McNair-Brücke Köln

Behelfsbrücke nach dem Zweiten Weltkrieg, Lieutenant General Lesley McNair Bridge, „Tausendfüßler-Brücke“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 8,65″ N: 6° 57′ 48,35″ O 50,93574°N: 6,96343°O
Koordinate UTM 32.356.903,59 m: 5.644.653,66 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.766,79 m: 5.644.939,81 m
  • Historische Aufnahme der "Lt. Gen. Lesley McNair Bridge", einer Kölner Behelfsbrücke zwischen der Altstadt und Deutz nach dem Zweiten Weltkrieg (1945/47). In Blickrichtung nach Deutz hin ist rechts die zwischen 1943 und 1945 erheblich beschädigte Kirche Sankt Heribert zu erkennen.

    Historische Aufnahme der "Lt. Gen. Lesley McNair Bridge", einer Kölner Behelfsbrücke zwischen der Altstadt und Deutz nach dem Zweiten Weltkrieg (1945/47). In Blickrichtung nach Deutz hin ist rechts die zwischen 1943 und 1945 erheblich beschädigte Kirche Sankt Heribert zu erkennen.

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  • Historische Aufnahme der Altstadt von Köln und der gegenüberliegenden Rheinseite am Ende des Zweiten Weltkriegs (24. April 1945).

    Historische Aufnahme der Altstadt von Köln und der gegenüberliegenden Rheinseite am Ende des Zweiten Weltkriegs (24. April 1945).

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Die im Volksmund aufgrund ihrer Konstruktion auch „Tausendfüßler-Brücke“ genannte McNair-Brücke war eine von insgesamt drei nach dem Zweiten Weltkrieg während der alliierten Besetzung entstandenen Behelfsbrücken im kriegszerstörten Köln. Benannt war sie nach dem US-Generalleutnant Lesley J. McNair.

Kriegsende 1945: Köln ohne Brücken
Die McNair-Brücke
Der Namensgeber Generalleutnant Lesley J. McNair
Spuren der Patton-Brücke
Internet, Literatur

Kriegsende 1945: Köln ohne Brücken
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 war nicht nur die Kölner Innenstadt fast vollständig zerstört, auch die bis dato fünf Kölner Rheinbrücken Rodenkirchen, Südbrücke, Deutz, Hohenzollernbrücke und Mülheim lagen allesamt in Trümmern. Die Überquerung des Flusses zur vollständigen Besetzung auch der rechtsrheinischen Stadtteile am 14. April 1945 war bereits mit Hilfe einer Pontonbrücke der US-Armee zwischen Poll und Bayenthal erfolgt. In den ersten Monaten nach dem Krieg war ein Überqueren des Stromes für Personen, Fahrzeuge und Güter nur beschwerlich über Behelfsübergänge aus Pontons oder flachen Holzstegen und daneben wohl auch mit notdürftig eingerichteten Fähren möglich.
In der Ruinenstadt Köln entstanden damals neben der McNair-Brücke noch zwei weitere Behelfsbrücken, die Patton-Pontonbrücke zum Deutzer Rheinpark hin und eine Notbrücke an der 1946 provisorisch wieder aufgebauten Südbrücke (heute Schönhauser Straße) (Wilhelm 2008).

Die McNair-Brücke
Die zwischen 1913 und 1915 erbaute Deutzer Kettenhängebrücke (ab 1925 Hindenburgbrücke) - das Vorgängerbauwerk der heutigen Deutzer Brücke an gleicher Stelle - war infolge von Schäden durch Bombardements am 28. Februar 1945 zusammengebrochen, die Katastrophe forderte hunderte Todesopfer.
Eine der für die Versorgung der Stadt dringend benötigten Behelfsbrücken wurde noch im Frühjahr 1945 unmittelbar südlich der eingestürzten Hängebrücke bei Rheinkilometer 687,9 errichtet. Noch vor Kriegsende begannen Pioniere der 1057th Port Construction Group der US-Armee am 21. April 1945 mit dem Bau, der bereits am 24. Mai 1945 fertiggestellt war und eingeweiht werden konnte.

Das Konstruktionsprinzip einer Pfahljochbrücke wies ganz ähnlich bereits die vom Beginn des 4. Jahrhunderts an fast genau hier stehende römische Konstantinbrücke auf.
Die Fahrbahn befand sich auf einer Vielzahl von in den Rheinboden gerammten Baumstämmen und Pfählen, was der McNair-Brücke im Volksmund rasch den Spitznamen „Tausendfüßler-Brücke“ einbrachte. Neben ihrer Funktion für den Verkehr, führten auch Versorgungsleitungen über die Notbrücke, um die Kölner Altstadt mit Wasser und Strom aus den rechtsrheinischen Vororten zu versorgen.
Obgleich die Brücke zunächst nur für Militärangehörige vorgesehen war, wurde sie aufgrund des großen Zuzugs von Heimkehrern und Flüchtlingen in die Domstadt auch für Zivilisten geöffnet. Diese hatten sich jedoch vor Überquerung des Flusses in speziell eingerichteten Stationen einer Entlausung mit DDT-Pulver zu unterziehen (kriegsenden.nsdok.de).

Da die hölzerne Basis des Bauwerks dem strömenden Wasser des Rheins ungeschützt ausgesetzt war, faulte das Holz jedoch rasch oder nahm Schaden durch Eisgang. Ferner bildeten sich am Grund des Unterwasser-Fundaments durch das strömende Fließgewässer offenbar auch Strudellöcher (so genannte Auskolkungen), die dessen Stabilität beeinträchtigten.
Schon Ende des Jahres 1945 war die McNair-Brücke so marode, dass sie zunächst ab Anfang 1946 für Fahrzeuge gesperrt und ab September gar nicht mehr genutzt wurde. Schließlich wurde die Brücke wieder abgerissen. Der Datierung einer historischen Aufnahme zufolge dauerte der Abriss bis ins Jahr 1947 an (www.werkladen.de).
Nach der Fertigstellung der neuen Deutzer Brücke (1948) und der Mülheimer Brücke (1951) wurde schließlich auch die Patton-Notbrücke nicht mehr benötigt und abgebrochen.
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Der Namensgeber Generalleutnant Lesley J. McNair
Benannt war das provisorische Bauwerk offiziell als „Lieutenant General Lesley McNair Bridge“.
Lesley James McNair (1883-1944) hatte als Offizier der US-Army bereits im Ersten Weltkrieg gekämpft und war dann erneut im Rang eines Generalleutnants im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Tragischerweise fiel er als Oberbefehlshaber einer lediglich vorgetäuschten Heeresgruppe der angeblichen 1st US Army Group bei einem fehldirigierten Bombenangriff durch eigenen Beschuss (friendly fire) nahe der Stadt Saint-Lô in der französischen Normandie. Als einer der ranghöchsten im Zweiten Weltkrieg getöteten US-Soldaten wurde Lesley J. McNair postum zum General befördert.

Spuren der McNair-Brücke
Von dem einstigen hölzernen Brückenbauwerk sind heute keinerlei Spuren mehr erhalten. Immer wieder bei Niedrigwasser am Deutzer Rheinufer auftauchende Holzpfähle gehen nachgewiesenermaßen auf andere (und zudem ältere) Bauten am Fluss zurück.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)

Quelle
Freundliche Hinweise von Herrn Werner Müller, Historisches Luftfahrtarchiv Köln, 2025.

Internet
kriegsenden.nsdok.de: „Kriegsenden in Köln“, Kapitel 4: Brückengeschichten (abgerufen 13.10.2025)
de.wikipedia.org: McNair-Brücke (abgerufen 13.10.2025)
de.wikipedia.org: Lesley J. McNair (abgerufen 13.10.2025)
digit.wdr.de: Historische Aufnahme der „Lt.Gen. Lesley McNair Bridge“ (abgerufen 13.10.2025)
www.werkladen.de: Historische Aufnahme vom Abriss der Kölner „Tausendfüßler-Brücke“ (abgerufen 13.10.2025)
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Literatur

Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (1996)
Brücken über den Rhein. (Diesmal 1993, Sondernummer 1.) Pulheim-Brauweiler (2. überarbeitete Auflage).
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (1991)
Rheinbrücken. In: Im Blickpunkt 2/18, Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 71-73, Köln (2. Auflage).

McNair-Brücke Köln

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Leystapel / Deutzer Werft
Ort
50670 Köln - Altstadt-Nord / Deutz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos
Historischer Zeitraum
Beginn 1945, Ende 1946 bis 1947

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„McNair-Brücke Köln”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356627 (Abgerufen: 4. November 2025)
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