Grabmal für verunglückte Pescher Kinder in Esch

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 00′ 57,46″ N: 6° 51′ 28,43″ O 51,01596°N: 6,8579°O
Koordinate UTM 32.349.748,41 m: 5.653.783,69 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.560.244,79 m: 5.653.772,79 m
Das aus Muschelkalk gefertigte Ehrenmal steht auf dem Escher Kirchhof. Es trägt zentral die Datumsinschrift „12.1.1916“ und erinnert an einen tragischen Unfall an diesem Tag.
Stilistisch finden sich Elemente des Jugendstils und des Neoklassizismus. Eine zentrale Gedenkwand wird beidseitig von massiven zylindrischen Pfeilern mit gerillten Schäften eingefasst. In der griechischen Säulenordnung – besonders in der dorischen und ionischen Ordnung – sind vertikale Rillen am Säulenschaft, sogenannte Kanneluren, ein prägendes Merkmal (Klassizismus bzw. Neoklassizismus). Die Säulen werden bekrönt von ornamentierten steinernen Blumenschalen („Blumenkörbchen“, Jugendstilelemente). Steinerne Blumen in der Grabarchitektur welken nicht mehr und sind daher symbolisch als ein dauerndes Zeichen des Gedenkens zu interpretieren. Die massigen Proportionen verleihen dem Denkmal einen monumentalen Charakter.

Hintergrund
Ein schweres Unglück während des Ersten Weltkriegs in Pesch gilt als eines der frühesten zivilen Kriegsopferereignisse im heutigen Kölner Stadtgebiet. Am 12. Januar 1916 entdeckten Kinder aus Pesch in einer dortigen ehemaligen Kiesgrube einen Blindgänger. Die Grube wurde vom Luftschiffer-Bataillon 3 als Übungsgelände für Bombenabwürfe genutzt. Die Explosion des Blindgängers forderte das Leben von zehn Kindern.
Da Pesch zu dieser Zeit kirchlich zur Pfarrgemeinde Esch gehörte, wurden die verunglückten Kinder auf dem Escher Kirchhof beigesetzt. Die Grablege befindet sich bis heute an der Südseite der Sakristei. Über dem Grab errichteten die Zivilgemeinde Stommeln und der Landkreis das Ehrenmal. Der Entwurf stammt von dem bedeutenden Stadtplaner Hermann Josef Stübben (1845-1936), der in den 1880er Jahren die Kölner Neustadt geplant hatte und offenbar weiterhin Verbindungen in die Region besaß.
In den 1960er Jahren wurde das Denkmal auf den Pescher Friedhof umgesetzt, jedoch ohne die sterblichen Überreste der Kinder zu überführen. Erst am 17./18. Januar 1994 gelangte das Denkmal wieder an seinen ursprünglichen Standort in Esch, wodurch der historische Zusammenhang zwischen Bestattungsort und Ehrenmal erneut hergestellt wurde.

Kulturhistorische Bedeutung
Das Denkmal dokumentiert die unmittelbare, zeitnahe Reaktion der Dorfgemeinschaft auf frühe zivile Opfer des Ersten Weltkriegs. Diese zeitliche Nähe macht das Ehrenmal besonders und selten, denn die großen staatlichen und kirchlichen Gedenkwellen setzen erst nach Kriegsende in den 1920er Jahre ein. Das Ehrenmal ist Ausdruck kollektiver Trauer einer damlas noch kleinen Dorfgemeinschaft. Es ist als bedeutsames, lokal einzigartiges Zeugnis der Kriegs-Erinnerungskultur des frühen 20. Jahrhunderts zu werten.

Hinweis
Das Objekt „Grabmal für 1916 verunglückte Pescher Kinder in Esch“ ist Bestandteil des Baudenkmals „Friedhof, Esch, Kirchgasse“ (Denkmalliste der Stadt Köln, Esch/Auweiler, Nr. 489).

(Martina Gelhar, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2025)


Literatur

Beines, Johannes Ralf (2007)
Esch, Alte Bauten. Teil 5. Der Kirchhof in Esch (Fortsetzung). S. 15-24. S. 20, Köln-Esch. Online verfügbar: Esch Aktuell Heft 121, abgerufen am 10.12.2025

Grabmal für verunglückte Pescher Kinder in Esch

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kirchgasse
Ort
50765 Köln - Esch / Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1916

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Martina Gelhar (2025): „Grabmal für verunglückte Pescher Kinder in Esch”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356745 (Abgerufen: 16. Dezember 2025)
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