An der Hauptstraße Ecke Zehntstraße in Briedel steht auf dem Brunnenplatz der Dorfbrunnen. Drei Bögen sitzen auf dem Beckenrand und werden oben mittig zusammengeführt. Sie enden in einer Bekrönung. Die Bögen zieren Motive der Ortsgeschichte. Der Brunnen wurde im Jahr 1984 erbaut. Er besteht aus Basaltstein aus der Region.
Geschichte Der Brunnen auf dem Brunnenplatz ist bereits der dritte Dorfbrunnen im Ort. Der erste Brunnen stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wurde als Denkmal für die Gefallenen des Befreiungskriegs des Jahres 1813 errichtet. Er wurde von den Bürgern Briedels unter anderem zur Trinkwasserversorgung, zum Waschen und für die Viehtränke genutzt. Der Andrang am Brunnen wurde stetig größer. Daher entschieden sich einige Bewohner des Ortes, eine eigene Wasserquelle im Keller ihres Hauses zu erschließen. Der Dorfbrunnen diente aber weiterhin als Treffpunkt der Ortsbewohner. Als im Jahr 1879 die Straße von Zell (Mosel) nach Traben-Trarbach gebaut wurde, musste die bisher schmale Hauptstraße in Briedel verbreitert werden. Dafür wurden Häuser abgebrochen und der Gemeindebrunnen wurde auf die andere Straßenseite verlegt. Im Jahr 1947 wurde das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Haus „Alte Post“ abgebrochen. Bis zum Jahr 1950 wurde der Dorfplatz in seiner heutigen Form hergerichtet und der Brunnen in die Platzmitte versetzt. Der Brunnen aus Basaltbeton war mit einem großen Adler bekrönt. Dieser Brunnen wurde im Jahr 1970 abgebrochen. Ein neuer, mit Mosaik versehener Brunnen wurde hergestellt. Das Mosaik stellte die Briedeler Weinlagen dar. Da schon nach wenigen Jahren der Lack des Brunnens durch Verwitterung absprang, wurde der heutige Basaltbrunnen erbaut.
Der Brunnen spielt auch im örtlichen Brauchtum eine Rolle: So wird der Brunnen zu Ostern von den Kindern des Kindergartens mit Palmwedeln und Ostereiern geschmückt. Der Brunnen wird nach der Oster-Andacht geweiht.
Bildprogramm Der Dorfbrunnen ist mit einem umfangreichen Bildprogramm versehen. Die drei Brunnenbögen thematisieren das Brauchtum und das Handwerk. Durch die zu bestimmten Jahreszeiten anstehenden Arbeiten bekommen die Darstellungen eine zyklische Bedeutung. Besondere Symbole der Ortsgemeinde, wie das Wappen und das Briedeler Herzchen, werden ebenfalls dargestellt. Auch die Darstellung von Festen und Brauchtum verweist auf bestimmte Jahreszeiten. Daher folgt das Bildprogramm des Dorfbrunnens in Briedel älteren Darstellungen handwerklicher oder landwirtschaftlicher Arbeiten und Festkultur. Als berühmtestes Beispiel können die Darstellungen aus dem „Stundenbuch des Duc de Berry“ (Très Riches Heures du Duc de Berry, geschaffen 1410-1416) der Brüder Limburg genannt werden.
Darstellungen in der Brunnenkrone In der Brunnenkrone ist das Gemeindewappen zu sehen. Es ist dem Briedeler Gerichtssiegel des Jahres 1518 nachempfunden. Unter dem Wappen ist ein Herz dargestellt. Dieses symbolisiert das „Briedeler Herzchen“, die bekannteste Weinlage der Gemeinde. Der Name der Weinlage kann bis ins Jahr 1550 zurückverfolgt werden.
Darstellungen südlicher Brunnenbogen Beginnend von links nach rechts stehen drei Männer neben vier Weinfässern. Während einer der Männer noch Wein aus dem Fass zapft, trinken die beiden anderen bereits. Diese Handlung symbolisiert den Buß- und Bettag. Der Feiertag war einer der größten Feiertage in den Weinbaugebieten entlang der Mosel. Es wurden die Weine des neuen Jahrgangs probiert. Die abgebildeten Männer nehmen an einer Weinprobe teil. Darüber ist ein weiterer Mann dargestellt. Er trägt Dung und Mist mit einer Kiepe (Tragevorrichtung) in den Weinberg. Eine junge Frau macht Laubarbeiten. Eine dritte Person bearbeitet den Boden mit einer Harke. Es werden typische Arbeiten im Weinberg dargestellt.
Den nächsten Abschnitt zieren drei Musiker mit einer Bauchtrommel und zwei Blasinstrumenten. Diese Szenerie symbolisiert die verschiedenen Feiern im Ort. Über den Musikern befindet sich das Gemeindewappen und das Briedeler Herzchen.
Die letzte Darstellung dieser Bogenseite zeigt die Traubenlese. Mit einem Tragekorb werden die geernteten Trauben zur Kelter gebracht. In der Kelter werden die Trauben gepresst. Eine weitere Darstellung zeigt die Kelter und wie die gepressten Trauben zu Wein verarbeitet werden.
Darstellungen nördlicher Brunnenbogen Die nördliche Bogenseite zeigt traditionelle Handwerksberufe in Briedel. Ein Fassbinder, auch Küfer oder Böttcher genannt, wird bei seiner Arbeit dargestellt. Für die Herstellung von Fässern wurden Längshölzer, Dauben genannt, zu einem bauchigen Fass montiert. Zusammengehalten werden die Dauben von Metallreifen. Die beiden Fassböden werden in den runden Fasskörper eingepasst. Früher wurden die in Fässern ausgebauten Weine zusammen mit dem Fass verkauft. Daher wurden jedes Jahr wieder neue Fässer benötigt.
Darüber wird ein Schmied mit einem Hufeisen gezeigt. Als Zugtiere wurden von den Winzern überwiegend Kühe eingesetzt, die beschlagen werden mussten. Über dem Schmied ist eine reitende St. Martin-Figur dargestellt. Der Heilige teilt den Mantel mit dem Schwert, um eine Hälfte dem knienden Bettler zu reichen. St. Martin ist der Schutzpatron der Ortsgemeinde. Vier Kinder mit Fackeln in der Hand folgen dem Reiter und symbolisieren einen Fackelzug (Martinszug an der Martinskirmes). Die Mitte dieser Bogenseite zeigt zwei Pärchen beim Tanz. Flankiert werden die Pärchen von zwei ineinander verschlungenen Ringen, die Himmeroder Ringe. Sie symbolisieren das Kloster Himmerod. Dieses hatte 500 Jahre lang Patronatsrechte über den Ort (1264-1794) und besaß zudem großen Grundbesitz in Briedel. Es folgt das Bild eines Turmes und einer Mauer. Diese Darstellungen symbolisieren den Eulenturm und die Ortsmauer Briedels. Einer Inschrift ist zu entnehmen: „Alte Ortsnamen von Briedel“, „745n.Chr.“. „Praediolum“ (kleines Landgut) war der Name Briedels zur Römerzeit. Es entwickelte sich dann im Laufe der Zeit zu „Bredallium“ im Jahr 893 und „Bredalio“ im Jahr 944. Erstmals im Jahr 1149 findet der Name Briedel Verwendung (www.archive.org). Darstellungen von Häusern, Weideflächen und Weinbergen symbolisieren den Ort.
Darstellungen östlicher Brunnenbogen Das erste Bild zeigt einen Schäfer mit seinen Schafen. Diese Figur symbolisiert die Weinlage Schäferlay in der Gemarkung Briedel. Auch gab es auf den Weiden und in den Niederwäldern im Umland von Briedel früher viele Schafe, die von einem Gemeindeschäfer betreut wurden. Darüber befindet sich ein Spielmann, Das Glas in der einen Hand und die Laute in der anderen haltend, symbolisiert er die Weinlage Schelm und weist auf Musik und Festkultur hin. Es folgt die Darstellung einer Nonne als Symbol für die Weinlage Nonnengarten. Es ist gleichzeitig ein Hinweis auf den großen Weinbergsbesitz der Klöster. In Ihrem Hintergrund erkennt man noch einen Berg als Hinweis auf die Weinlage Weisserberg. Auch in der Mitte des dritten Bogens ist wieder eine Szene mit Musik und Tanz abgebildet: mehrere Menschen halten einander an den Händen und tanzen. Die nächste Darstellung zeigt zwei Personen beim Abtragen der Lohrinde von Bäumen. Diese wurde zum Gerben benutzt. Die Lohrinde, von Eichenbäumen stammend, wurde im Frühjahr geerntet, weil sie zu diesem Zeitpunkt besonders frisch war. Die Rinde enthält den Gerbstoff Tannin. Während des Gerbvorgangs wurde das Tierleder in eine Beize aus Gerbstoff und weiteren Zutaten für längere Zeit eingelegt. Auf diese Weise wurde das Leder weich und stabil und konnte weiterverarbeitet werden. Es folgt das Bild eines Sämanns beim Aussäen von Getreidesaat. Weiter sehen wir einen Bauern beim Mähen des reifen Getreides, hinter ihm eine Frau, die die abgeschnittenen Halme zu Garben zusammenbindet. Das letzte Bild zeigt einen Bauern mit dem Pflug, als weiteres Symbol für die Landwirtschaft in Briedel.
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