldorf über Meerbusch mit Krefeld. Durch diese Erschließung folgte in den linksrheinischen Gemeinden an der K-Bahn ein regelrechter Bauboom. Die durch die Brücke bestärkte Verbindung der beiden Ufer, trug auch zur späteren Eingemeindung der linksrheinischen Orte nach Düsseldorf bei. Mitte der 1920er Jahre wurde die Brücke aufgrund des größeren Verkehrsaufkommens ausgebaut. Zu diesem Zweck wurden die historisierenden Brückentürme abgerissen. 1933 wurde in Gedenken an die Schlacht des Ersten Weltkrieges am gleichnamigen Teil der Nordsee die Oberkasseler Brücke in Skagerrak-Brücke umbenannt.

Wie zahlreiche andere Brücken am Ende des Zweiten Weltkrieges auch, wurde die Oberkasseler Brücke ebenfalls zerstört. Am 3. März 1945 sprengte die Wehrmacht die Brücke um das Vorrücken britischer und amerikanischer Verbände zu erschweren und den Zweiten Weltkrieg zu verlängern. Nach dem Einzug der US-Armee am 17. April 1945 wurde Düsseldorf der Britischen Militärverwaltung übergeben. Diese veranlasste den Bau einer Pontonbrücke durch britische Pioniere, der Freeman-Brücke, die Anfang Oktober 1945 eröffnet werden konnte. 1947 wurde diese allerdings zunächst durch Eisgang beschädigt und im Dezember 1947 schließlich durch einen Schiffsunfall zerstört. Schon 1947 begann deswegen der Bau der sogenannten Dauerbehelfsbrücke, die 1948 eröffnet wurde.

Exkurs: Friedrich Tamms
Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte der Architekt Friedrich Tamms (1904-1980) stark auf die Stadtentwicklung Düsseldorfs ein. Friedrich Tamms war unter anderem Mitarbeiter der Organisation Todt, für die dieser unter anderem Flaktürme in Wien, Hamburg und Berlin realisierte, war Mitarbeiter in Albert Speers (1905-1981) Behörde Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt und Mitglied des „Arbeitsstabs für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte“, welche direkt Albert Speer unterstellt war. 1942 bis 1945 wurde Tamms durch Adolf Hitler zum Professor an der Technischen Universität Berlin ernannt und 1944 ebenfalls von Adolf Hitler in die „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen, einer Liste mit Künstlern die dem nationalistischen Regime wichtig erschienen.
Nach dem Ende des Nationalsozialismus 1945 wurde Friedrichs Tamms 1948 Leiter des Stadtplanungsamts Düsseldorfs und löste in den 1950er Jahren mit seiner Personalpolitik den Düsseldorfer Architektenstreit aus. Junge Architekten des Architektenring Düsseldorfs warfen Tamms unter anderem die Bevorzugung ehemaliger Kollegen aus der Zeit des Nationalsozialismus vor. Ab 1960 war er Dezernent für Bauwesen der Stadt Düsseldorf. Er war Vertreter der autogerechten Stadt und wirkte dementsprechend auf die Düsseldorfer Stadtentwicklung ein. 1970 erhielt er das große Bundesverdienstkreuz.

Heutige Oberkasseler Brücke
Aufgrund des zunehmenden Verkehrs und zur Entlastung der Oberkasseler Dauerbehelfsbrücke veranlasste Friedrich Tamms ab der ersten Hälfte der 1950er die Planungen der Theodor-Heuss-Brücke, welche 1957 fertiggestellt wurde, und der Rheinkniebrücke, die 1969 eröffnet wurde. Für die Planungen der Oberkasseler Brücke beauftragte Friedrich Tamms den Bauingenieur Hans Grassl (1908-1980).
Um den Verkehr während der Bauarbeiten nicht zu stark zu beschränken, wurde die Neue Oberkasseler Brücke zwischen 1969 und 1973 fast 50 Meter weiter stromabwärts errichtet. Die neue Oberkasseler Brücke wurde dabei, um das rechtsrheinische Stadtbild nicht zu beeinträchtigen, als einhüftige Schrägseilbrücke konstruiert (asymmetrische Aufhängung mit nur einem Pylonen). Ab 1973 wurde die Dauerbehelfsbrücke schließlich abgerissen und Vorbereitungen für die neue Brücke getroffen, während der Verkehr schon auf die neue Brücke umgeleitet wurde. Am 7. und 8. April 1976 wurde die gesamte neue Oberkasseler Brücke, mit Schrägseilkonstruktion und Pylon, nun um 47,5 Meter an den Platz der alten Brücke verschoben. Dabei half auch was bei Bratpfannen nützlich ist: Teflon. Mit Hilfe von Teflonplatten und dem Einsatz von Hydropressen glitt die 12.500 Tonnen schwere Brücke mit 3,6 Metern pro Stunde über spiegelblanke Stahlplatten an ihren endgültigen Platz. Nur wenige Wochen später, am 30. April 1976, erfolgte die erneute Verkehrsfreigabe für die Brücke. 1988 folgte die Eröffnung des rechtsrheinischen U-Bahnhofs Tonhalle/Ehrenhof, welcher sich in der Brückenrampe der Oberkasseler Brücke befindet.

(Robert Gansen, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2020)

Internet
www.industriekultur-düsseldorf.de: Oberkasseler Brücke (abgerufen 27.05.2020)
www.rhein-magazin-duesseldorf.de: Rheinbrücken: Die Oberkasseler Brücke in Düsseldorf – das Ding mit der Schiebung (abgerufen 27.05.2020)
www.digit.wdr.de: „Zeitraffer der Brückenverschiebung“ (abgerufen 27.05.2020)
www.structurae.net: Technische Informationen der Oberkasseler Brücke (abgerufen 27.05.2020)
www.archinform.net: Friedrich Tamms (abgerufen 02.06.2020)
de.wikipedia.org: Oberkasseler Brücke (abgerufen 27.05.2020)

Oberkasseler Brücke

Schlagwörter
Ort
40479 Düsseldorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1969 bis 1976

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Robert Gansen (2020): „Oberkasseler Brücke”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-100999-20140825-2 (Abgerufen: 10. Dezember 2024)
Seitenanfang