Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel

Ehemaliges Kurfürstliches Kelterhaus

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 21,15″ N: 7° 08′ 57,21″ O 50,02254°N: 7,14923°O
Koordinate UTM 32.367.426,48 m: 5.542.778,02 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.399,19 m: 5.543.549,12 m
  • Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel (2025)

    Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel (2025)

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  • Alte Eingangstür an der Seite (2025)

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    Brunnen bei der Hauptstraße 89 in Briedel

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    Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel (2025)

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  • Wappen (2025)

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  • Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel (1938)

    Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel (1938)

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Im alten Ortskern von Briedel, an der Ecke der Hauptstraße 89, früher Provinzialstraße 175 und der Römerstraße 1 , früher Kehr 176 liegt das mächtige Fachwerkhaus, das jahrhundertlang das Kelterhaus des kurfürstlichen Marienburger Hofes war. Das repräsentative Eckhaus war das Wohnhaus des Erbbeständers (Verwalters) des Gutes. Die Front zur Kehr bildeten die Wirtschaftsräume.

Frühe Nachweise nennen uns schon im 12. Jahrhundert den Besitz von Weinbergen und einem Hof des Trierer Erzbischofs. Mit der Auflösung des Augustinerinnenklosters auf der Marienburg im Jahre 1515 kam dessen in Briedel gelegener Hof in den Besitz des Trierer Kurfürsten. Ob es sich dabei um das hier beschriebene Gebäude handelt, ist derzeit nicht nachweisbar. Es ist wahrscheinlich, dass der Kurfürst als nunmehr größter Grundbesitzer in Briedel nach der Übernahme den Bau eines repräsentativen Hofgebäudes in der Ortsmitte von Briedel am vorhandenen oder neuen Standort veranlasste.

In dieser klassischen Form mit stattlichem Giebel über massivem Sockel gehört das Haus zu den frühesten Beispielen des Fachwerkbaues an der Mosel. Der Hofraum zur Hauptstraße war durch eine massive Mauer eingegrenzt. Heute ist er unter Beibehaltung der alten Mauern mit einer Betondecke abgedeckt und wird als Terrasse genutzt. Auf Ebene der Hauptstraße befinden sich die Kellerräume und ein kleiner Viehstall. Der Hauptkeller hat eine Kapazität von 12 Fuderfässern. Damit war er ausreichend bemessen, um die Ernte bzw. die anzuliefernden Halbpachten des rund 42.000 Stock großen Weingutes aufzunehmen. Im Hauptkeller ist eine Pütz (Hausbrunnen), die etwa 9 Meter tief bis zum Grundwasser gegraben wurde. Der Brunnenschacht mit einem Durchmesser von 1,40 Meter ist mit Bruchsteinen ausgemauert. Eine große Schwengelpumpe am Eingang ermöglichte es, das Wasser bequem in den Wirtschaftsbereich hochzuholen. Heute ist der Schacht mit einer Betonplatte und kleinem Revisionsschacht abgesichert. Die Pumpe ist abgebaut. Erd- und Obergeschoss beinhalten die Wohnräume. Hinter dem Gebäude war noch ein kleiner Gemüsegarten. Er ist auch mit einer Mauer eingegrenzt, in der eine kleine Schlupftür hinaus zur Kirchentreppe führt.

Das stattliche Hauptgebäude wurde um 1524 errichtet und im 17. Jh. mit einem weiteren Wohn-Flügel nach links erweitert. Hinter dem Haus, an der Front zur Römerstraße, steht der, sich dem Straßenniveau folgend, höhergelegene massive Anbau der Wirtschaftsräume, die im Obergeschoss gleichfalls einen einfachen Fachwerkgiebel zeigen, erbaut im 19. Jh. Im Gegensatz zu dem später errichteten Nachbarhaus sind hier keine aufwendigen Schnitzereien und Dekore vorhanden. Dies weist darauf hin, dass dieses Gebäude hauptsächlich als Wirtschaftsgebäude und nicht als repräsentativer Wohnsitz des kurfürstlichen Hofmannes errichtet wurde.

Hans Vogts beschreibt das Ensemble 1938 wie folgt: „Nr. 175/176 Provinzialstraße, jetzt geteiltes Eckhaus, aus massivem Sockel und Erd- und Obergeschoß in sichtbarem Fachwerk bestehend: in diesem geschweifte große Streben, dreieckige ausgeschweifte Kopfstücke, Fenster ohne Umrahmung, Giebel mit Zwergwalm, vielprofilierte Schwellengesimse, konstruktive Pfostenstellung; auf den Eckpfosten die Jahreszahl 1524. An der Querstraße eine horizontal geteilte Zweifüllungstür mit Flachrelief (Gehänge mit Hackmesser und Beil) auf der oberen Füllung, gute Arbeit aus der 2. Hälfte des 18. Jh.“

Der kurfürstliche Marienburger Hof, früher auch Morendorffer Hof genannt, wurde nicht direkt durch die kurfürstliche Hofkammer verwaltet; vielmehr wurden die Güter durch Hofmänner kontrolliert, die erblich mit dieser Aufgabe belehnt wurden. Die Verwaltung dieses Hofes lag über fast 400 Jahre in den Händen der Familie Th(i)elen, wie die umfangreichen überlieferten Unterlagen, z.B. Lehnsbriefe von 1457 belegen. Das erbliche Amt des kurtrierischen Hofmanns war sicherlich mit einem hohen sozialen Status verbunden und machte den Hofmann zu einem der größten Steuerzahler seiner Zeit. Der Hofmann fungierte gleichzeitig auch als Schultheiß und stand dem Briedeler Gericht vor.

Gegen Ende des Kurstaates wird das Hofhaus des Martin Thielen als stark verfallen bezeichnet und in den Steuerlisten 1784 und 1788 nur noch mit 300 Reichstalern, einem durchschnittlichen Wert, bemessen. In der französischen Besatzungszeit und der folgenden preußischen Zeit ging es weiter abwärts. Das Aussterben mehrerer Familienzweige und Erbstreitigkeiten führten zu unklaren Besitzverhältnissen.

Die französiche Departementverwaltung enteignete den gesamten kurtrierischen Besitz in Briedel. Während die Weinberge zügig versteigert wurden, kam es nach der am 12.4.1802 versuchten Hausversteigerung zu Rechtsstreitigkeiten über die Gültigkeit und Rechtsstellung der Belehnung an die Familie Thielen. 1809 wird Jacob Thielen noch als Einnehmer der französischen Regierung genannt. Fakt ist, dass der Hof nach einer Entscheidung der Domänenverwaltung von 1810 nicht enteignet und versteigert wurde, sondern in der Familie Thielen verblieb.

Im Urkataster von 1832 finden wir dann den Johann Peter Feidt jung. als neuen Eigentümer. Offensichtlich hatte die Familie Feidt kräftig investiert, denn nun wird es in der Kategorie 6, der höchsten Wertstufe ausgewiesen. Nach dessen Sohn Timotheus und dessen Tochter Catharina Agatha, die Wilhelm Fischer heiratete, ist heute die Familie Fischer Besitzer. Zwischenzeitlich wurde das Fachwerk auch mehrfach restauriert und die Innenräume den heutigen Wohnansprüchen gemäß gestaltet. Neben der vorhandenen Jahreszahl 1524 im Eckbalken wurde dabei auch eine Tafel mit dem Wappen der Gemeinde Briedel angebracht.

Von 1949 bis 1961 hatte die Raiffeisenkasse Briedel ihre Büroräume und Schalter im Erdgeschoss des Haupthauses mit dem alten Eingang von der Römerstraße aus. Der Zugang zu den Wohnräumen erfolgte wie heute durch einen Zugang über den linken Erweiterungsflügel.

Das Haus zusammen mit dem Nachbarhaus und der Kirche im Hintergrund ist das ortsbildprägende und meistfotografierte Ensemble in Briedel.

Neben dem Haus errichtete die Gemeinde zwei große Wasserbecken, die auch mit Frischwasser aus dem Briedeler Bach befüllt wurden. So war jederzeit für die Briedeler und ihr Vieh die Wasserversorgung sichergestellt, zumal dieser Platz ja auch innerhalb der Ortsummauerung lang. Durch Bau der örtlichen Wasserversorgungsleitung direkt in die Häuser nahm die Bedeutung des Brunnens auch als Zentrum der Zusammengehörigkeit ab. 1827 war das alte Wasserbecken durch Setzungen nicht mehr nutzbar. So errichtete die Gemeinde an gleicher Stelle einen Gedenkbrunnen an die Befreiungskriege gegen Napoleon. Offensichtlich gab es bei der Nutzung immer wieder Probleme. So verbot der Gemeinderat 1846 das Waschen von Salat und Kartoffelsäcken in den Brunnenbecken. 1867 wurde der Brunnen dann auf die andere Seite der Hauptstraße verlegt. (siehe auch Dorfbrunnen)

An der massiven Hauswand hatte die Gemeinde einen Aushangkasten angebracht. Hier wurden alle amtlichen Bekanntmachungen, Hinweise und auch Vereinsnachrichten etc. für alle Bürger stets einsehbar, ausgehängt. (höre Tonbeitrag dazu)

In einigen alten Schriftstücken ist die Existenz eines Prangers in Briedel belegt. So wird die Prangerstrafe noch in der Neufassung der Briedeler Polizeiordnung von 1784 bei Diebstahl von Weinbergpfählen aufgeführt. Schon die Existenz eines Prangers galt damals als öffentlicher Beweis über das Recht der niederen Gerichtsbarkeit der Gemeinde. Dieser Pranger befand sich wahrscheinlich an dieser Mauer neben dem Brunnen, in unmittelbarer Nähe zum Wohnhaus des Gerichtsvorsitzenden, dem jeweiligen Hofmann. Damit war die mit der Strafe angestrebte gewünschte Öffentlichkeit gegeben. (höre Tonbeitrag dazu)

Kulturdenkmal
Das Fachwerkhaus Hauptstr. 89 in Briedel wird im Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Cochem-Zell geführt. Der Eintrag lautet: „Fachwerkhaus, teilweise massiv, bezeichnet 1594, Obergeschoss aus dem 17. Jahrhundert. Anbau im 19. Jahrhundert, Fachwerkscheune, Gesamtanlage.“

(Hermann Thur, Elmar Kroth, Briedel, 2025)


Literatur

Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, Trier.
Kroth, Elmar (2011)
Die Familie Thielen - über 350 Jahre kurtrierische Hofmänner in Briedel. In: Mitteilungen der WGFF, Band 45, Heft 1, o. O.
Stein, Dr. V. (1929)
Der Kreis Zell an der Mosel, ein Heimatbuch. o. O.
Thur, Hermann (2025)
Leben und Arbeiten in Briedel. Briedel.
Vogts, Hans; Eiden, Hans (1938)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Zell an der Mosel. Düsseldorf.

Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 89
Ort
56867 Briedel
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Hermann Thur, Elmar Kroth: „Fachwerkhaus Hauptstraße 89 in Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356654 (Abgerufen: 4. November 2025)
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